Ein Baum mit Geschichte und Zukunft
Die seltene Edelkastanie
Die Deutsche Baumkönigin 2018, Anne Köhler, erklärt: „Die Esskastanie hat in unseren Breiten eine junge Geschichte. Sie gilt nicht als heimische Baumart, gehört aber – zumindest in Südwestdeutschland – längst in die Kulturlandschaft.“ Die Baumart steht vor allem in Parkanlagen und Gärten. Im Frühsommer ist ihre gelblich-weiße Blütenpracht auffallend schön. Im Oktober fallen ihre großen, runden und mit unzähligen Stacheln besetzten Früchte herunter, platzen auf und es kommen mahagonibraune, glänzende Kastanien zum Vorschein. Auch wenn es der Name vermuten lässt, haben Ess- und Rosskastanie wenig gemeinsam: Während die Esskastanie eng mit Buchen und Eichen verwandt ist, zählt die Rosskastanie zu den Seifenbaumgewächsen.
Mehr als eine Nascherei auf dem Weihnachtsmarkt
Esskastanien sind fettarm, stärkereich und schmecken süßlich. Man kann sie als Bratenfüllung, in Süßspeisen oder als „heiße Maroni“ genießen. Früher waren die Kastanien nach Missernten oft DIE lebensrettende Nahrung – sie galten als das „Brot der Armen“.
Als Weizen-Alternative könnte die Esskastanie bald ein Comeback erleben: Die Früchte lassen sich in getrockneter Form mahlen. Brot und Gebäck aus Esskastanien-Mehl sind glutenfrei und damit für Allergiker gut geeignet. Die Kastanienfrüchte kommen hierzulande vorwiegend aus Italien, Frankreich, Spanien und der Türkei.
Früher: Stütze für den Weinbau
Die Römer brachten die Esskastanie vor rund 2000 Jahren über die Alpen. Sie etablierten den Baum vor allem entlang des Rheins, der Nahe, der Mosel und der Saar. Seitdem gehörten der Weinbau und die Esskastanie zusammen: Das Kastanienholz verrottet langsam und eignete sich so optimal zur Fertigung der Rebstöcke. Meist wuchs der Esskastanien-Hain oberhalb des Weinbergs. Außerdem war das Holz gutes Material für Hausbau, Masten, Brennholz und vieles mehr. Heute sind Rebstöcke meist aus Metall, Beton oder Plastik gefertigt.
Ein Holz der Zukunft?
Die Esskastanie ist anpassungsfähig und wärmeresistent und kommt mit den klimatischen Bedingungen unserer Breiten gut zurecht. Bisher findet man sie selten im Wald. Aber die Forstwirtschaft forscht seit einigen Jahren, ob die Esskastanie in unseren Wäldern hochwertiges Holz für langlebige Bau- und Möbelprodukte liefern könnte. Auch für die Energieholzproduktion ist die Kastanie mit ihrem hohen Brennwert interessant.
Zur Wahl „Baum des Jahres“
Bereits seit 1989 wird der Baum des Jahres gewählt. Die Auswahl trifft die gleichnamige Stiftung und ein Kuratorium aus Fachleuten, Verbänden und Wissenschaftlern. Die Auszeichnung soll Bäumen, die nur wenig Beachtung finden oder sogar gefährdet sind, mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Die Internetseite der Stiftung bietet viele Informationen zum jeweiligen Preisträger.
Die Vorgänger der letzten Jahre:
- Baum des Jahres 2017: Die Fichte
- Baum des Jahres 2016: Die Winterlinde
- Baum des Jahres 2015: Der Feldahorn
- Baum des Jahres 2014: Die Trauben-Eiche
- Baum des Jahres 2013: Der Wildapfel
- Baum des Jahres 2012: Die Europäische Lärche
- Baum des Jahres 2011: Die Elsbeere
- Baum des Jahres 2010: Die Vogel-Kirsche