Hoffnungsträgerin oder giftige Naturfeindin?
Die Robinie – eine Pseudoakazie?
Ihr offizieller deutscher Name lautet „Gewöhnliche Robinie“, einfach Robinie genannt. Der lateinische Name dagegen – Robinia pseudoacacia – deutet schon auf eine der Eigenarten der Robinie hin: Bei ihrer Entdeckung wurde sie irrtümlicherweise für eine Akazienart gehalten. Auch heute wird die Robinie gelegentlich noch als Akazie bezeichnet, aber auch als Scheinakazie oder Falsche Akazie. Das liegt an der großen Ähnlichkeit der beiden Bäume – Fiederblätter, Dornen und Hülsenfrüchte – und an der gemeinsamen Zugehörigkeit zur großen Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler. Wie aber an den sehr unterschiedlichen Blüten zu erkennen ist, gehören die Akazien zu den Mimosen, die Robinien zu den Schmetterlingsblütlern. Mit den weißen, duftenden Blüten zieht sie Bienen und andere Insekten an.
Aus Nordamerika in europäische Parks
Die Robinie stammt aus den Wäldern der südlichen Appalachen und des Ozark-Plateaus westlich des Mississippis, wo sie eine unter vielen Baumarten ist. Im Verlauf der Kolonisierung Nordamerikas kamen die ersten Robinien um das Jahr 1630 herum nach Europa. Wegen ihres dekorativen und exotisch wirkenden Aussehens wurden die Bäume bald zu einem begehrten Objekt in Park- und Gartenanlagen und schmückten als Alleebäume die Straßenränder. Diese Beliebtheit hat bis heute sogar noch zugenommen. Innerhalb von Ortschaften werden Robinien derzeit sogar wieder zunehmend als Alleebäume eingesetzt, weil sie relativ tolerant gegenüber Salz und Immission sind. Außerdem kommen die Bäume gut mit dem städtischen Klima und den oft schwierigen Bodenverhältnissen zurecht.
Die Robinie polarisiert
Und was ist es nun, das die Robinie zum umstrittenen Gewächs macht? Während Robinia pseudoacacia für Stadtplaner und Förster die neue Hoffnungsträgerin in Zeiten des Klimawandels ist, ist der invasive Baum Naturfreunden ein Dorn im Auge. Denn Robinien haben zwar die positive Eigenschaft, auf den kärgsten Böden relativ schnell zu wachsen, doch dabei verdrängen sie auch heimische Pflanzen. Da sie mithilfe der Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln Luftstickstoff fixieren können, reichert sich dieser im Boden an – eine Katastrophe für stickstoffarme Naturräume wie Magerrasen oder Binnendünen. Außerdem sind Rinde und Früchte stark giftig, sodass sie eine Gefahr für Weidetiere darstellen.
Die unterschiedlichen Standpunkte von Befürwortern und Gegnern der Robinie gilt es nun, im Jahr 2020 gegeneinander abzuwägen. Eine Aufgabe, für die sich die neue Deutsche Baumkönigin Charlotte Baumann mit Unterstützung von Bundesministerin Julia Klöckner gerne engagiert: „Als Botschafterin der Robinie informiere ich über die Kontroversen dieser Art. Wir brauchen einen ausgewogenen Diskurs zur Robinie – keine schnellen Antworten. Dafür setze ich mich ein“.
Preisträger der vergangenen Jahre:
- Baum des Jahres 2019: Die Flatter-Ulme
- Baum des Jahres 2018: Die Esskastanie
- Baum des Jahres 2017: Die Fichte
- Baum des Jahres 2016: Die Winterlinde
- Baum des Jahres 2015: Der Feldahorn
- Baum des Jahres 2014: Die Trauben-Eiche
- Baum des Jahres 2013: Der Wildapfel
- Baum des Jahres 2012: Die Europäische Lärche
- Baum des Jahres 2011: Die Elsbeere
- Baum des Jahres 2010: Die Vogel-Kirsche