holzschuessel_mit_linsen_1194656876m_istock.jpg
Neuartige Produkte wie Nudeln aus Linsen machen es einfach, mehr Hülsenfrüchte zu essen. Foto: iStock
25.02.2021
Umwelt & Verbraucher

Hülsenfrüchte auf Erfolgskurs

Die Eiweißstrategie des Bundes wirkt

Hülsenfrüchte spielen nicht nur eine Rolle als eiweißreiche Nahrungs- und Futtermittel, sondern auch für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Daher wird ihr Anbau seit dem Jahr 2012 im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie des Bundes gefördert. Zudem sollen Verarbeitungs- und Verwendungsmöglichkeiten für die Landwirtschaft erhalten und weiterentwickelt werden. Diese Strategie scheint aufzugehen, wie gestiegene Anbauflächen zeigen.

Wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, nehmen landwirtschaftliche Betriebe Hülsenfrüchte (Leguminosen) vermehrt in ihre Fruchtfolge auf: Seit dem Jahr 2014 ist die Anzahl der Betriebe, die Körnerleguminosen anbauen, um mehr als 7000 gestiegen, auf inzwischen über 19 400. Die Anbaufläche von Sojabohnen in Deutschland hat sich in diesem Zeitraum auf fast 33 000 Hektar verdreifacht, genau wie die Anbaufläche für Ackerbohnen. Die Flächen für Futtererbsen haben sich auf 82 600 Hektar verdoppelt, und sogar bei den schwieriger zu kultivierenden Süßlupinen liegt die Anbaufläche inzwischen bei knapp 22 000 Hektar. Insgesamt vergrößerte sich die Anbaufläche für Leguminosen auf über 222 000 Hektar.

Die Eiweißpflanzenstrategie der Bundesregierung

„Der Ruf der Bevölkerung nach heimischen Futtermitteln für die Landwirtschaft wird immer lauter. Insbesondere im Sojaanbau ist zwar noch Luft nach oben – es ist aber in den vergangenen Jahren viel passiert! Fehlten 2014 regionale, dezentrale Aufbereitungsanlagen, gibt es inzwischen bundesweit 33. Die Landwirtschaft kann auf 15 neue Soja-Sorten zurückgreifen, die an unseren Standort angepasst sind und gleichzeitig hohen Ertrag bringen. Das ist nur einer von vielen Erfolgen der Eiweißpflanzenstrategie. Auch für Erbsen und Süßlupinen gibt es Zuwächse, bei der Fläche der Ackerbohnen sogar bis zu 200 Prozent“, sagte Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Die BLE ist als Projektträger für die Koordination und Umsetzung der Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zuständig. Ein Schwerpunkt liegt in der Etablierung von modellhaften Demonstrationsnetzwerken, in denen Wissenstransfer, eine intensive Beratung und der Aufbau von Wertschöpfungsketten eine große Rolle spielen. Begleitend fördert die BLE verschiedene Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zu den Themen Züchtung, Anbau, Aufbereitung, Fütterung, Lebensmittel und Ökosystemleistungen. So sollen Impulse für Innovationen sowie für eine wirtschaftlich lohnenswerte Erzeugung und Verwertung von Hülsenfrüchten gesetzt werden.

Die Bedeutung von Hülsenfrüchten

Hülsenfrüchte sind in der Lage, in Symbiose mit den Knöllchenbakterien, den sogenannten Rhizobien, Luftstickstoff zu binden und hochwertiges Eiweiß für die Ernährung von Mensch und Tier zu erzeugen. Mit Blick auf die globalen Umweltfolgen des Anbaus von Futter-Soja in Regenwaldgebieten beispielsweise ist die heimische Produktion von Eiweißpflanzen eine nachhaltige Alternative. Die Leguminosen haben außerdem den Vorteil, dass sie durch Anreicherung von Nährstoffen im Boden die Bodenfruchtbarkeit erhöhen. Damit können sie einen wichtigen Beitrag für eine umweltgerechte und ressourcenschonende Landbewirtschaftung in Deutschland leisten. Blühende Leguminosen sind außerdem bei nektarsammelnden, bestäubenden Insekten sehr beliebt.

Marktpotenzial

Infolge von Forschungsprojekten und Wissenstransfer gibt es heute in Deutschland nicht nur neue Sorten bei Soja, Linsen, Bohnen und Co., sondern auch bessere Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten für Produkte aus Hülsenfrüchten. Das steigert vor allem die Wertschöpfung bei Hülsenfrüchten im Lebensmittelsektor. So sieht Frau Dr. Annegret Groß-Spangenberg von der Geschäftsstelle Eiweißpflanzenstrategie an der BLE hinsichtlich der Verwendung von Hülsenfrüchten in der menschlichen Ernährung ein großes Potenzial, sowohl als Rohstoff in Lebensmitteln als auch als Zutat, Zusatz und Hilfsstoff bei der Verarbeitung. „Es ist durchaus zu erwarten, dass dieser Markt in Zukunft weiterwächst und attraktive Vermarktungsmöglichkeiten bieten kann. Die bisher noch häufig bestehenden Wettbewerbsnachteile der Hülsenfrüchte könnten damit ausgeglichen werden, da attraktivere Erzeugerpreise als bei der traditionellen Verwertung als Futtermittel erwartet werden“, so Groß-Spangenberg.

Mehr Hülsenfrüchte auf den Teller

Wer Hülsenfrüchte regelmäßig auf den Speiseplan setzt, tut nicht nur der Umwelt und dem Klima etwas Gutes, sondern auch seiner Gesundheit. Im Rahmen der „Planetary Health Diet“, die eine umwelt- und klimaschützende mit einer gesundheitsförderlichen Ernährungsweise verbindet, empfehlen die Wissenschaftler etwa 75 Gramm Hülsenfrüchte pro Tag. Neben 5 bis 11 Prozent Eiweiß liefern Kichererbsen, Linsen und Co. viele Ballaststoffe. Diese sättigen gut und regen bei regelmäßigem Verzehr die Vermehrung der guten Darmbakterien an. Produkte wie Nudeln, Couscous oder Reiskörner aus Kichererbsen- oder Linsenmehl machen es einfach, mehr Hülsenfrüchte in die Alltagsküche zu bringen. Aber auch internationale Gerichte wie Falafel, Hummus oder Linsen-Dal und kreative Rezepte von Food-Bloggern und Küchenchefs haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass Hülsenfrüchte kulinarisch neu entdeckt wurden. So erweitern Hülsenfrüchte und aus ihnen hergestellte Produkte die Vielfalt auf unseren Tellern und können tierische Proteine ganz oder teilweise ersetzen.

Zukunftsweisende Projekte für die Nutzung von Hülsenfrüchten

Die modellhaften Demonstrationsnetzwerke zu verschiedenen Arten von Hülsenfrüchten sind ein zentraler Bestandteil der BMEL-Eiweißpflanzenstrategie. So konnten die inzwischen ausgelaufenen Netzwerke zu Soja und Lupine dazu beigetragen, den wirtschaftlichen, heimischen Anbau für diese beiden Hülsenfrüchte voranzubringen. Vor allem für die Lupine sehen die Beteiligten großes Potenzial in der Lebensmittelproduktion, zum Beispiel als pflanzlicher Aufstrich, als Milchalternative oder in Fleischersatzprodukten. Das bundesweite Netzwerk „KleeLuzPlus“ kümmert sich um kleinkörnige Leguminosen wie Rotklee und Luzerne, zum Beispiel in der Milchviehfütterung. Und durch einen Forschungsaufruf zur Züchtung neuer Leguminosen-Sorten wird die wichtige Züchtungsarbeit unterstützt, sodass weitere leistungsfähige Sorten in Aussicht sind.

Beispiele für eine neuartige Nutzung von Hülsenfrüchten gibt es auch im Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne (DemoNetErBo). Dort werden unter anderem Ackerbohnen zum Brotbacken verwendet. Zusammen mit Dinkel ergeben sie ein eiweiß- und ballaststoffreiches, saftiges Brot, das sich lange hält. Mehr Informationen über die Aktivitäten des DemoNetErBo und über die Bedeutung von Hülsenfrüchten bietet die interaktive Multimedia-Reportage Mehr heimische Hülsenfrüchte: Ackerbohnen und Körnererbsen.

Weitere Beiträge

Hier finden Sie weitere interessante Inhalte.
leguminosen_20146755l_istock.jpg
Magazin
Umwelt & Verbraucher
29.11.2016
Internationales Jahr der Hülsenfrüchte 2016
feld-mit-ackerbohnen.jpg
Magazin
Umwelt & Verbraucher
13.07.2006
Erbsen und andere Leguminosen
ernte_foto_matthias_wiedenau.jpg
Magazin
Schule & Wissen
17.10.2013
Demnächst große Sojafelder in Deutschland?
quinoakoerner_163274414_adobestock.jpeg
Magazin
Schule & Wissen
27.09.2018
Quinoa aus Deutschland
amaranth_115928095m_istock.jpg
Magazin
Umwelt & Verbraucher
02.07.2020
Wunderkorn Amarant