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Als "Baum des Jahres" 2020 wurde die Robinie ausgerufen. Foto: A. Roloff
12.11.2019
Haus & Garten

Baum des Jahres 2020: Die Robinie

Hoffnungsträgerin oder giftige Naturfeindin?

Die Dr. Silvius Wodarz Stiftung informiert die Öffentlichkeit seit 30 Jahren über Belange, aber auch Probleme verschiedener Baumarten. Ein fester Termin im Jahr ist die Wahl zum „Baum des Jahres“. Vor Kurzem war es wieder soweit: Am 24. Oktober wurde im Zoologischen Garten Berlin die Robinie als Gewinnerin bekanntgegeben. Der unter Naturschützern, Stadtplanern und Forstwirten umstrittene Baum steht damit im Jahr 2020 im Blickpunkt des Interesses. Eine gute Gelegenheit, sich die Besonderheiten der Robinie einmal genauer anzuschauen.

Die Robinie – eine Pseudoakazie?

Ihr offizieller deutscher Name lautet „Gewöhnliche Robinie“, einfach Robinie genannt. Der lateinische Name dagegen – Robinia pseudoacacia – deutet schon auf eine der Eigenarten der Robinie hin: Bei ihrer Entdeckung wurde sie irrtümlicherweise für eine Akazienart gehalten. Auch heute wird die Robinie gelegentlich noch als Akazie bezeichnet, aber auch als Scheinakazie oder Falsche Akazie. Das liegt an der großen Ähnlichkeit der beiden Bäume – Fiederblätter, Dornen und Hülsenfrüchte – und an der gemeinsamen Zugehörigkeit zur großen Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler. Wie aber an den sehr unterschiedlichen Blüten zu erkennen ist, gehören die Akazien zu den Mimosen, die Robinien zu den Schmetterlingsblütlern. Mit den weißen, duftenden Blüten zieht sie Bienen und andere Insekten an.

Aus Nordamerika in europäische Parks

Die Robinie stammt aus den Wäldern der südlichen Appalachen und des Ozark-Plateaus westlich des Mississippis, wo sie eine unter vielen Baumarten ist. Im Verlauf der Kolonisierung Nordamerikas kamen die ersten Robinien um das Jahr 1630 herum nach Europa. Wegen ihres dekorativen und exotisch wirkenden Aussehens wurden die Bäume bald zu einem begehrten Objekt in Park- und Gartenanlagen und schmückten als Alleebäume die Straßenränder. Diese Beliebtheit hat bis heute sogar noch zugenommen. Innerhalb von Ortschaften werden Robinien derzeit sogar wieder zunehmend als Alleebäume eingesetzt, weil sie relativ tolerant gegenüber Salz und Immission sind. Außerdem kommen die Bäume gut mit dem städtischen Klima und den oft schwierigen Bodenverhältnissen zurecht.

Die Robinie polarisiert

Und was ist es nun, das die Robinie zum umstrittenen Gewächs macht? Während Robinia pseudoacacia für Stadtplaner und Förster die neue Hoffnungsträgerin in Zeiten des Klimawandels ist, ist der invasive Baum Naturfreunden ein Dorn im Auge. Denn Robinien haben zwar die positive Eigenschaft, auf den kärgsten Böden relativ schnell zu wachsen, doch dabei verdrängen sie auch heimische Pflanzen. Da sie mithilfe der Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln Luftstickstoff fixieren können, reichert sich dieser im Boden an – eine Katastrophe für stickstoffarme Naturräume wie Magerrasen oder Binnendünen. Außerdem sind Rinde und Früchte stark giftig, sodass sie eine Gefahr für Weidetiere darstellen.

Die unterschiedlichen Standpunkte von Befürwortern und Gegnern der Robinie gilt es nun, im Jahr 2020 gegeneinander abzuwägen. Eine Aufgabe, für die sich die neue Deutsche Baumkönigin Charlotte Baumann mit Unterstützung von Bundesministerin Julia Klöckner gerne engagiert: „Als Botschafterin der Robinie informiere ich über die Kontroversen dieser Art. Wir brauchen einen ausgewogenen Diskurs zur Robinie – keine schnellen Antworten. Dafür setze ich mich ein“.

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