iStock-699891220.jpg

Neuigkeiten zum Verband und seinen Themen

Neueste Beiträge

Ratten_21066866_istock.jpg
Aktuelles
13.12.2024
Grassierende Rattenplage in Deutschland, aber Behörde plant Verbot von Ratten-Fraßködern für Privatanwender
Michael Wagner.jpg
Pressemitteilung
26.11.2024
Wagner: ZKL-Empfehlungen wichtige Blaupause für Zukunft der Agrarpolitik
Gerstenfeld_179234566XL_istock.jpg
Pressemitteilung
07.11.2024
385 Millionen Pestizidvergiftungen? Ein Schauermärchen ohne Substanz
Ackerfuchsschwanz_155548144_AdobeStock.jpeg
Pressemitteilung
05.11.2024
Nationale Sonderwege im Pflanzenschutz: Wettbewerbsnachteil für deutsche Landwirte
Kaufmann_angepasst_NEU.jpg
Pressemitteilung
25.09.2024
Personalwechsel: Neustrukturierung beim IVA: Hans F. Kaufmann ist stellvertretender Leiter Kommunikation und Politik
6_symposium_biostimulanzien.jpg
Aktuelles
23.09.2024
6. Symposium Biostimulanzien
Landwirt mit Laptop_11192748L_istock.jpg

Weitere aktuelle Meldungen und Pressemitteilungen

Agra-Europe · AgE-Ticker:
Düngemittel : SKW Piesteritz drosselt Produktion
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 18:43
Düngemittel : SKW Piesteritz drosselt Produktion

SKW Piesteritz drosselt Produktion

WITTENBERG. Die SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH verringert aufgrund der aktuellen Marktlage und der politisch bedingten Rahmenbedingungen ihre Produktion. Eine von zwei Ammoniakanlagen müsse für eine unbestimmte Zeit abgestellt werden, erklärte das Unternehmen, das zu den größten Herstellern von Ammoniak und Harnstoff in Deutschland gehört, am Montag (13.1.).

Die Geschäftsführerin der SKW Piesteritz, Antje Bittner, übte scharfe Kritik an der Bundesregierung. „Seit nahezu drei Jahren warnen wir vor massiven Verwerfungen auf dem Düngemittelmarkt als Folge des russischen Angriffskrieges. Bis heute hat die Politik absolut nichts Wirksames gegen das Fluten des europäischen Marktes mit billigen russischen Düngemitteln unternommen“, erklärte Bittner. Nach ihren Worten wird das Unternehmen zudem durch Entscheidungen der Bundesregierung, die immer größere Wettbewerbsnachteile nach sich zögen, aus dem Markt gedrängt.

Bittner zufolge konnte die SKW Piesteritz die Düngemittelproduktion in der für die deutsche Landwirtschaft sensiblen Düngemittelperiode aufrechterhalten. Dies sei in der Vergangenheit bereits herausfordernd gewesen, aus wirtschaftlichen Gründen sei es nun nicht länger möglich.

„Die Bundespolitik belastet verstärkt seit 2022 unser Unternehmen trotz eindringlicher Warnungen an die zuständigen Bundesminister über das wirtschaftlich Tragbare hinaus. Jetzt sind wir gezwungen, zu reagieren. Wir werden durch die Politik dazu gedrängt, die Düngemittelproduktion massiv zu reduzieren“, stellte die Geschäftsführerin klar und machte deutlich, dass es ohne AdBlue Probleme mit der Lkw-Logistik in Deutschland gebe, „was dann jeder anhand leerer Supermarktregale zu spüren bekommt“.

Das Unternehmen sieht die Bundesregierung gefordert, für die Industrie Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Produktion in Deutschland überhaupt ermöglichten. SKW Piesteritz-Geschäftsführer Carsten Franzke forderte die Politik auf, sofort zu handeln. Nach seiner Auffassung müssen die Beschaffungskosten für Energie und Gas dringend reduziert werden, wenn eine Produktion in Deutschland noch gewollt sei. Auch die Gasspeicherumlage müsse für die inländische Industrie ersatzlos gestrichen sowie das CO2-Zertifikatesystem in absehbarer Zeit grundlegend überarbeitet werden. AgE

Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche : Özdemir will schnell Klarheit
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 18:29
Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche : Özdemir will schnell Klarheit

Özdemir will schnell Klarheit

STUTTGART/BERLIN. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) schnell Klarheit über deren Ausbreitung angemahnt. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, das Virus schnell zurückzudrängen, um die Tiere zu schützen und Schäden für unsere Land- und Lebensmittelwirtschaft zu minimieren“, erklärte der Grünen-Politiker am Montag (13.1.) nach einem Treffen mit Verbandsvertretern in Stuttgart.

Özdemir wertete es als „gut“, dass Brandenburg den Transport der empfänglichen Tiere und von entsprechenden Produkten für weitere 48 Stunden stoppt. Laut Angaben des Brandenburger Agrarressort gilt die maßgebliche Eilverordnung nun bis zum 15. Januar. Diese Zeit sei erforderlich, damit alle notwendigen Untersuchungsergebnisse vorlägen, um die Seuchenlage bewerten zu können. Bis zum Montagnachmittag musste das Potsdamer Agrarressort keine weiteren Fälle vermelden.

Özdemir betonte, dass ihm die schnelle und enge Abstimmung mit den Verbänden wichtig gewesen sei. „Ich nehme ihre Sorgen sehr ernst“, erklärte der Minister. Nach seinen Worten ist der Handel im EU-Binnenmarkt aus MKS-freien Gebieten in Deutschland gemäß der Regionalisierung weiterhin möglich. Das Bundeslandwirtschaftsministerium stehe dazu mit den Handelspartnern in Kontakt und setze sich für Einschränkungen der Sperren, eine Berücksichtigung von sicheren Verarbeitungsmethoden und das Regionalisierungskonzept ein. Özdemir versprach, dazu auch die Gespräche mit seinen Amtskollegen auf dem Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) zu nutzen.

ISN: Marktauswirkungen halten sich in Grenzen

Nach Einschätzung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) dürften sich die Auswirkungen auf den Schweinefleischhandel in Grenzen halten. ISN-Marktanalyst Klaus Kessing wies darauf hin, dass der überwiegende Teil des Exports von Schweinefleisch aus Deutschland in die EU erfolge. Dieser dürfte auch nach dem MKS-Fund aufgrund der Regionalisierungsvereinbarung ohne größere Einschränkungen weiterlaufen. Gleichwohl sei das Auftreten der Maul- und Klauenseuche keine gute Nachricht, zumal am Schweinemarkt saisontypisch ohnehin ein gewisser Druck auf die Schweinepreise vorhanden sei.

Mit Blick auf das Drittlandsgeschäft gibt Kessing zu bedenken, dass wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in den vergangenen Jahren ohnehin schon ein Exportstopp in die ehemals wichtigsten Abnehmerländer, darunter China, Japan oder die Philippinen, bestehe. Indes berichtete die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) am Montag (13.1.), dass der Schlachtschweinemarkt durch die Auswirkungen des MKS-Geschehens verunsichert werde.

Lob von der WOAH

Die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) lobte derweil die schnelle Meldung des MKS-Ausbruchs Deutschlands und die bereits zur Eindämmung der Seuche ergriffenen Maßnahmen. Eine frühzeitige Erkennung und schnelle Reaktionen seien entscheidend für die Eindämmung des Ausbruchs, unterstrich die WOAH. AgE

Interview mit Prof. Dirk Messner : „Wir brauchen Debürokratisierung“
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 17:41
Interview mit Prof. Dirk Messner : „Wir brauchen Debürokratisierung“

„Wir brauchen Debürokratisierung“

Der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Prof. Dirk Messner, über die Transformation der Landwirtschaft, den Betrugsskandal mit chinesischen Klimaschutzzertifikaten und die Forderung der FDP, seine Behörde abzuschaffen

Herr Messner, in einem Gespräch mit AGRA Europe zu Beginn Ihrer Amtszeit sprachen Sie von einem Unbehagen innerhalb der Landwirtschaft gegenüber dem UBA und seiner Arbeit. Überrascht es Sie, dass es dieses Unbehagen immer noch gibt?

Wir erleben eine Klimakrise und eine Biodiversitätskrise. Und da die Landwirtschaft Teil dieser Krise ist, ist ein Strukturwandel in diesem Sektor, wie auch in vielen anderen, angezeigt. Die Landwirtschaft muss ihre Treibhausgasemissionen senken und negative Wirkungen auf die Biodiversität signifikant verringern. Das bedeutet: Anstrengung, Veränderung, und Investitionen. Dass das Unbehagen schafft, verstehe ich gut. Die Landwirtschaft ist aber zugleich auch von den Auswirkungen dieser Krisen betroffen. Ich denke an Dürren, Extremwetterereignisse, geschädigte Wälder. Wichtig ist mir ein gemeinsames Verständnis darüber, dass und in welche Richtung Veränderungsbedarf besteht.

Das Unbehagen scheint zuletzt um sich gegriffen zu haben. Spitzenpolitiker der FDP haben die Abschaffung des UBA zu einem Wahlkampfthema gemacht. Wie ernst nehmen Sie die Forderung Christian Lindners, Ihre Behörde aufzulösen?

In der „ZEIT“ habe ich ein interessantes Interview mit Gerhart Baum gelesen, dem ehemaligen Innenminister der FDP. Der war erstaunt über diesen Vorschlag, denn das Umweltbundesamt wurde ursprünglich von der FDP selbst ins Leben gerufen. Damals ging es darum, Umweltpolitik auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Das ist gelungen. Der Wissenschaftsrat bestätigte dem UBA in einem Gutachten von Mitte 2024 sehr gute Forschungs- und wissenschaftliche Politikberatungsleistungen. Übrigens war der erste für Umweltschutz zuständige Minister, Hans-Dietrich Genscher, ebenfalls von der FDP. Was mir ehrlich gesagt mehr Sorgen macht als Christian Lindner, ist, dass in breiteren Teilen der Bevölkerung alte Stereotype wieder hochkommen.

Was für Stereotype sind das?

Dass Klima- und Umweltschutz „Ideologie“ sei, technologie- und wirtschaftsfeindlich, woke oder per se aktivistisch. Das scheint mir ein Rückschritt zu sein im Vergleich zu der Situation von 2020 und 2021. Damals hat eine konservative Kommissionspräsidentin den Green Deal in Gang gesetzt. Wir hatten das Bundesverfassungsgerichtsurteil für Klimaschutz, demzufolge Klimaschutz Generationenschutz ist. Wir hatten den Report des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, der Klimaneutralität als neues Geschäftsmodell festsetzte. Ich war sehr optimistisch gestimmt, dass diese Themen ihren Weg raus aus der Umwelt-Blase und in die Breite der demokratischen Parteien gefunden haben. Ohne Klimaschutz gibt es keine zukunftsfähige Wohlstandssicherung - das war schon einmal eine parteienübergreifende Sichtweise.

FDP-Generalsekretär Marco Buschmann bezeichnet das Umweltbundesamt als „staatlich finanzierte Aktivisteneinrichtung“. Wie erklären Sie sich diese Zuschreibung?

Es fällt mir schwer, das mit der Realität in unserem Haus zusammenzubringen. Die Arbeit des UBA lässt sich in vier Bereiche unterteilen. Wir betreiben Umwelt-, Klima- und Nachhaltigkeitsforschung. Darauf aufbauend, beraten wir die Bundesregierung und die Europäische Union. Wir setzen Umweltrecht um, zum Beispiel beim Emissionshandel. Und wir informieren die Öffentlichkeit über Umweltrisiken und Lösungsansätze. Ich möchte auch unsere ehemalige Kanzlerin Angela Merkel zitieren. Sie hat beim 25. Geburtstag des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen gesagt: „Gehen Sie uns mit Ihren Problemanalysen und Ihren Lösungsvorschlägen weiter auf die Nerven, sonst ändert sich nichts.“ Und ich bin da näher an Angela Merkel als an Marco Buschmann.

Dennoch heißt es gerade aus der Landwirtschaft, dass das UBA für eine übergriffige Umweltpolitik stehe, die auf Mikrosteuerung setze, anstatt den Landwirten stärker zu vertrauen. Ziehen Sie sich diesen Schuh an?

Mein Credo ist, so wenig Mikrosteuerung wie möglich und stattdessen auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen setzen. Und deswegen habe ich auch großes Verständnis für die Bürokratiedebatte, die hinter Ihrer Frage steckt. Aus meiner Perspektive haben wir im Augenblick drei Bürokratienarrative, und zwei davon halte ich für nicht hilfreich. Das erste sagt, es gebe gar kein Bürokratieproblem. Von Teilen der Gesellschaft wird das Problem nicht ernst genommen oder gar als propagandistisch betrachtet. Diese Sichtweise teile ich nicht. Das zweite Narrativ ist, Schuld an der Bürokratie hätte vor allem die Umwelt- und Klimapolitik. Der Lösungsvorschlag lautet dann, den Klimaschutz in die Zukunft zu verschieben. Das lehne ich auch ab, denn dieser Ansatz widerspricht unseren Problemanalysen.

Und welche Sicht auf das Bürokratieproblem haben Sie?

Wir brauchen eine signifikante Debürokratisierung, bei gleichzeitig hohen Ambitionen in der Umweltpolitik. Es gibt Handlungsdruck in Bezug auf den Klimaschutz. Die 2020er-Jahre sind klimapolitisch von großer Bedeutung, wenn wir global noch unter der 2-Grad-Leitplanke bleiben wollen. In vielen Bereichen ist der öffentliche Sektor nicht schnell genug, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Chancen liegen in der Digitalisierung, der künstlichen Intelligenz, aber auch darin, Doppelregulierungen und Redundanzen abzubauen. Ich bin ganz bei Prof. Andreas Voßkuhle, dem langjährigen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes: Wir müssen die Handlungsfähigkeit des Staates durch Modernisierung verbessern.

Traditionell steht das UBA beim Thema Pflanzenschutz in der Kritik. Der Vorwurf lautet, Ihre Behörde argumentiere einseitig: Zwar würden die Risiken von Pflanzenschutzmitteln unter die Lupe genommen, nicht jedoch deren Nutzen für die Ernährungssicherung. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?

Zunächst unterstreiche ich vollständig, dass Pflanzenschutzmittel wichtig für die Ernährungssicherung sind. Wir müssen aber eine Balance zwischen den Umweltfolgen und der Ertragsstabilisierung finden. Und daher kommt vermutlich der Vorwurf, wir seien zu einseitig. Die Aufgabe des UBA ist es, in Kooperation mit anderen Behörden alle Aspekte von Pflanzenschutzmitteln zu betrachten. Und das UBA rückt dabei Biodiversitäts- und Umweltfragen ins Zentrum. Wir sind nicht einseitig, sondern wir leisten einen Beitrag zu einer Gesamtbewertung. Mit dem Thünen-Institut und dem Bundesamt für Naturschutz haben wir ein gemeinsames Papier zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln erarbeitet. Darin zeigen wir, wie das möglich ist: durch anspruchsvolle Rahmensetzung und wenig Mikrosteuerung.

Führende Vertreter der Land- und Agrarwirtschaft bekennen sich in der Zukunftskommission Landwirtschaft zu einer Transformation des Agrar- und Ernährungssystems in Richtung Nachhaltigkeit. Wie bewerten Sie die Empfehlungen der ZKL vom Sommer 2021 und vom November 2024?

Die Beschlüsse von 2021 waren ein Durchbruch in der Diskussion zwischen Landwirtschaft, Wissenschaft und Umweltakteuren. Kernpunkt war, dass die Landwirtschaft bei der anstehenden nachhaltigen Transformation finanziell unterstützt werden muss. Das heißt, es sind Investitionen notwendig im Sinne des Grundsatzes „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“. Das 2024er Dokument hat die ursprünglichen Empfehlungen größtenteils bestätigt. Das steht aber in einem gewissen Spannungsverhältnis zu den Bauernprotesten des letzten Jahres. Ich habe jetzt den Eindruck, dass wir eher wieder einen Backlash erleben. Und das besorgt mich.

Natur- und Umweltschutz muss sich für die Betriebe rechnen, lautet eine der ZKL-Grundaussagen. Tragen Sie die mit?

Ich teile das. Wir haben ein marktwirtschaftliches System, und Unternehmen müssen wirtschaften können. Aber es gilt auch, dass wir nationale Wohlstandssicherung nur betreiben können, wenn wir massiv in Klima- und Biodiversitätsschutz investieren. Denn sonst untergraben wir die langfristige Grundlage unseres Wohlstandes. Beide Seiten der Medaille bilden die gesamte Realität ab. Und in der ZKL gibt es viele gute Beispiele für Lösungswege. Leider wurde bei der Umsetzung nicht gut genug vorangekommen.

Wessen Versagen ist das?

Der nächste notwendige Schritt wäre gewesen, drei oder vier entscheidende Handlungsfelder zu bestimmen und von der Beschreibung von Optionen zur Umsetzung zu kommen. Das hat nur selektiv stattgefunden, und der Prozess brach spätestens mit den Bauernprotesten ab.

Erwarten Sie von einer künftigen Bundesregierung, die Empfehlungen der beiden Stakeholder-Runden erneut aufzugreifen?

Das erwarte und hoffe ich. Die Politik muss jetzt zeigen, dass sie handlungswillig ist und an das anknüpfen möchte, was erarbeitet wurde. Wenn man sich wieder auf den Konsens von 2021 zu einer klima- und umweltverträglichen Landwirtschaft besinnt, ist auch die Umsetzung möglich.

Gegen ihre Hoffnung spricht, dass als Folge der Bauernproteste die Gemeinsame Agrarpolitik der EU voraussichtlich wieder deutlich produktions- und einkommensorientierter gestaltet werden wird. An die Direktzahlungen geknüpft Umweltauflagen wurden gestrichen. Wie bewerten Sie das?

In der Tat ist das ein Trend, den ich kritisch beobachte. Wir haben nicht nur in Deutschland einen Backlash, sondern auch in anderen Ländern Europas. Das besorgt mich natürlich, denn was wir bräuchten, wäre, wegzukommen von der Flächenförderung und hin zur Finanzierung von Umweltdienstleistungen, Klimaschutz, Biodiversitätsschutz.

Der Strategische Dialog zur Zukunft der europäischen Landwirtschaft soll die Leitplanken bilden für die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2027. Was erwartet der UBA-Präsident von der nächsten GAP-Reform?

Ich hoffe, dass man an den Konsens des Green Deals anknüpfen wird. Nämlich dass in der Landwirtschaft umwelt- und klimapolitischer Handlungsbedarf besteht. Im Strategischen Dialog, der von Prof. Peter Strohschneider geleitet wurde, sind auch zwei wichtige Finanzierungsinstrumente auf der europäischen Ebene genannt worden. Da ist einerseits der Agri-Food Just Transition Fund und zweitens der Nature Restoration Fund. Das ist ein wichtiges Signal, dass die Transformation nicht umsonst ist, sondern die Gesellschaft für eine leistungsfähige Landwirtschaft aufkommen muss, die auch Umwelt- und Klimaschutzbelange berücksichtigt.

Für Aufregung sorgte vergangenes Jahr der sogenannte CO2-Rechner des UBA. Es hieß, Ihre Behörde rechne absichtlich Holzheizungen schlecht. Schädigen Holzheizungen Ihrer Meinung nach das Klima?

Bei der Weiterentwicklung des CO2-Rechners ging es um zwei Nachrichten an die Bürgerinnen und Bürger. Die erste ist ganz einfach: Es ist immer vorzuziehen, Holz stofflich zu nutzen, anstatt es zu verheizen. Denn in Holzprodukten können Treibhausgase langfristig gespeichert werden. Wir haben kein Problem damit, Restholz zu verbrennen. Aber die stoffliche Nutzung und die Verbrennung von Holz sollten nicht gleichgewichtig dargestellt werden. Die zweite Nachricht ist, dass in den letzten Jahren die Wälder von einer Senke zu einer Quelle von Treibhausgasen geworden sind. Das wurde erst vor wenigen Wochen durch die vierte Bundeswaldinventur bestätigt. Die Rechnung, dass Holzverbrennung und der Aufwuchs in den Wäldern ein geschlossener Kreislauf seien, geht nicht mehr auf.

Ihre Behörde musste den Skandal um gefälschte Klimaschutzzertifikate aus China aufarbeiten. Wie ist der aktuelle Stand der Ermittlungen?

Es geht dabei um insgesamt 66 Klimavorhaben, sogenannte Upstream-Emission-Reduction-Projekte. Hinter diesen Projekten stehen meist gasfördernde Unternehmen, die Technologien einsetzen, um Treibhausgasemissionen abzusenken. In 45 dieser Projekte wurde die Emissionsreduzierung vermutlich lediglich vorgegaukelt. Dahinter steckt eine starke Hypothese mit vielen Indizien, dass ein „Schattensystem“ aufgebaut wurde. Wir sind im Augenblick dabei, alle diese 45 Fälle zu überprüfen und, wenn die Beweislage greift, rückabzuwickeln. In zehn Fällen wurden Projekte bereits eingestellt. Ich gehe davon aus, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Wir sind als UBA betrogen worden, weshalb auch die Staatsanwaltschaft diesen Fall untersucht.

Die deutsche Biokraftstoffbranche hat unter dem UER-Skandal wirtschaftlich gelitten. Tanzen chinesische Firmen den deutschen Behörden auf der Nase herum?

Es ist richtig, dass die Biokraftstoffbranche wirtschaftlichen Schaden davongetragen hat. Deswegen ist es auch so wichtig, unrechtmäßige Projekte zu stoppen. Ob uns chinesische Unternehmen auf der Nase herumtanzen? Die Panama Papers oder der Cum-Ex-Skandal zeigen, dass nicht nur China anfällig für wirtschaftliche Kriminalität ist. Hier sind gute Regulierung und staatliche Kontrolle gefragt. Meine Antwort ist daher eine doppelte. Wir sollten unsere Abhängigkeit von China und anderen autoritären Ökonomien reduzieren. Auf der anderen Seite ist es nicht einfach, in China Prozesse zu monitoren und mit nationalen Behörden zu kooperieren, wenn es zu Krisen kommt, da es kein Rechtshilfeabkommen gibt. Für solche Fälle muss durch diplomatische Noten sichergestellt werden, dass Kontrolle vor Ort möglich ist.

Sind diese Betrügereien nicht desaströs für das Vertrauen in den zertifikatehandelbasierten Klimaschutz?

Ja, das sind sie. Und die Menschen, die die Nachrichten im Vorbeigehen lesen, können auch zwischen UER-Projekten und etwa dem völlig anders strukturierten Europäischen Emissionshandel nicht unterscheiden. Da wird nur gehört: Es geht um internationale Klimakooperation, Zertifikate, Märkte. Deswegen ist es aus unserer Perspektive so wichtig, dass diese UER-Fälle komplett aufgedeckt und aufgearbeitet werden.

Wann wird es so weit sein?

Bis Sommer oder Herbst 2025 sollten wir bei der Aufarbeitung der Täuschungen große Fortschritte gemacht haben.

Vielen Dank für das Gespräch. AgE

Umwelt- und Klimaschutz : Messner warnt vor alten Stereotypen
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 17:03
Umwelt- und Klimaschutz : Messner warnt vor alten Stereotypen

Messner warnt vor alten Stereotypen

BERLIN. Der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Prof. Dirk Messner, fordert eine „signifikante Debürokratisierung“ bei gleichzeitiger Beibehaltung hoher Umweltambitionen. Die Antwort auf die Bürokratiekrise sei weder, Standards abzuschwächen, noch die Probleme zu leugnen, so der Behördenchef im Interview mit AGRA Europe. Stattdessen müsse der Staat durch Modernisierung leistungsfähiger werden. Lösungen sieht Messner in der Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und dem Abbau von Doppelregulierungen.

Mehr Sorgen als die Attacken der FDP bereitet dem UBA-Präsidenten, „dass in breiteren Teilen der Bevölkerung alte Stereotype wieder hochkommen“. Die Zuschreibung, dass Umweltschutz „technologie- und wirtschaftsfeindlich, woke oder per se aktivistisch“ sei, wertet er als Rückschritt im Vergleich zur Situation von 2020 und 2021. „Ohne Klimaschutz gibt es keine zukunftsfähige Wohlstandssicherung - das war schon einmal eine parteienübergreifende Sichtweise“, so Messner.

Die Transformation der Landwirtschaft sieht der UBA-Chef als zentralen Punkt. Die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) seien dafür ein wichtiger Schritt gewesen, insbesondere die Forderung, Betriebe beim Umbau finanziell zu unterstützen. Rückschritte wie die Abschwächung von Umweltauflagen in der EU-Agrarpolitik kritisiert Messner scharf. Die Finanzierung von Umweltleistungen müsse gestärkt werden, um langfristige Wohlstandssicherung zu gewährleisten.

Vorwürfe aus der Landwirtschaft, dass UBA würde Pflanzenschutzmittel einseitig bewerten, weist Messner zurück. Sein Haus lege den Fokus auf Umwelt- und Biodiversitätsfragen, arbeite jedoch eng mit anderen Institutionen zusammen, um eine ganzheitliche Bewertung sicherzustellen.

Mit Blick auf den Betrug mit den sogenannten Upstream-Emission-Reduction- (UER)-Zertifikaten betont Messner die Anstrengungen des UBA, den Skandal aufzuklären. Es gebe handfeste Indizien, dass die Behörde mithilfe eines „Schattensystems“ betrogen worden sei. Eine Aufklärung sei nicht nur wegen der wirtschaftlichen Schädigung der Biokraftstoffbranche wichtig, sondern auch um langfristiges Vertrauen in den zertifikatehandelbasierten Klimaschutz zu erhalten. AgE

EU-Schlachtrindermarkt : Zuwächse halten an
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 16:14
EU-Schlachtrindermarkt : Zuwächse halten an

Zuwächse halten an

BRÜSSEL. Die durchschnittlichen Schlachtrinderpreise in der Europäischen Union haben über den Jahreswechsel zugelegt. In der Woche zum 5. Januar erzielten Jungbullen der Handelsklasse R3 nach Angaben der EU-Kommission im gewogenen Mittel der meldenden Mitgliedstaaten 567,86 Euro/100 kg Schlachtgewicht (SG) und damit 0,3% mehr als drei Wochen zuvor.

Anlass zur Freude hatten Bullenmäster aus Irland, Dänemark und Spanien. In diesen Mitgliedstaaten stiegen die Preise um 2,3%, 2,1% beziehungsweise 2,0%. In Belgien legte die Notierung um 1,0% zu, in Frankreich um 0,9%. In Deutschland bewegte sich der Preis seitwärts. Um 0,9% und 1,6% gaben die Notierungen in Polen und Österreich nach. Weiterhin sehr volatil zeigte sich die Preisfeststellung für Italien, gemeldet wurde ein Rückgang um 10%.

Die EU-Notierung für Schlachtkühe konnte in der Berichtswoche zulegen. Für Tiere der Handelsklasse O3 wurden der Kommission zufolge durchschnittlich 453,92 Euro/100 kg SG gezahlt, das waren 1,3% mehr als zuvor. In Spanien legte die Notierung um 7,6% zu. Irland und Deutschland meldeten um 2,1% und 1,7% gestiegene Preise. Um 0,9% zog die Preisfeststellung in Frankreich an. In Dänemark kam es zu einem Aufschlag von 0,5%, in Polen wurde um 0,4% höher vergütet als noch drei Wochen zuvor. Unveränderte Zahlen meldete Italien. Geringere Preise wurden für Österreich und Belgien übermittelt, der Rückgang betrug jeweils 0,7%.

Die EU-Notierung für Schlachtfärsen legte um 1,1% zu; Tiere der Handelsklasse R3 erlösten laut Kommission im Mittel 562,38 Euro/100 kg SG. Ein Preisanstieg in Höhe von 4,0% wurde für Italien dokumentiert, 2,3% und 1,9% waren es in Spanien und Irland. Österreich kam auf ein Plus von 1,3%. In Frankreich und Belgien lag die Notierung 0,7% beziehungsweise 0,4% höher. In Deutschland wurde auf Vorwochenniveau bezahlt. Abschläge von 0,3% und 1,4% mussten in Polen und Dänemark akzeptiert werden. AgE

OVID-Positionspapier : Augenmerk auf heimische Erzeugung
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 16:07
OVID-Positionspapier : Augenmerk auf heimische Erzeugung

Augenmerk auf heimische Erzeugung

BERLIN. Die nächste Bundesregierung sollte sich mehr um die heimische Produktion und resiliente Infrastrukturen kümmern. Das fordert der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) in seinem Forderungspapier für die kommende Legislaturperiode, das er am Montag (13.1.) in Berlin vorgelegt hat. Darin spricht sich der Verband unter anderem dafür aus, über bessere Anbaubedingungen, den Einsatz moderner Technologien und eine stärkere Digitalisierung die Produktion von Eiweißpflanzen in Deutschland auszudehnen. Ziel müsse es sein, den Selbstversorgungsgrad mit proteinreichen Futtermitteln von derzeit 30 auf 50% zu erhöhen. 

Nachbesserungsbedarf sieht OVID beim Green Deal. Notwendig seien mehr Augenmaß, ein Abbau von Bürokratie sowie die Förderung neuer Technologien. Der Verband mahnt ein modernes Gentechnikrecht an, das die Nutzung neuer Techniken wie CRISPR/Cas regelt. „Ernährungssicherheit und internationale Wettbewerbsfähigkeit erfordern Innovationen in der Pflanzenzüchtung“, heißt es in dem Papier. Deutschland müsse sich in Brüssel dafür starkmachen, „endlich ein zeitgemäßes und wissenschaftsbasiertes Gentechnikrecht zu schaffen und ideologische Widerstände zu überwinden.“ 

„Wir müssen wir jetzt die richtigen politischen Weichen stellen, um die Wettbewerbsfähigkeit einer ganzen Branche nicht zu gefährden“, erklärte OVID-Präsidentin Jaana Kleinschmit von Lengefeld. Seit 125 Jahren seien die deutschen Ölmühlen verbandlich organisiert. Ihnen gehe es darum, „Deutschland auch zukünftig verlässlich mit Lebens- und Futtermitteln zu versorgen.” Dies sei kein Selbstläufer. Ernährungssicherheit, resiliente Lieferketten und offene Märkte müssten wieder stärker in den Fokus rücken.

Klimaschutz durch Biokraftstoffe 

Eine klare politische Linie ist aus Sicht von OVID bei der Bewertung von Biokraftstoffen erforderlich. „Nachhaltige Biokraftstoffe sind der Garant für mehr Klimaschutz auf der Straße“, betont der Verband und wendet sich gegen Versuche, Biokraftstoffe aus landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten zu eliminieren. Dringend notwendig sei eine praxisnahe Umsetzung von Regulierungen zu Lieferketten und Nachhaltigkeitsberichterstattungen sowie der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR). Hier gelte es, Legalitätsnachweise zu reduzieren und Doppelnachweise zu vermeiden.

Ein weiteres zentrales Anliegen der Ölmühlenindustrie ist die Senkung der Energiekosten. OVID fordert einen fairen Wettbewerb für energieintensive Lebensmittelbetriebe und wettbewerbsfähige Gaspreise für prozesswärmeintensive Industrien. Zudem sollte die Strompreiskompensation auf diese Sektoren erweitert und eine praxisorientierte Ausgestaltung der Industrie-Netzentgelte umgesetzt werden. Das helfe den Unternehmen, ihre Energieversorgung zu flexibilisieren und langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. AgE

Landwirtschaftliche Woche Nordhessen : Schmal fordert Politikwechsel
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 15:51
Landwirtschaftliche Woche Nordhessen : Schmal fordert Politikwechsel

Schmal fordert Politikwechsel

BAUNATAL. Eine politische Neuausrichtung zur nachhaltigen Stärkung der Landwirtschaft hat der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, gefordert. „Unsere Landwirtschaft steht an einem Wendepunkt. Wir brauchen eine Politik, die Bürokratie abbaut, klare Planungssicherheit bietet und innovative Entwicklungen vorantreibt“, erklärte Schmal am Montag (13.1.) zur Eröffnung der Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen in Baunatal. Nur so könnten die Bauern weiterhin hochwertige Lebensmittel produzieren und gleichzeitig den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden.

„Unsere Hauptprobleme liegen in überbordender Bürokratie, fehlender Planungssicherheit und einer Politik, die viel zu oft auf nationale Alleingänge setzt“, kritisierte der HBV-Präsident. Das führe zu einer Erosion der Wettbewerbsfähigkeit und des Wohlstands. Deshalb brauche die Agrarbranche stabile Rahmenbedingungen und klare Signale für eine praxisnahe Gesetzgebung.

Akuten Handlungsbedarf sieht Schmal vor allem in der Tierhaltung. Besonders die Schweinehalter stünden derzeit durch den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) vor existenziellen Herausforderungen. Den Rinder- und Schafhaltern bereite die Blauzungenkrankheit große Probleme.

„Wir brauchen eine Bundesregierung, die endlich ein verbindliches Finanzierungskonzept vorlegt und dafür sorgt, dass die Erzeugung nicht ins Ausland verlagert wird“, so der HBV-Präsident. Zugleich appellierte er an die Verbraucher, durch wertschätzendes Konsumverhalten regionale Produkte und damit die heimische Landwirtschaft zu unterstützen.

Keine Steine in den Weg legen

Hessens Landwirtschaftsminister Ingmar Jung hob hervor, dass es sich die Landesregierung zur Aufgabe gemacht habe, für die Landwirte „einen echten Unterschied“ zu machen. Die Agrarpolitik fuße auf den drei zentralen Säulen Bürokratieabbau, Planungssicherheit und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.

„Die Landwirtschaft ist kein Spielball ideologischer Experimente, sondern das Rückgrat unserer Versorgungssicherheit“, unterstrich der Ressortchef. In stürmischen Zeiten mit Krisen wie dem Klimawandel, Tierseuchen und Preisschwankungen auf den Märkten brauchten die Betriebe Unterstützung und keine zusätzlichen Steine im Weg. AgE

Standpunkt zum Mercosur-Handelsabkommen : Zeit für Panik?
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 15:40
Standpunkt zum Mercosur-Handelsabkommen : Zeit für Panik?

Zeit für Panik?

Von Jerzy Plewa, ehemaliger Generaldirektor der Generaldirektion Landwirtschaft (DG AGRI) in der EU-Kommission

Die populistischen Rufe der sogenannten Verteidiger der Landwirtschaft scheinen kein Ende zu nehmen. Während die Klagen über den angeblichen „Untergang“ der Landwirtschaft durch den Green Deal noch nicht verstummt sind, ist nun ein neuer Sündenbock aufgetaucht - das Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten. Seine Kritiker warnen als dessen Folge vor dem Bankrott der Landwirtschaft in der EU und in Polen. Die Landwirte zu verängstigen ist dabei zu einer beliebten Waffe der Spitzen der Agrarorganisationen und der Politik beim Kampf um Wähler geworden.

Nach der sogenannten Flut von Agrarimporten aus der Ukraine hat sich der Fokus nun auf billige, angeblich minderwertige Lebensmittel aus Südamerika verlagert. Die Führungsriege der landwirtschaftlichen Organisationen bemühen sich um Glaubwürdigkeit bei den Landwirten, da es ihnen an greifbaren Erfolgen und echter Repräsentativität fehlt. An den Wahlen zu den Landwirtschaftskammern (gemeint sind die polnischen, Anm. d. Red.) nehmen nur etwa 5% der wahlberechtigten Landwirte teil. Politiker engagieren sich für die Landwirte als Wählerschaft: Vor Wahlen machen sie Versprechen, die später oft nicht eingehalten werden.

Zugleich ist die Medienberichterstattung über die Landwirtschaft von Emotionen, Manipulation und Desinformation geprägt. Nehmen wir zum Beispiel die Hysterie um das Abkommen zwischen der EU und Kanada (CETA) - von der Bauernpartei PSL über die Konfederacja zum Bund der Demokratischen Linken (SLD) haben alle eine Katastrophe für die Landwirtschaft vorausgesagt.

Inzwischen, sieben Jahre nach der Umsetzung von CETA, sind die Agrar- und Lebensmittelexporte der EU nach Kanada um 50% gestiegen, während die polnischen Exporte um 40% zugenommen haben. Zwar sind vergleichbare Ergebnisse von einem Mercosur-Abkommen nicht unbedingt zu erwarten. Trotzdem fehlen in der Debatte viele wichtige Fakten.

Die präferierten Zollquoten und Einfuhrkontingente des Mercosur-Abkommens für Geflügel, Rindfleisch und andere Erzeugnisse verbessern tatsächlich den Zugang zum EU-Markt. Doch selbst nach mehreren Jahren werden diese Kontingente nur rund 1% der EU-Produktion dieser Waren ausmachen. In der Zwischenzeit könnten polnische Molkereiprodukte und Süßwaren die Chance erhalten, auf den südamerikanischen Märkten zu expandieren. Darüber hinaus sind Schutzmaßnahmen für Landwirte im Falle von Störungen auf dem EU-Markt vorgesehen. Überdies muss die Qualität der importierten Lebensmittel den EU-Standards entsprechen.

Zudem werden langfristige Vorteile oft übersehen. Konkret verpflichtet das Abkommen den Mercosur zu einem vollständigen Verbot der Entwaldung bis 2030 und zur Einhaltung der internationalen Klimavereinbarungen. Am Ende könnte das Abkommen sogar dazu beitragen, dass die EU-Landwirtschaft weltweit wettbewerbsfähig bleibt. Dies gilt insbesondere angesichts der angekündigten protektionistischen Politik der Vereinigten Staaten, beispielsweise im Hinblick auf China. Über das Schicksal des Abkommens ist noch nicht entschieden. Die EU-Verfahren sind langwierig, und das Abkommen erfordert die Zustimmung einer qualifizierten Mehrheit (mindestens 15 Länder und 65% der EU-Bevölkerung). Angesichts des aktuellen Wahlkalenders ist jedoch kaum zu erwarten, dass die Emotionen einem rationalen Dialog weichen werden. Der Populismus ist weiterhin auf dem Vormarsch. AgE

Dieser Text wurde mit dem Einverständnis des Autors von der englischen in die deutsche Sprache übersetzt. Erschienen ist der Artikel zuerst in der Top Agrar Polska 1/2025.

Verband der Fleischwirtschaft : Neue Repräsentanz in Berlin
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 14:45
Verband der Fleischwirtschaft : Neue Repräsentanz in Berlin

Neue Repräsentanz in Berlin

BONN/BERLIN. Der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) hat eine Hauptstadtrepräsentanz eingerichtet. Mit einem neuen Mitarbeiter, Thomas Marx, werde damit das politische Engagement in Berlin gestärkt, teilte die Branchenorganisation am Montag (13.1.) mit. Der 46-Jährige Marx ist Volljurist. „Wir wollen dafür Sorge tragen, dass die Versorgungssicherheit mit Fleisch aus heimischer Produktion auch weiterhin sichergestellt werden kann“, betonte VDF-Hauptgeschäftsführer Steffen Reiter. Fleisch sei hierzulande für mehr als 90% der Bevölkerung ein Grundnahrungsmittel und dürfe kein Luxusgut werden, stellte Reiter klar. AgE

Österreich : Diskussion um faire Holzpreise
Agra-Europe · Neuigkeiten:
Dies ist eine aktuelle Meldung des Nachrichtendienstes Agra-Europe (AgE). Die Veröffentlichung über den Ticker ist ein Service des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) und gibt nicht Informationen, Meinungen oder Positionen des IVA wieder.
13.01.2025 - 14:31
Österreich : Diskussion um faire Holzpreise

Diskussion um faire Holzpreise

SANKT PÖLTEN. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Johannes Schmuckenschlager, hat die jüngsten Aussagen der Holzindustrie über angeblich zu hohe Rohstoffpreise im Waldviertel entschieden zurückgewiesen. Die Behauptung, dass es keine Windwürfe und damit kein Schadholz am Markt gebe, sei ein verkürzter Blick, der die angespannte Situation der Waldbewirtschafter nicht fair widerspiegele, erklärte Schmuckenschlager am Montag (13.1.) in St. Pölten.

Laut ORF hat Österreichs Holzindustrie aktuell mit stark steigenden Rohstoffpreisen zu kämpfen, vor allem im Waldviertel. Betroffene Unternehmen klagten dort über einen Wettbewerbsnachteil, da die Preise für Rundholz bis zu 15% höher seien als im Bundesdurchschnitt. Die Nachfrage nach Rundholz sei groß, das Angebot aber knapp, hieß es von Branchenvertretern. Dadurch entstehe ein Preisgefüge, das es auf internationalen Märkten unmöglich mache, gewinnbringend zu produzieren.

Schmuckenschlager erinnerte an die Jahre 2017 bis 2021, die durch enorme Schadereignisse wie Borkenkäferbefall, Windwürfe und Schneebrüche geprägt gewesen seien. In der Folge seien die Preise für das Schadholz drastisch eingebrochen. Während die Holzindustrie in dieser Phase erhebliche Gewinne verzeichnet habe, hätten die land- und forstwirtschaftliche Familienbetriebe vor gewaltigen wirtschaftlichen und personellen Herausforderungen gestanden.

Hinzu komme die Belastung durch die Inflation der letzten Jahre, gab Schmuckenschlager zu bedenken. Steigende Löhne und Maschinenkosten hätten die Erntekosten massiv in die Höhe getrieben. „Eine nachhaltige Forstwirtschaft ist nur mit fairen Preisen möglich“, betonte der Kammerpräsident. Daher sei es unverständlich, dass die Sägeindustrie die derzeitigen Holzpreise als zu hoch einstufe. Das seien jene Preise, die eine klimafitte und nachhaltige Waldbewirtschaftung überhaupt noch möglich machten.

Schmuckenschlager forderte die Holzindustrie auf, die aktuellen Herausforderungen der Waldbewirtschafter fair zu berücksichtigen. Es gelte, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Zukunft für Wald und Holz sichern. Nur durch eine enge Zusammenarbeit könne man langfristig den Rohstoff Holz als zentralen Baustein einer klimafreundlichen Wirtschaft stärken. AgE

Videos

videos.JPG

Videos auf unserem YouTube-Kanal

Pressebilder

Michael Wagner, BASF SE
Präsident des Industrieverbands Agrar e. V.
Frank Gemmer, IVA
Hauptgeschäftsführer
Martin May, IVA
Geschäftsführer, Leiter Kommunikation und Politik