Wie in jedem Jahr gibt es auch 2025 wieder einen „Baum des Jahres“: Das Kuratorium der Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung stellt im kommenden Jahr die Rot-Eiche als zukunftsweisende Baumart in den Blickpunkt des Interesses. Wegen ihrer Trockenheitstoleranz wird sie auch in Zeiten des Klimawandels mit steigenden Temperaturen gut zurechtkommen und spielt eine Rolle für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Zukunftsweisende Baumart für nachhaltige Forstwirtschaft
„In Zeiten des Klimawandels gewinnt diese Baumart zunehmend an Bedeutung. Ihre Fähigkeit, auch auf trockenen Standorten zu gedeihen, macht sie zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Wälder. Sie steht für Resilienz und nachhaltige Forstwirtschaft“, sagt Georg Schirmbeck, Schirmherr des „Baum des Jahres 2025“.
Herkunft und Verbreitung der Rot-Eiche
Der offizielle Name Amerikanische Rot-Eiche (Quercus rubra) zeigt schon, dass der Baum des Jahres ursprünglich nicht in Deutschland heimisch war, sondern in Amerika. Genauer gesagt in den Nadel- und Laubmischwäldern der östlichen Hälfte Nordamerikas. Dort zählt sie zu den häufigsten und am weitesten verbreiteten unter den zahlreichen Eichenarten. Vor 300 Jahren kam die Rot-Eiche über Frankreich nach Europa und wurde zunächst überwiegend in Parks, Botanischen Gärten und herrschaftlichen Alleen gepflanzt. Das forstwirtschaftliche Interesse nahm erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich zu. Heute wird die Rot-Eiche in weiten Teilen Europas holzwirtschaftlich genutzt – von Südskandinavien bis nach Nordspanien, Norditalien und bis in die Balkanregion sowie von Südengland bis in die Ukraine und noch weiter östlich im angrenzenden russischen Wolgagebiet.
Beschreibung der Rot-Eiche
Und auf noch etwas weist ihr Name hin: Die Rot-Eiche zeigt im späten Herbst ihre eindrucksvoll rote Blattfärbung. Damit spielt sie in ihrer Heimat eine wichtige Rolle für die Farbenpracht des berühmten „Indian Summer“. Diese Wetterperiode ist durch milde Temperaturen, blauen Himmel und eine spektakuläre Farbpalette des herbstlichen Laubs gekennzeichnet. Auch in Deutschland bereichert die Rot-Eiche maßgeblich das herbstliche Farbenspiel in städtischen Grünanlagen, Parks und auf Friedhöfen. Daneben hat sie auch als Alleebaum ihren Platz gefunden. Ein Vorteil dabei ist, dass sie wenig empfindlich auf Streusalz reagiert.
Anders als unsere heimischen Eichen hat die Rot-Eiche keine typische Eichenborke, sondern zumindest in den ersten zwei, drei Jahrzehnten eine glatte, graue Rinde, ähnlich der Rinde der Rot-Buche. Rot-Eichen werden etwa 25 Meter hoch, in dichteren Wäldern aber auch mal 35 Meter. Statt rundgelappter Blätter besitzt die Verwandte aus Amerika spitz gelapptes Laub, wobei der Rand der einzelnen Lappen noch mit wenigen, unregelmäßig verteilten, kleinen spitzen Zähnen besetzt ist. Meist ab Anfang Mai zeigen sich Triebe, Blätter und Blüten. Die männlichen Blüten hängen dabei in Büscheln am Ende des Vorjahresaustriebs, während die weiblichen Blüten am Neuaustrieb eher unscheinbar in den Blattachseln stehen. In der Zeit der Bestäubung fällt allerdings ihr tiefrot gefärbter Stempel auf. Die bis zu 3 Zentimeter langen Eicheln reifen nicht im selben Jahr, sondern erst im Verlauf des Folgejahres ab Ende August.
Forstwirtschaftliche Nutzung der Rot-Eiche
Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Rot-Eiche Bestandteil der hiesigen Forstpraxis. Mit einem Anteil von 0,5 Prozent ist sie die zahlenmäßig häufigste Laubbaumart in unseren Wäldern, die nicht in Deutschland heimisch ist. Sie wird überwiegend in Mischbeständen kultiviert – zum Beispiel mit Buchen, aber auch mit Winter-Linden oder Berg-Ahorn. Das ähnelt nicht nur den natürlichen Lebensräumen in der Heimat der Rot-Eichen, sondern hat auch deutliche Vorteile für das gesamte Ökosystem Wald. Trotz des schnelleren Wachstums gilt das Holz der Rot-Eiche als ähnlich qualitativ hochwertig wie das der heimischen Eiche. Das gilt allerdings nur für die Verwendung in Innenräumen. Denn anders als bei der deutschen Eiche werden die ehemaligen Leitungsgefäße im Kernholz von Rot-Eichen nicht durch Füllzellen, die Thyllen, verstopft und damit wasserundurchlässig. Ein Weinfass aus dem Holz der Rot-Eiche wird es also nie geben. Wird sie nicht gefällt, kann die Rot-Eiche in ihrer nordamerikanischen Heimat ein Alter von bis zu 500 Jahren erreichen. In Deutschland steht mit etwa 250 Jahren die vermutlich älteste Rot-Eiche im Schlosspark von Dresden-Pillnitz. Sie hat einen Stammumfang von 5,40 Metern. Noch mächtiger ist eine 205-jährige Rot-Eiche in der Karlsruher Weststadt mit einem Stammumfang von 6,17 Metern.
Der Verein Baum des Jahres
Der Verein Baum des Jahres e. V. wurde im Jahr 1972 von Dr. Silvius Wodarz gegründet und hieß bis 1999 Umweltschutzverein Wahlstedt. Seit 1989 stellt das vielköpfige Kuratorium aus Umweltorganisationen, Verbänden und Forschungseinrichtungen jedes Jahr eine Baumart besonders heraus, indem es sie zum Baum des Jahres wählt. Als Botschafterin der Rot-Eiche engagiert sich die deutsche Baumkönigin 2025, Victoria Wolf, ein Jahr lang dafür, der Rot-Eiche als zukunftsweisender Baumart zu mehr Anerkennung zu verhelfen. Mehr Informationen gibt es auf https://baum-des-jahres.de/.
Preisträger der vergangenen Jahre:
- Baum des Jahres 2024: Die Echte Mehlbeere
- Baum des Jahres 2023: Die Moor-Birke
- Baum des Jahres 2022: Die Rotbuche
- Baum des Jahres 2021: Die Stechpalme
- Baum des Jahres 2020: Die Robinie
- Baum des Jahres 2019: Die Flatter-Ulme
- Baum des Jahres 2018: Die Ess-Kastanie
- Baum des Jahres 2017: Die Fichte
- Baum des Jahres 2016: Die Winterlinde
- Baum des Jahres 2015: Der Feldahorn
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