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Amarant zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Die Pflanzengattung in der Familie der Fuchsschwanzgewächse umfasst knapp 100 Arten. Foto: istock
02.07.2020
Umwelt & Verbraucher

Wunderkorn Amarant

Das leckere Pseudogetreide aus Südamerika

Das Wunderkorn, das „unsterblich macht“ – so sahen die Inkas und Azteken den Amarant. Die kleinen Körnchen des Pseudogetreides sind als „Powerkorn“ vor allem in der leichten Küche als Müsli-Zutat oder bei Sportlern beliebt. Professionell angebaut wird er heute auch in Europa, und selbst im eigenen Garten kann Amarant an warmen Standorten kultiviert werden.

Amarant, oft auch „Amaranth“ geschrieben, stammt ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika. Heute kommt er auf fast allen Kontinenten vor, meist in den wärmeren und trockenen Regionen und Steppengebieten. Er zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Die Pflanzengattung in der Familie der Fuchsschwanzgewächse umfasst knapp 100 Arten. Amarant ist kein echtes Getreide oder Süßgras, sondern gehört als Pseudogetreide zu den zweikeimblättrigen Pflanzen. Der Name leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet übersetzt „Der eine, der nicht vergeht und ewig blüht“.

50 000 Samenkörner in einer Pflanze

In der Küche werden vor allem die Samen des Garten-Fuchsschwanzes Amaranthus caudatus verwendet. Seine kleinen Samenkörnchen sind noch kleiner als Senfkörner. Eine einzige Pflanze enthält bis zu 50 000 Körner. Sie erinnern an Hirse, schmecken aber eher nussig. Die Samen beinhalten eine große Menge an Nährstoffen, Spurenelementen, Ballast- und Vitalstoffen wie essentielle Fettsäuren und Lecithin. Verwendet werden sie in Pfannengerichten oder herzhaften Aufläufen mit Gemüse, im Salat oder auch wie Reis bei der Füllung von Paprika oder Tomaten.

Eine „süße“ Verwendung ist gepuffter Amarant im Müsli. Amarant ist glutenfrei. Sein Kohlenhydrat-Anteil ist geringer als bei echtem Getreide und die enthaltenen Kohlenhydrate sind leicht verwertbar. Auch die jungen Blätter können ähnlich wie Spinat gegessen werden, ältere Blätter sind dagegen oft bitter.

Aus der Naturheilkunde der Inka und Azteken bekannt

In der indianischen Medizin wurde Amarant zur Blutbildung und Blutreinigung eingesetzt. Sein Eisengehalt ist relativ hoch. Als Antinutritivum könnten dagegen die in ihm enthaltenen Gerbstoffe wirken, doch ist ihr Gehalt nicht so hoch, als dass sie sich bei einer ausgewogenen Ernährung negativ auswirken. Im Gegenteil: Tannine beispielsweise haben eine antioxidative und damit gesundheitsfördernde Wirkung. Amarantkörnchen und -mehl gibt es überall zu kaufen, vom Reformhaus bis zum Discounter. Das Amarantöl kann sowohl als Speiseöl als auch zum Herstellen von Kosmetika genutzt werden.

Amarant braucht ein sonniges Plätzchen

Angebaut wird Amarant heute vor allem in Mittel- und Südamerika, aber auch in Europa. Er ist recht anspruchslos und kann auch im heimischen Garten gepflanzt werden. Der Platz sollte allerdings sonnig sein. Die Aussaat erfolgt Mitte April, die Blütezeit ist im Juli/August und die Ernte im September/Oktober. Die Pflanze besticht durch ihre leuchtend rotorange Blütenpracht. Amarant ist eine Kurztagspflanze (die Pflanze blüht nur dann, wenn ihre spezifische Tageslänge nicht überschritten wird und die tägliche Belichtungsdauer von der Saat bis zur Blüte 14 Stunden nicht überschreitet) und reift sehr spät ab. In Österreich ist durch die züchterische Bearbeitung der eher reife Zuchtstamm „Neuer Typ“ entstanden.

Mechanische Unkrautregulierung im Anbau entscheidend

Im landwirtschaftlich-gärtnerischen Anbau wird Amarant mit der Einzelkorn-Sämaschine ausgedrillt, da sein Tausendkorngewicht mit nur 1 Gramm (zum Vergleich: Weizen hat ein Tausendkorngewicht zwischen 45 und 60 Gramm) sehr niedrig ist. Er stellt an den Boden zwar nur wenige Ansprüche, gedeiht aber am besten auf leichten Böden. Optimal ist eine gute Wasserführung: Amarant reagiert empfindlich auf eine verschlämmte und danach wieder ausgetrocknete Bodenoberfläche.

Der Wasserbedarf zur Kornfüllungsphase ist dafür relativ gering. Fröste mag die wärmeliebende Pflanze gar nicht. Je nach der eingesetzten Hacktechnik auf dem Betrieb wird der Reihenabstand gewählt. Die mechanische Unkrautregulierung ist nämlich entscheidend für den Erfolg im Amarant-Anbau: bis zu drei Hackdurchgänge sind notwendig, um schnell wachsende Unkräuter auszuschalten. Die Vegetationsdauer beträgt 120 bis 150 Tage.

Gedroschen wird Amarant mit herkömmlicher Mähdruschtechnik ab Ende August und den ganzen September durch. Angestrebt wird ein Feuchtigkeitsgehalt von weniger als 35 Prozent, sonst muss nachgetrocknet werden. Für den Einsatz in der Biogasanlage mit der Ernte der gesamten Pflanze wird zumeist ein Feldhäcksler mit Maisvorsatz genommen. Dabei kommt sein enormer Schatz an Spurenelementen zum Tragen: Bereits 30 Prozent Amarant als Co-Substrat zu Mais sichern die Versorgung mit den notwendigen Nährstoffen für die am Biogasprozess beteiligten Mikroorganismen komplett ab, sodass keine industriellen Spurenelement-Additive verwendet werden müssen. Amarant ist ein wahrer Alleskönner!

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