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Meistens werden Weiße Maulbeerenbäume im Garten gepflanzt. Foto: istock
07.06.2016
Haus & Garten

Die Maulbeere – im weiß-schwarz-roten Dreierpack

Ein Baum für jeden Tag und für viele nützliche Zwecke

Rein äußerlich macht der Maulbeerbaum nicht viel her, und er stände bei Gartenbesitzern und Parkgestaltern wohl kaum so hoch im Kurs, wenn da nicht seine ruhmreiche Geschichte wäre. Dabei denkt man an Seide und prächtigste Gewänder, die einst auf der über 10 000 Kilometer langen Seidenstraße aus Innerasien herantransportiert wurden. Anbau und Pflege der verschiedenen Maulbeerarten sind problemlos, wenn man sie pflanzenschützend im Auge behält. 

Alles für die Raupe! Pflanzenschutz einmal umgekehrt. Nicht der vor Gesundheit strotzende prächtige Baum, kaum das Holz, noch nicht einmal die süße Frucht und schon gar nicht die Blüte, sondern der „Schädling“ und vor allem sein Produkt ist das Objekt der Begierde. Der Maulbeerspinner (Bombyx mori) stiftet auf dem Weißen Maulbeerbaum (Morus alba) den Nutzen, nämlich die Seide, und ihr gilt seit Jahrtausenden die größte Aufmerksamkeit, vor allem in China. Einst war die Gewinnung dieses kostbaren Fadens ein streng gehütetes Geheimnis, dessen Verrat sehr hart bestraft wurde. In Europa haben dem Weißen Maulbeerbaum nach einigen Anbauschwerpunkten in den vorigen Jahrhunderten zunächst der Schwarze Maulbeerbaum (Morus nigra) sowie der aus Nordamerika stammende Rote Maulbeerbaum (Morus rubra) mit ihren schmackhafteren Früchten den Rang abgelaufen. Nach wie vor üben aber alle drei Baumarten eine große Faszination auf Gartenbesitzer und -besucher aus.

Eine attraktive Gartenbereicherung

In heimischen Gärten werden heute beinahe ausschließlich Maulbeerbäume der weißen Variante gepflanzt. Sie ist frostfest, wenn auch in Jugendjahren noch recht empfindlich. Mit dem Heranwachsen wird daraus ein bis zu 15 Meter hoher, ausladender Baum, der viel Raum braucht. Platzsparend werden die Bäume in südlicheren Regionen zu Lauben getrimmt oder an Spalieren gezogen. Weil der Baum schnittverträglich ist, wird er auch gern zu einer Dachform erzogen. Seine goldgelbe Herbstfärbung ist eine sehr geschätzte Bereicherung für das Auge, und sogar als mannshohe dichte Hecke bewährt sich die Weiße Maulbeere. 

Blätter für die Raupen, Fruchtsaft in den Wein

Den Larven des Maulbeerspinners schmecken ausschließlich die Blätter. Von den Seidenraupen verschmäht, stehen die Früchte des Schwarzen Maulbeerbaums in der menschlichen Gunst umso höher. Vor allem rund ums Mittelmeer löschen sie roh den Durst, wird daraus sogar Wein gekeltert oder verhilft ihre intensive Färbung den blassen Sorten zu einem kräftigeren Rot. Maulbeerholz ist hart, faserig und lässt sich nur mühsam spalten. Es ist aber gut polierbar, und speziell die knorrigen Wurzeln eignen sich gut für Möbelverzierungen. Weitere Spezialitäten aus Maulbeere sind Weinfässer und Klangkörper von Musikinstrumenten.

Anspruchslos baumartig getrimmter Strauch

Die Maulbeere schätzt fruchtbare, kalkhaltige sowie durchlässige Böden und braucht sonnige und geschützte Lagen. Mit ärmeren Sandböden kommt der Baum ebenso gut zurecht wie mit Trockenheit. Von Natur aus entwickelt sich die Maulbeere zu einem baumartigen Strauch. Für die Stammbildung sollte deshalb ein Trieb ausgewählt werden, der durch gezieltes Schneiden unterstützt wird. Mit dem Heranwachsen bildet sich eine kompakte runde Krone. Die Frucht ist keine Beere, sondern eine einsamige, eiförmige Nuss, die von einer fleischig gewordenen Blütenhülle umgeben ist.

Auch in Europa hat man sich einst im größeren Stil in der Seidengewinnung versucht, wobei Frankreich und Italien führend waren. Ende des 19. Jahrhunderts schlug aber die fleckige Pilz-Infektion Pebrine (Nosema bombycis) zu, die eine Verpuppung der Seidenraupen unmöglich machte. Hinzu kamen die aufkommende industrielle Kunstseidenproduktion sowie Billig-Importe aus Asien. Damit war das Ende der europäischen Seidengewinnung eingeläutet.

Die Maulbeerschildlaus – eine Gefahr für Obst- und Ziergehölze

Pseudaulacaspis pentagona, ein weiterer aus Asien stammender Schädling, wurde mutmaßlich mit Maulbeerpflanzen für die Seidenraupenzucht nach Norditalien eingeschleppt und ist in Südeuropa inzwischen weit verbreitet. Besonders tückisch ist, dass die Maulbeerschildlaus inzwischen auch Appetit auf zahlreiche andere Wirtspflanzen wie beispielsweise Johannisbeere, Kiwi und Kirschlorbeer entwickelt hat. Bei starkem Befall wirken „Stamm“, Äste und Zweige wie gekalkt oder mit weißer Farbe gestrichen.

Die Bekämpfung der Maulbeerschildlaus ist sehr schwierig. Vor allem die ausgewachsenen Weibchen sind sehr widerstandsfähig gegen die chemische Bekämpfung. Deshalb rät das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), Karlsruhe, „die Tiere in regelmäßigen Abständen mechanisch zu entfernen“. Harte Bürsten oder sogar Hochdruckreiniger könnten zum Einsatz kommen. Letztere müssten aber so eingestellt werden, dass ein Großteil der Schilde entfernt wird, ohne die Rinde der Bäume oder Büsche zu verletzen. Flankierend einzusetzen sind verschiedene Nützlingsarten, vor allem Schlupfwespen, die Maulbeerschildläuse parasitieren.

Wenn also dem störungsfreien Wachsen und Gedeihen der Maulbeerarten gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird, spricht nicht viel dagegen, aber manches dafür, diesem auf den ersten Blick mit Schmucklosigkeit aufwartenden Baum eine bevorzugte Stelle im Garten zu reservieren. Sein Lohn sind schmackhafte exotische Früchte in den Varianten rot und schwarz. Auf die Kokons der Seidenspinner auf den weißen Büschen wird dagegen wohl kaum ein Gartenbesitzer erpicht sein.

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