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Sojabohnen enthalten rund 40 Prozent Eiweiß und 20 Prozent Fett. Foto: Matthias Wiedenau
17.09.2015
Schule & Wissen

Sojabohnen zuerst in den Betonmischer, dann säen

Tofu, Fleischersatz und Viehfutter aus eiweißreichen Samen

Soja ist für Vegetarier und Fleischesser gleichermaßen eine wichtige Kultur. Zum einen sind die gelblichen Samen der Rohstoff für Tofu, Tempeh sowie Fleisch- und Milchersatzprodukte. Zum anderen liefern sie ein hochwertiges Eiweißfutter vor allem für Schweine und Geflügel. Auch wenn in Deutschland der Anbau zugenommen hat, kommt der Großteil der Bohnen nach wie vor aus Übersee. Vor der Saat vermischen Anbauer die Bohnen mit Bakterien, die einen Teil des benötigten Düngers produzieren. Die Unkrautregulierung ist eine der größten Herausforderungen für heimische Anbauer.

Wissenswert

Rohe Sojabohnen sind alles andere als Leckerbissen. Sie müssen zunächst erhitzt werden, damit verdauungshemmende und in höheren Mengen ungesunde Inhaltsstoffe inaktiviert werden. Und auch danach schmecken Sojaprodukte ohne weitere Gewürze und Zutaten neutral. So auch Tofu, der in Asien vermutlich bereits seit 2 000 Jahren aus geronnener Sojamilch hergestellt wird. Ingwer, Curry, Knoblauch oder Limettensaft sorgen aber für die gewünschte Geschmacksnote. Nicht ganz so bekannt wie Tofu ist das körnige Tempeh. Die durch Edelpilze fermentierten Sojabohnen können gebraten oder als Spieß serviert werden. Fleischersatzprodukte wie vegetarische Würstchen oder Schnitzel bestehen aus Sojagranulat mit fleischähnlicher Faserstruktur. Lebensmittelhersteller benötigen für ihre Produkte Sojasorten mit möglichst mehr als 42 Prozent Eiweiß. Außerdem ist die Eiweißzusammensetzung entscheidend für die Qualität von Tofu und Co. Auch Sojasorten für die Viehfütterung müssen zur besseren Verträglichkeit erhitzt („getoastet“) werden. Aufgrund des hohen Eiweißgehaltes und der günstigen Eiweißzusammensetzung ziehen Futterhersteller und Viehhalter Sojabohnen häufig anderen Leguminosen wie Ackerbohnen, Erbsen oder Lupinen vor. Soja wird immer in einem Atemzug mit Eiweiß genannt. Zusätzlich enthalten die Samen aber immerhin rund 20 Prozent Öl. Das wird abgepresst und geht unter anderem in die Speiseölindustrie oder wird zu Biodiesel weiterverarbeitet. Tatsächlich ist Sojaöl das weltweit zweitwichtigste Pflanzenöl überhaupt.

Herkunft und Ansprüche

Die Ursprünge der Sojabohnen werden in China, Japan und Korea vermutet. Nachweislich seit 1 700 v. Chr. kultivieren chinesische Bauern die Sojabohne (Glycine max) als Nahrungspflanze. Hauptanbaugebiete sind heute aber Nord- und Südamerika. In der EU sind Italien, Rumänien und Frankreich die wichtigsten Produzenten. In Deutschland wächst Soja hauptsächlich in milden Regionen Bayerns und Baden-Württembergs. Entscheidend sind hohe Temperaturen von Mai bis September. Früh reifende Sorten, die in der Regel aber nicht so ertragreich sind, ermöglichen den Anbau auch in weniger günstigen Regionen. Die Bohne benötigt zur Keimung acht bis zehn Grad Bodentemperatur, die ab Mitte April erreicht werden können. Von Juni bis August braucht die Pflanze reichlich Wasser.

Pflanzenschutz und Düngung

Sojabohnen sind relativ robuste Pflanzen. Schwierig ist allerdings die Unkrautbekämpfung. Besonders wenn Winden, Distel und Schwarzer Nachtschatten typisch für den Standort sind. Mit den zugelassenen Pflanzenschutzmitteln lassen sie sich fast nicht bekämpfen. Tauben werden ebenfalls nicht gerne gesehen, sie rupfen die Jungpflanzen aus. Die Düngung des Hauptnährstoffes Stickstoff ist hingegen besonders einfach. Leguminosen wie die Sojabohne binden ihn mit Hilfe von Knöllchenbakterien aus der Luft. Deshalb kann bei Sojabohnen in der Regel auf eine zusätzliche Stickstoffdüngung komplett verzichtet werden. Dafür muss das Saatgut zuvor mit den Bakterien geimpft werden. Bei kleineren Mengen reicht dafür ein Betonmischer, in den Saatgut und Bakterien eingefüllt und gemischt werden.    

Ernte und Lagerung

Die Anbauer ernten die Sojabohnen mit Mähdreschern, sobald der Wassergehalt in den Samen auf 14 bis 16 Prozent gesunken ist. Anzustreben ist eine Ernte bis Mitte/Ende September. Danach lässt die Trocknungskraft der Sonne immer mehr nach. Die Samen sind mit elf Prozent Feuchte lagerfähig. 

Zahlen

In Deutschland ist der Sojaanbau in den letzten Jahren stetig gewachsen und umfasste 2014 rund 10 000 Hektar. (Quelle Sojaförderring). Zum Vergleich: Weltweit wurden 2013 circa 113,2 Millionen Hektar angebaut (Quelle FAO-Schätzung). Die Erträge schwanken in Deutschland meist zwischen drei und vier Tonnen pro Hektar (Quelle LTZ Augustenberg). Nur rund zwei Prozent des weltweit erzeugten Sojas werden nach Angaben der FAO direkt für Nahrungsmittel zur menschlichen Ernährung genutzt. Der größte Teil wird für die Tierernährung und Ölproduktion verwendet. Mit seiner großen Anbaufläche ist Soja heute eine der wichtigsten Kulturpflanzen.

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