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Hülsenfrüchte liefern wertvolles Eiweiß für die menschliche Ernährung, ihr Verzehr wird von Gesundheitsorganisationen auf der ganzen Welt empfohlen. Foto: istock
29.11.2016
Umwelt & Verbraucher

Internationales Jahr der Hülsenfrüchte 2016

Wichtige Eiweißquellen für Teller und Trog im Fokus

Bohnen, Linsen, Erbsen, Soja und Co. haben mehr Aufmerksamkeit verdient! Daher erklärten die Vereinten Nationen (UN) das Jahr 2016 zum „Internationalen Jahr der Hülsenfrüchte“ und fordern, das Eiweiß dieser Pflanzen besser zu nutzen und ihren weltweiten Anbau zu steigern. Denn Hülsenfrüchte sind wertvolle Eiweißquellen für die menschliche und tierische Ernährung. Außerdem können sie auf dem Acker Stickstoff binden – davon profitieren die Pflanzen und der Boden gleichermaßen.

Riesige Familie mit besonderen Fähigkeiten

Mit weltweit über 20 000 Kultur- und Wildarten sind die Hülsenfrüchte eine der größten Pflanzenfamilien. Zu den sogenannten Leguminosen gehören beispielsweise Erbsen, Bohnen, Linsen, Soja und Lupinen. Aufgrund ihrer auffälligen Blütenform gab man ihnen auch den Namen Schmetterlingsblütler. Das Besondere an der Pflanzenfamilie ist, dass sie zusammen mit bestimmten Bakterien an ihren Wurzeln Knöllchen (knotenartige Anschwellungen) ausbilden und in diesen eine Symbiose eingehen: Die Bakterien binden Stickstoff aus der Bodenluft und machen ihn für die Leguminosen verfügbar, die daraus Eiweiß bilden und in ihren Samen bzw. Früchten anreichern. Als Gegenleistung geben die Pflanzen Kohlenhydrate aus ihrer Fotosynthese an die Bakterien ab, die daraus Energie gewinnen.

Anbau fördert Bodenfruchtbarkeit

Leguminosen können 300 Kilogramm und mehr Stickstoff je Hektar binden, wovon sie selbst nur einen kleinen Teil benötigen. Teilweise pflügen Landwirte die Pflanzen unter, bevor sie die nächste Kultur aussäen. Durch diese „Gründüngung“ kann die Folgekultur den gebundenen Stickstoff nutzen. Der Anbau von Hülsenfrüchten fördert auch die Humusbildung und die Bodenfruchtbarkeit: Ihr verzweigtes Wurzelsystem lockert den Boden auf. Außerdem machen die Wurzeln wichtige Nährstoffe verfügbar und sind im Herbst Nahrung für Bodenlebewesen. Davon profitieren nachfolgende Kulturpflanzen. Baut man beispielsweise nach Ackerbohnen Winterweizen an, können die Erträge bis zu 15 Prozent höher ausfallen. Darüber hinaus bringt der Anbau von Leguminosen mehr Vielfalt in die Fruchtfolgen auf den Äckern – das hilft Schädlinge und Krankheiten einzudämmen.

Schmackhafte Eiweißlieferanten

Lange galten Bohnen, Erbsen, Linsen und Co. als „Arme-Leute-Essen“, das Unwohlsein und Blähungen nach sich zieht. Heute erleben sie aufgrund ihrer vielfältigen Zubereitungsmöglichkeiten besonders in der vegetarischen und veganen Ernährung ein Comeback. Neben den Hülsenfrüchten „pur“ gibt es immer mehr Produkte mit Zutaten auf Hülsenfruchtbasis im Handel. Die Früchte beziehungsweise Samen der Hülsenfrüchte liefern reichlich wertvolle pflanzliche Eiweiße beziehungsweise Aminosäuren, aber auch Fette, Kohlenhydrate und Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Sie gelten als energiereich und sättigend. Zur Deckung des Eiweißbedarfs sind wöchentlich zwei Portionen Hülsenfrüchte sinnvoll.

Hülsenfrüchte als Tierfutter

Leguminosen enthalten sehr viel Eiweiß, zum Teil mehr als 40 Prozent. Das macht sie als Futterpflanzen interessant, da Nutztiere einen sehr hohen Bedarf an Eiweiß haben. Man unterscheidet zwischen den „Futterleguminosen“ wie Luzerne und Klee, welche die Tiere als Heu oder Silage fressen, und den „Körnerleguminosen“ wie Soja, Futtererbsen, Ackerbohnen oder Lupinen, welche die Tiere als zerkleinerte Früchte (Schrot) zusammen mit anderem Futter bekommen. Vor allem Sojaextraktionsschrot ist ein fester Bestandteil vieler Futterrationen in der Nutztierhaltung. Für Schweine eignen sich zum Beispiel auch die Körner von Futtererbse und Ackerbohne. Wiederkäuer wie Rinder fressen zum Beispiel Kleegras-Gemisch und Lupinensamen.

Strategie für einheimische Eiweißbringer

Deutschland hat einen hohen Bedarf an Hülsenfrüchten, trotzdem werden sie hierzulande nur auf knapp 1,5 Prozent der Ackerfläche angebaut. Der Großteil der benötigten Hülsenfrüchte wird importiert. Mit dem Ziel, den Leguminosenanbau in Deutschland zu fördern und die Anbaufläche auszudehnen, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium eine „Eiweißpflanzenstrategie“ veröffentlicht. Im Rahmen dieser Strategie startete 2011 das LeguAN-Projekt zur Herstellung von innovativen Lebens- und Futtermitteln auf der Basis heimischer Leguminosenarten. Beispielsweise sollen Backzutaten aus Erbsenschrot oder Nudeln aus Erbsenmehl marktreif werden. Eine Akzeptanzstudie bei Verbrauchern begleitete die Produktentwicklung. Außerdem wurden Landwirte zum Anbau von Körnerleguminosen befragt. Ein erstes Fazit des Projekts lautet: Gelingt es, entsprechende Produkte erfolgreich zu vermarkten, liegen beste Voraussetzungen für die angestrebte Nachhaltigkeit für Anbau und Konsum von Körnerleguminosen vor.

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