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BERLIN. Verstärkte Anstrengungen der internationalen Staatengemeinschaft zur Ernährungssicherung hat der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Uwe Feiler, angemahnt. „Gemeinsam müssen wir Strategien entwickeln, um die Versorgung mit Lebensmitteln überall auf der Welt zu sichern, weitere Pandemien zu unterbinden und die Landwirtschaft widerstandsfähig gegen den Klimawandel zu machen“, sagte Feiler bei der Eröffnung des 13. Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) heute in Berlin.
Corona bedrohe das Leben von Menschen nicht nur unmittelbar, so Feiler. Vielmehr gefährdeten die Folgen der Pandemie ebenso wie die des Klimawandels die Ernährung in vielen Teilen der Erde. „Der Kampf gegen Corona und gegen den Klimawandel ist deshalb auch ein Kampf gegen den Hunger“, betonte der Staatssekretär. Umso wichtiger sei es, dass das GFFA auch in diesem Jahr durchgeführt werde.
„Pandemien und Klimawandel: Wie ernähren wir die Welt?“, lautet das Thema der fünftägigen virtuellen Veranstaltung. Zu den 20 Fachveranstaltungen werden insgesamt rund 2 000 internationale Besucherinnen und Besucher sowie etwa 100 Sprecher aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft erwartet. Dabei geht es unter anderem darum, wie die Ernährungssysteme gestärkt aus der COVID-19-Pandemie hervorgehen können und was der Agrarsektor zur Verhinderung weiterer Pandemien beitragen kann. Auf der Tagesordnung stehen ferner die Stärkung der Klimaresilienz von Ernährungssystemen sowie die Verbesserung ihres Beitrags zum Klimaschutz.
Politischer Höhepunkt ist die 13. Berliner Agrarministerkonferenz unter Leitung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, an dem am kommenden Freitag mehr als 70 Agrarministerinnen und -minister aus aller Welt sowie hochrangige Vertreterinnen und Spitzenvertreter von 14 internationalen Organisationen teilnehmen werden. Dazu zählen der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), António Guterres, der Exekutivdirektor des World Food Programme (WFP), das den Friedensnobelpreisträger 2020 erhalten hat, David Beasley, der Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Dr. Qu Dongyu, sowie der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. AgE
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FRANKFURT. Immer mehr Verbraucher in Deutschland bevorzugen Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage unter 1 000 Bundesbürgern hervor, die das internationale Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) jetzt vorgelegt hat. Demnach kauften 24 % der Befragten mehr Biolebensmittel als konventionelle Produkte. Zugleich hat sich der Kundenkreis erweitert: Nur noch 11 % gaben an, völlig auf Produkte des Ökolandbaus zu verzichten.
Laut der Erhebung achten 68 % der Befragten besonders bei Obst und Gemüse auf Bioqualität. Bei Fleisch- und Wurstwaren sowie bei Molkereiprodukten lag der Anteil derjenigen, die auch auf Biowaren zurückgreifen, bei 48 %. Eingekauft werden die Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung vorwiegend im Supermarkt, wo sich 68 % regelmäßig mit betreffenden Produkten eindecken. Von geringer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der Online-Handel: Nur 7 % der Befragten bestellen ihre Biowaren im Internet. Für 42 % ist diese Art des Einkaufs eher kein Thema, während 41 % grundsätzlich aufgeschlossen sind.
Abgewogen wird bei der Kaufentscheidung laut PwC zwischen einer ausgewogenen, gesunden Ernährung und dem Preis. Der Erhebung zufolge betrachten 49 % der Befragten vor allem die Kosten als Argument für konventionelle Erzeugnisse; im Jahr 2017 waren es noch 63 %. Die Bereitschaft, den Aufpreis für nachhaltigere Lebensmittel zu zahlen, ist dabei stark vom Produkt und dem Preisunterschied abhängig. So würde die Hälfte der Teilnehmer bis zu 1,45 Euro für einen Liter Biomilch bezahlen, aber nur maximal 3,91 Euro für 250 g Hühnerfleisch aus ökologischer Erzeugung. Bei einem Marktpreis von 7,35 Euro würden nur noch 21 % der Befragten zum Biogeflügel greifen.
„Immer mehr Menschen achten auf ihre Ernährung und entscheiden sich bewusst für den Kauf von Bioprodukten“, so der Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC, Dr. Christian Wulff. Zu einem der Hauptargumente für den Kauf von Biolebensmitteln sei die höhere Umweltfreundlichkeit geworden. Laut der Nachhaltigkeitsreferentin von PwC, Mirjam Kolmar, haben die Verbraucher zudem ein steigendes Interesse daran, im Detail zu erfahren, unter welchen Bedingungen ihre Lebensmittel produziert wurden und welche Auswirkungen die Herstellung auf Mensch und Umwelt hat. Es sei die Aufgabe von Erzeugern und Einzelhandel, diesem Informationsbedürfnis noch besser gerecht zu werden. AgE
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DAMME. Schweinefleischlieferungen aus Deutschland nach Thailand sind wieder möglich. Das berichtete die Interessengemeinschaft der Schweinhalter Deutschlands (ISN) am vergangenen Freitag unter Berufung auf das Bundeslandwirtschaftsministerium. Nach dem Fund der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg hatte Thailand die Einfuhr von deutschem Schweinefleisch untersagt. Diese Sperre laufe nun ab und werde nicht verlängert, so dass die Betriebe, welche bereits vor der Sperre eine Zulassung für die Ausfuhr nach Thailand innegehabt hätten, wieder Schweinefleisch nach Thailand liefern dürften, erklärte die ISN.
Dazu müssten die Betriebe aus Thailand gültige Importlizenzen vorweisen können. Neben den thailändischen Vorgaben für die Ausfuhr sei auch das geltende EU- und nationale Recht zu berücksichtigen. Das bedeute, dass nur Schweinefleisch aus den ASP-freien Regionen geliefert werden dürfe, betonte die ISN.
Wenngleich der Markt nicht besonders groß sei, sei dies ein wichtiger Schritt, stellte die Interessengemeinschaft weiter fest. Mengenmäßig sei der thailändische Markt mit etwa 1 % Anteil an den Drittlandsexporten zwar nicht von höchster Bedeutung, unter anderem, weil es Beschränkungen für die Liefermengen einzelner Unternehmen gebe. Aber immerhin habe Thailand damit in der Zeit vor der ASP auf dem neunten Rang der wichtigsten Drittlandsmärkte gelegen. Momentan werde jeder Absatzkanal für deutsches Schweinefleisch benötigt, unterstrich die ISN.
Gerade für Schlachtnebenerzeugnisse wie Ohren, Pfoten und Schwänze seien die asiatischen Märkte wichtig, denn dort würden diese Teilstücke als Delikatessen gelten, während sie hierzulande kaum Abnehmer fänden. Die Öffnung weiterer Drittlandsmärkte müsse gerade jetzt oberste Priorität haben. Hierbei sollte der ISN zufolge aber nicht nur auf die China-Karte gesetzt werden, sondern die Bemühungen müssten speziell auch auf wichtige Absatzdestinationen wie Südkorea, Japan oder Vietnam gerichtet werden. AgE
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PARMA. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sieht mit Blick auf die Larven des Mehlkäfers als mögliches neuartiges Lebensmittel keine ernährungsphysiologischen Nachteile. Wie die Behörde aus Parma in einer aktuellen wissenschaftlichen Stellungnahme feststellt, kann der gelbe Mehlwurm - Tenebrio molitor - als ganzes getrocknetes Insekt oder in Form von Pulver bedenkenlos verzehrt werden. Allerdings gibt die EFSA zu bedenken, dass der Gehalt an möglichen potentiellen Kontaminanten in diesem neuartigen Lebensmittel vom Vorkommen dieser Substanzen im Insektenfutter abhänge.
Hinsichtlich der Stabilität dieses Produktes während der Haltbarkeitsdauer gibt es nach Aussage der EU-Behörde ebenfalls keine Bedenken. Toxizitätsstudien aus der Literatur hätten hier keinerlei Unsicherheiten aufgeworfen. Jedoch warnen die Wissenschaftler der EFSA davor, dass der Verzehr unter Umständen eine primäre Sensibilisierung und allergische Reaktion auf gelbe Mehlwurmproteine hervorrufen könne. Diese Gefahr bestehe vor allem bei Personen mit einer Unverträglichkeit gegen Krebstiere und Hausstaubmilben. Zudem könnten Allergene aus dem Futter der Mehlwürmer in das Endprodukt gelangen.
Die Hauptkomponenten der Larven des gelben Mehlwurms sind laut der EFSA Protein, Fett sowie das Polysaccharid Chitin. Betont wird vor allem der hohe Proteingehalt. Es wird aber zugleich darauf verwiesen, dass dieser überschätzt werden könne. Dies gelte vor allem dann, wenn der üblicherweise verwendete Umrechnungsfaktor von Stickstoff zu Protein von 6,25 zum Einsatz komme. Als Hauptgrund für eine mögliche Überschätzung wird der hohe Gehalt an Nicht-Protein-Stickstoff (NPN) im Chitin angesehen.
Der Koordinator des EFSA-Gutachtens, Ermolaos Ververis, stellte fest, dass viele Lebensmittelallergien mit Proteinen in Verbindung stünden. Deshalb werde weiterhin untersucht, ob der Verzehr von Insekten allergische Reaktionen auslösen könne. Insbesondere bei Personen mit einer Empfindlichkeit gegenüber Insektenproteinen könnte es eine Kreuzreaktion mit anderen Allergenen geben. Diese Gefahr bestehe etwa bei Restallergenen aus Insektenfuttermitteln wie beispielswiese Gluten. AgE
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BERLIN. Die Corona-Pandemie hat den Appetit der deutschen Verbraucher auf ökologisch erzeugte Lebensmittel im vergangenen Jahr offenbar nicht gebremst. Wie Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner heute bei der Vorstellung des Öko-Barometers 2020 berichtete, wurde im vorigen Jahr mit Bioprodukten ein Rekordumsatz von schätzungsweise rund 14 Mrd Euro erzielt, was einem Anstieg von etwa 17 % zum Vorjahr entsprechen würde.
Wie weiter aus der Umfrage zum Öko-Barometer hervorgeht, geben inzwischen 37 % der Befragten an, regelmäßig Bioprodukte zu kaufen. Fast 90 % wollen zukünftig zumindest gelegentlich zur Biovariante bei bestimmten Lebensmitteln greifen. Bei Bioeiern stieg der Anteil der Verbraucher, die sagen, diese Produkte „ausschließlich“ oder „häufig“ zu kaufen, laut der Umfrage von 66 % im Vorjahr auf 74 %. Etwa die Hälfte der Befragten gab an, „häufig“ Biofleisch- und entsprechende Wurstwaren einzukaufen - ein Plus von 8 Prozentpunkten zu 2019. „Point of Sale“ für den Kauf von Biolebensmitteln sind in neun von zehn Fällen weiterhin die Supermärkte, gefolgt von den Discountern mit 68 %.
Mit Blick auf die geschätzten Umsatzzahlen für 2020 und die Ergebnisse des Öko-Barometers stellte Klöckner eine Verstetigung des Einkaufsverhaltens bei Bioprodukten fest: „Aus Gelegenheits- sind Gewohnheitskäufer geworden, und auch insgesamt greifen immer mehr Verbraucher zu Bioprodukten.“ Die Branche hat nach Einschätzung der Ministerin in der Pandemie „nochmal einen Schub bekommen“. Das hat nach ihrem Verständnis außer mit der Förderung des Ökolandbaus auch damit zu tun, „dass es hier ein vertrauenswürdiges staatliches Kennzeichen gibt: unser Biosiegel“, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiere.
Das deutsche Biosiegel hat sich in den vergangenen zwei Dekaden nach Darstellung von Klöckner als eine Erfolgsgeschichte erwiesen. Die Ministerin hob hervor, dass seit der Einführung dieses Siegels im September 2001 die Anzahl der registrierten Produkte kontinuierlich gestiegen sei: Aktuell könnten die Verbraucher unter diesem Label fast 90 000 Produkte von mehr als 6 000 Unternehmen erwerben.
„Das Biosiegel zeigt, welche enorme Hebelwirkung ein staatliches Positivkennzeichen haben kann: Der Marktanteil von Bioprodukten steigt seit Jahren, die Kennzeichnung genießt hohe Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei den Verbrauchern“, konstatierte die CDU-Politikerin. Für immer mehr Landwirte wiederum sei das Siegel ein starker Anreiz, ihre Produktion umzustellen.
Das Biosiegel ist laut Klöckner nicht zuletzt deshalb zur Marke geworden, weil es auszeichnet, was über dem gesetzlichen Mindeststandard liegt. Auch aus diesem Grund sieht sie hierin ein mögliches Vorbild für das staatliche Tierwohlkennzeichen. Klar sei aber auch, so die Ministerin weiter, dass es „ein gutes Miteinander“ und eine Annäherung der Produktionsweisen hin zu einer Art „Hybrid-Landwirtschaft brauche. Der Ökolandbau müsse produktiver und die konventionelle Anbauweise ressourcenschonender und tierwohlgerechter werden, ohne dass die Effizienz darunter leide. AgE
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BERLIN. Ein Wertewandel im Lebensmittelhandel ist notwendig, wenn aus den jüngsten öffentlichen Bekenntnissen zum partnerschaftlichen Umgang in der Lebensmittelkette tatsächlich eine Unterstützung der heimischen Landwirtschaft resultieren soll. In dieser Einschätzung waren sich die Teilnehmer eines Meinungsaustauschs einig, zu dem sich gestern im Vorfeld der Internationalen Grünen Woche (IGW) der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, mit den Verbandsspitzen der deutschen Molkereiwirtschaft zusammengeschaltet hatte. Im Fokus stand dabei die angespannte wirtschaftliche Situation auf vielen Milchviehbetrieben.
Betont wurde, dass unter anderem die Weiterentwicklung von Produktionsstandards auf Augenhöhe mit allen Partnern der Lebensmittelkette verhandelt werden müsse. Hierbei müsse sichergestellt sein, dass höhere Produktionskosten für die Umsetzung steigender Anforderungen den Milcherzeugern auch verlässlich und langfristig finanziert würden. Dies solle bei den laufenden Verhandlungen zur Etablierung von „QM Tierwohl“ und einer „Initiative Tierwohl Rindfleisch“ in den kommenden Wochen verstärkt Beachtung finden, hieß es seitens des Bauerverbandes. Der Zugang zu diesen Tierwohlprogrammen sei allen interessierten Rinderhaltern grundsätzlich zu ermöglichen, um das Ziel einer hohen Marktdurchdringung zu erreichen, wenn eine entsprechende Nachfrage dies erlaube.
Wie der DBV außerdem berichtete, werden derzeit die notwendigen organisatorischen Punkte zur Etablierung einer nationalen Branchenkommunikation im Milchsektor abgearbeitet. Die Kommunikationsaktivitäten sollen noch im ersten Quartal 2021 aufgenommen werden. Bei dem Spitzengespräch war für den DBV neben Rukwied auch „Milchpräsident“ Karsten Schmal dabei. Für den Deutschen Raiffeisenverband (DRV) beteiligten sich Präsident Franz-Josef Holzenkamp sowie der Vorsitzende vom Fachausschuss Milchwirtschaft, Detlef Latka. Zugeschaltet war außerdem der Sprecher der Interessengemeinschaft Genossenschaftliche Milchwirtschaft (IGM), Peter Manderfeld. Für den Milchindustrie-Verband (MIV) nahmen der Vorsitzende Peter Stahl sowie dessen Stellvertreter Hans Holtorf an dem digitalen Treffen teil, außerdem der Präsident des Bundesverbandes der privaten Milchwirtschaft, Robert Hofmeister. AgE
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BERLIN. Bei den agrarpolitischen Vorstellungen trennen Schwarz und Grün offenbar doch noch Welten. Diesen Eindruck hat zumindest die gestrige Bundestagsdebatte zur Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik vermittelt. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner stellte fest, dass im siebenseitigen Antrag der Grünen, in dem es um die Landwirtschaft in Deutschland, in Europa und auch weltweit gehe, nicht einmal das Wort Ernährung vorkomme. Für die Union seien die Landwirte aber diejenigen, die „unsere Nahrungsmittel erzeugen, und sie werden von uns nicht zu Landschaftsgärtner umerzogen“, so Klöckner.
Die Bundesministerin warf den Grünen vor, bei ihnen spiele nur die Ökologie eine Rolle. Ökologie sei wichtig, aber wer Nachhaltigkeit herunterdekliniere, der müsse dies komplett tun. Und dazu gehörten auch die Ökonomie und die soziale Frage. Die Landwirte müssten von ihrer Arbeit auch leben können. Klöckner wies darauf hin, dass im Jahr 1900 ein Landwirt fünf Menschen ernährt habe; heute seien es 150. Das sei für die Grünen schwierig, weil es eine Abkehr von dem schönen, romantischen Bild sei. In der Corona-Zeit sei jedoch klar geworden, was es für die Bevölkerung heiße, wenn die Regale halbleer seien. „Nahrungsmittel wachsen nicht einfach im Supermarktregal“, so die CDU-Politikerin.
Klöckner betonte, „wir sind mit der Landwirtschaft auf dem Weg“, dass sie umweltgerechter und mehr Tierschutz gefördert werde, dass die Nahrungsmittelversorgung gesichert und den jungen Landwirten eine Chance gegeben werde, in die Zukunft zu schauen. Das aber gehe nicht, indem Landwirtschaft in Klein und Groß, in Gut und Schlecht unterteilt werde und auch nicht, wenn ökologische Landwirte gegen konventionelle ausgespielt würden.
Zuvor hatte die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast mit Hinweis auf die Farm-to-Fork- und die Biodiversitätsstrategie der EU-Kommission die Einigung des Agrarrats zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) scharf attackiert. Gebraucht werde ein ganzer Werkzeugkasten und nicht nur ein Schraubenschlüssel, so Künast. Sie plädierte für eine 100-Prozent-Gemeinwohlprämie und den Ausstieg aus den Direktzahlungen. Es gehe um den Schutz von Boden, Wasser, Luft, des Klimas und der Artenvielfalt. Das seien die Grundlagen für die Landwirtschaft, und nicht kurzfristige Zahlungssysteme, so die Grünen-Politikerin. AgE
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BERLIN. Die Bundesregierung soll noch im Rahmen der derzeitigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) Agroforstsysteme als Greening-Maßnahme unterstützen. Darüber hinaus soll sie sich für die Aufnahme der Agroforstwirtschaft als Fördertatbestand im Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ stark machen. Dafür hat sich gestern der Bundestag mit großer Mehrheit ausgesprochen. Der von den Koalitionsfraktionen eingebrachte Antrag wurde auch von der AfD, den Grünen und den Linken unterstützt.
Darin wird die Bundesregierung ferner dazu aufgefordert, sich auf EU-Ebene für eine Förderung von Agroforstsystemen im Zuge der künftigen GAP einzusetzen; Agroforstsysteme sollten in den künftigen nationalen Strategieplan aufgenommen und honoriert werden. Dabei sei für eine klare Definition von Agroforstsystemen zu sorgen, die Rechtssicherheit schaffe und Unklarheiten abbaue.
Der Vorsitzende des Bundestagsernährungsausschusses, Alois Gerig von der CDU, stellte in der Debatte fest, dass das System Agroforst hervorragend zum Green Deal und zur Farm-to- Fork-Strategie passe. Der CSU-Abgeordnete Artur Auernhammer betonte, wenn sich heute Landwirte entschieden, etwas anzupflanzen, dann dürfe nicht in fünf oder zehn Jahren jemand kommen und sagen, „Das ist jetzt ein Biotop“. Deshalb brauche es hier Rechtssicherheit.
Auch die SPD-Abgeordnete Isabel Mackensen begründete den Beschluss mit der aktuell fehlenden Rechtssicherheit. Eine Umtriebszeitbeschränkung sei wirklich schwierig, wenn man Angst haben müsse, dass das Ackerland zu Wald werde. SPD-Agrarsprecher Rainer Spiering wertete den Antrag als wichtigen Schritt hin zur Förderung von Ökosystemdienstleistungen als Element einer regenerativen Landwirtschaft.
Die AfD-Abgeordnete Franziska Gminder forderte eine Aufnahme der Agroforstwirtschaft in die landwirtschaftliche Offizialberatung. Es brauche eine Ermittlung der Kosten für die Umstellung auf Agroforstbetriebe sowie die Auszahlung entsprechender Umstellungsprämien.
Kritisch zu Agroforstsystemen äußerte sich der FDP-Abgeordnete Karl-Heinz Busen. Er gab zu bedenken, dass die verfügbaren Flächen zum Anbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse immer kleiner würden, fruchtbare Böden immer kostbarer, und die Bodenpreise in die Höhe schössen. Würden künftig Böden für Gehölze genutzt, könnten dort langfristig keine Lebensmittel mehr angebaut werden.
Demgegenüber hob die Agrarsprecherin der Linksfraktion, Dr. Kirsten Tackmann, Agroforstsysteme als wichtigen Baustein für eine klimaschonendere und naturschutzgemäße Agrarproduktion hervor. Diese seien auch im Interesse der Landwirtschaft, denn Starkregen, Spätfröste oder Dürren seien Ernte-, aber eben auch Einkommensrisiken in den Betrieben.
Der Grünen-Abgeordnete Harald Ebner sprach im Hinblick auf den Beschluss von einer „Luftnummer“, da sich Agroforst „im Haushalt 2021 überhaupt nirgends abbildet“. Der Antrag laufe ins Leere und werde zum Feigenblatt. AgE
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DÜSSELDORF. Bundesumweltministerin Svenja Schulze drückt beim Umbau der deutschen Stromerzeugung aufs Tempo. „Der zusätzliche Bedarf an erneuerbarem Strom für Elektroautos, Wärmepumpen und die Herstellung von grünem Wasserstoff erfordert einen deutlich erhöhten Ausbau der erneuerbaren Energien“, erklärte Schulze gestern beim Handelsblatt-Energiegipfel, der virtuell ausgerichtet wurde. Die Ministerin rechnet dadurch für das Jahr 2030 mit einem zusätzlichen Bedarf von 100 TWh an erneuerbarem Strom.
Die Lücke will Schulze mit erneuerbarem Strom aus Wind und Sonne schließen. Dazu soll der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegte Ausbaupfad für Windenergie an Land von 71 GW auf 95 GW und der für Photovoltaik (PV) von 100 GW auf 150 GW bis zum Zieljahr 2030 angehoben werden. „Ich gehe davon aus, dass wir dazu im Frühjahr eine weitere EEG-Novelle beschließen werden“, kündigte die SPD-Politikerin an.
Grüner Wasserstoff ist für die Umweltministerin kein „Wundermittel“ beim Klimaschutz in Verkehr und Industrie. „Ein weiter so wie bisher, nur mit Wasserstoff im Tank - so einfach wird es sicher nicht gehen“, stellte Schulze klar. Voraussetzung für eine wasserstoffbasierte Wirtschaft sei die Umstellung großer Teile der Industrie. Notwendig sei außerdem, den Unternehmen jederzeit einen Zugang zu Wasserstoff zu sichern. Dazu müsse Deutschland in den nächsten Jahren erst noch zeigen, dass es Wasserstoff im großtechnischen Maßstab herstellen könne, wobei die Bundesregierung mit ihrer nationalen Wasserstoffstrategie Unterstützung leiste.
Schulze macht sich keine Illusionen, dass die heimische Industrie ihren Bedarf an grünem Wasserstoff in Zukunft komplett aus eigener Herstellung decken kann. Sie setzt daher zusätzlich auf Energie-Partnerschaften mit europäischen Ländern wie Portugal oder Spanien, um die Versorgung der heimischen Chemie- und Stahlindustrie sicherzustellen. AgE
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BERLIN. Mit scharfer Kritik hat der Deutsche Bauernverband (DBV) auf die Vorschläge des Bundesumweltministeriums für eine Ausgestaltung der Umweltanforderungen bei der Umsetzung der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) reagiert. Der Ansatz des Umweltministeriums bedeute „einen extremen nationalen Alleingang und einen bürokratischen Overkill in der EU-Agrarförderung“, so DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken zu dem gestern vorgelegten Papier aus dem Hause Schulze.
Nach Auffassung von Krüsken sind die Vorschläge des Ressorts zur Grünen Architektur nicht europa-kompatibel. Die deutschen Landwirte wirtschafteten im EU-Binnenmarkt und seien auf eine europaweit gleichartige Förderpolitik angewiesen. Dies bleibe in dem Papier des Umweltministeriums völlig unberücksichtigt.
Zudem führten die vorgeschlagenen zahlreichen zusätzlichen Förderkriterien zu einer untragbaren Bürokratie und Kontrolllast. „Eine rechtzeitige Auszahlung der Fördergelder an die Landwirte wäre dann in Gefahr“, warnt der DBV-Generalsekretär.
Krüsken bekräftigte zugleich die Bereitschaft der hiesigen Landwirte, eine grünere EU-Agrarpolitik zu akzeptieren. Der Bauernverband gehe konstruktiv an die GAP-Reform heran und habe eigene Vorschläge für Eco-Schemes vorgelegt. AgE