Schlupfwespe als Gegenspieler der Marmorierten Baumwanze
Mitarbeiter des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe haben die aus Ostasien stammende Samuraiwespe im August 2020 erstmals in Deutschland nachgewiesen. Nach eigenen Angaben entdeckten sie die Wespenart mit dem wissenschaftlichen Namen Trissolcus japonicus in der Nähe von Heidelberg. Nun besteht die Hoffnung, den natürlichen Feind der Marmorierten Baumwanze in Zukunft als biologischen Schädlingsbekämpfer einsetzen zu können.
Invasion der Marmorierten Baumwanze
Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), besser bekannt als Stinkwanze, wurde aus Ostasien eingeschleppt. Seit ungefähr zehn Jahren verbreitet sie sich rasant in Deutschland und ist vor allem in städtischen Gebieten häufig anzutreffen. Dort suchen die Insekten Unterschlupf in Wohnungen und Häusern, um zu überwintern. Bei Temperaturen ab 10 Grad Celsius vermehren sie sich explosionsartig. Für Menschen sind sie nicht schädlich, sondern nur lästig. Anders ist dies bei Obstbäumen oder im Gemüsebau: Die Stinkwanzen saugen zum Beispiel an Äpfeln, Birnen, Trauben, Tomaten oder Paprika. Dadurch werden die Früchte deformiert und verfärben sich, sodass sie nicht mehr zu vermarkten sind.
Außerdem können zusätzlich Schimmelpilze übertragen werden. Überwiegend in süddeutschen Anbaugebieten, wie in Südbaden und der Bodenseeregion, gibt es bereits erhebliche Ernteverluste durch die Marmorierte Baumwanze.
Die Samuraiwespe als natürlicher Gegenspieler
Genau wie die Marmorierte Baumwanze stammt die Samuraiwespe aus Ostasien. Dort dämmt sie die Verbreitung der Wanze durch ihr natürliches Verhalten ein: Die parasitoiden Samuraiwespen legen ihre eigenen Eier in den Eiern der Wanze ab. Dort ernähren sich die Wespenlarven bis zum Schlüpfen von der Wanzen-Brut, fressen die Wanzen-Eier also von innen auf.
Ihren Namen bekam die nur 2 Millimeter kleine Schlupfwespe übrigens von amerikanischen Wissenschaftlern aufgrund ihrer asiatischen Herkunft. In den USA ist die Wespe schon länger bekannt. Dort wurden sowohl die Marmorierte Baumwanze als auch die Samuraiwespe früher entdeckt. Versuche zum Einsatz der Samuraiwespe als natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel in den USA laufen. Allerdings wird es wohl noch mehrere Jahre dauern, bis es eine ausreichende Populationsdichte gibt, um die Baumwanzen-Populationen einzudämmen. Unter anderem gibt es auch sogenannte Citizen Science Projekte in New York, um die Verbreitung der Samuraiwespe zu fördern.
Europäische Forschung rund um die Samuraiwespe
In die Schweiz gelangte die Marmorierte Baumwanze vermutlich Anfang der 2000er-Jahre mit einer Fuhre Dachziegel für den Chinagarten in Zürich. Das konnte Tim Haye vom Forschungszentrum CABI in Delémont nachweisen. Der Experte für invasive Arten testete im Labor, ob die Samuraiwespe die Stinkwanzen-Population eindämmen könnte, ohne dabei andere Tiere zu gefährden. Eine wichtige Voraussetzung, um die Wespe gezielt gegen die Schädlinge einzusetzen.
Im Juli 2020 hat Agroscope, das schweizerische Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung, den ersten Freisetzungsversuch der Samuraiwespe gestartet. Auch die Entomologen des Versuchszentrums Laimburg beschäftigen sich seit dem ersten Auftreten in Südtirol im Jahr 2016 mit der Marmorierten Baumwanze und haben mit der gezielten Freisetzung der Samuraiwespe begonnen, um die Parasitierung zu beschleunigen.
Das LTZ Augustenberg in Karlsruhe untersucht und kartiert im Rahmen des bundesweiten Projekts ProgRAMM, das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Projektträger betreut wird, seit 2019 invasive Schadinsekten. Für invasive Wanzen haben die Wissenschaftler 8000 Nachweise erfasst. Strategien, wie die Samuraiwespe in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden kann, will das LTZ Augustenberg in einem Forschungsprojekt erarbeiten.
Quelle: Gabot.de / LTZ Augustenberg