Am 27. Oktober 2023 wurde der „Baum des Jahres 2024“ ausgerufen. Die Wahl der Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung fiel auf die Echte Mehlbeere. Mit ihrem ansprechenden Aussehen, der Vorliebe für lichte und sonnige Standorte sowie ihrer Fähigkeit, auch mit längeren Trockenperioden zurecht zu kommen, ist die Mehlbeere ein idealer Stadtbaum mit Zukunftspotenzial.
Ehrung für einen Zukunftsbaum
Die Echte oder Gewöhnliche Mehlbeere (Sorbus aria) ist in Grün- und Parkanlagen, auf Plätzen und am häufigsten entlang von Straßen und Wegen anzutreffen. Außerhalb der Städte wird sie gern als Alleebaum gepflanzt, vor allem an Nebenstrecken.
Herkunft und Verbreitung der Echten Mehlbeere
Die Echte Mehlbeere ist über das südöstliche Europa eingewandert und heute rund um das westliche Mittelmeer und in Teilen von West- und Mitteleuropa zu finden. In Deutschland – vor allem in der Eifel, in Nordhessen sowie dem Thüringer Wald verbreitet – ist sie ein Baum der Hügel- und bergigen Landschaften bis in den alpinen Raum hinein, wo sie bis auf Höhen von bis zu 1600 Metern wächst. Seit über hundert Jahren wird die Mehlbeere gerne in Deutschland gepflanzt, verwildert aber zunehmend und breitet sich besonders in den offenen Mittelgebirgslandschaften aus.
Denn Sorbus aria bevorzugt sonnige Standorte und wenig Konkurrenz. Zwar kommt sie auch in Kiefern-, Eichen- oder Buchenwäldern vor, aber eher nur dort, wo es aufgrund schwieriger Boden- und Klimaverhältnisse lichte Bereiche gibt. Ansonsten ist die Mehlbeere in der Natur an Waldrändern und in Heidegebieten sowie auf Mager- und Trockenrasen anzutreffen. An Steilhängen und auf Felsblockhalden entwickelt sich der Baum meist mehrstämmig oder nur strauchförmig. Die Mehlbeere liebt kalkreiche Böden, ist aber nicht darauf angewiesen. Quarzhaltige Böden meidet sie jedoch – einer der maßgeblichen Gründe, warum der Baum in Norddeutschland nicht vorkommt, weder in der Heide noch auf der überwiegend aus Granit bestehenden Kuppe des Harzes.
Eigenschaften der Echten Mehlbeere
Die echte Mehlbeere erreicht eine Höhe von 10 bis 15 Metern. Über ihrem starken Stamm erhebt sich eine dichte, flachgewölbte Baumkrone. Darin erscheinen im Mai zahlreiche grazil geformte, weiße Blütendolden, die allerlei Insekten als Nektar- und Pollenquelle dienen. Für das menschliche Auge bieten die Blüten einen wunderschönen Kontrast zu den matt-dunkelgrünen Blattoberseiten. Jedoch schon vorher ist die Mehlbeere ein Hingucker: Ab Mitte März öffnen sich die großen, braun und grün changierenden Knospen und die von dichtem silbergrauem Haarfilz bedeckten Triebe und Blätter erscheinen. Die Behaarung verschwindet mit der Zeit, bleibt aber vor allem an den Blattunterseiten als Verdunstungsschutz bis in den Herbst erhalten. Wenn im Sommer der Wind die Blätter hebt, schimmern die Blattunterseiten schon von weitem silbrig.
Ab Mitte September färben sich die Früchte von orange zu einem leuchtenden Rot. Streng genommen sind dies keine Beeren, sondern Äpfel im Miniformat. Kein Wunder, denn die Mehlbeere gehört zur Familie der Rosengewächse und ist daher mit dem Apfel verwandt. Die rundlich-ovalen Früchte schmecken mehlig und fad, entwickeln nach dem Frost aber eine gewisse Süße. So eignen sie sich zur Herstellung von Gelee, Essig oder Schnaps. Den Namen haben Mehlbeeren aber vermutlich nicht wegen ihrer mehligen Beschaffenheit, sondern weil sie in Notzeiten zum Strecken von Mehl fürs Brotbacken genutzt wurden. Vor allem Vögel mögen die Früchte. Sollten sie etwas von ihnen übriglassen, freuen sich Mäuse, Igel oder Wildschweine, wenn nach dem Winter die Fruchtstände abfallen.
Zukunftspotenzial der Mehlbeere
Durch ihre Blüten und Früchte trägt die Mehlbeere zur Artenvielfalt bei und ist daher vor allem in der Stadt sehr wertvoll für das ökologische Gleichgewicht. Für die seit einigen Jahren zunehmenden Wildobstpflanzungen zur Förderung des Naturschutzes wird der Baum ausdrücklich empfohlen. Bei der Anlage von Lawinenschutzwäldern in den Alpen wird sein Anbau gefördert. Zukunftspotenzial hat die Mehlbeere aber wohl vor allem, weil sie mit der in den kommenden Jahren sicherlich höheren Sonneneinstrahlung und den zunehmenden Trockenperioden gut zurechtkommen wird. Die bundesweite Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) hat die Mehlbeere daher in die Liste der Zukunftsbäume für die Stadt aufgenommen.
Der Verein Baum des Jahres
Der Verein Baum des Jahres e. V. wurde im Jahr 1972 von Dr. Silvius Wodarz als eine der frühen deutschen Umweltorganisationen gegründet und hieß bis 1999 noch Umweltschutzverein Wahlstedt. Der erste „Baum des Jahres“ war 1989 die Stieleiche. Seitdem wählt das Kuratorium aus 32 Umweltorganisationen, -institutionen, Verbänden und Forschungseinrichtungen jedes Jahr eine Baumart und stellt sie besonders heraus. Als Botschafterin der Mehlbeere setzt sich die Deutsche Baumkönigin 2024, Johanna Hinnerichs, ein Jahr lang dafür ein, den forstlich bislang eher unbedeutenden Baum bekannter zu machen und auf seine naturschutzfachliche Bedeutung als Wildobst hinzuweisen. Mehr Informationen gibt es auf https://baum-des-jahres.de/.
Preisträger der vergangenen Jahre:
- Baum des Jahres 2023: Die Moor-Birke
- Baum des Jahres 2022: Die Rotbuche
- Baum des Jahres 2021: Die Stechpalme
- Baum des Jahres 2020: Die Robinie
- Baum des Jahres 2019: Die Flatter-Ulme
- Baum des Jahres 2018: Die Ess-Kastanie
- Baum des Jahres 2017: Die Fichte
- Baum des Jahres 2016: Die Winterlinde
- Baum des Jahres 2015: Der Feldahorn
- Baum des Jahres 2014: Die Trauben-Eiche
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