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Weibchen der Mittelmeerfruchtfliege. Foto: Andreas Kahrer / AGES
23.07.2019
Forschung & Technik

Klimawandel heißt Schädlinge willkommen

Computermodell für die Schädlingsprognose

Das Verbundprojekt „ProgRAMM“ mehrerer Institute unter Leitung des Julius Kühn-Instituts (JKI) soll untersuchen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Einwanderung fremder Schädlingsarten haben könnte.

Auch Pflanzenschädlinge reisen gern. Der Apfelsteckling von der amerikanischen Tante oder die Drachenfrucht aus Thailand sind für sie perfekte Mitfahrgelegenheiten rund um den Globus. Trotz international gültiger Kontrollvorschriften ist es angesichts der riesigen global gehandelten Warenmengen nicht möglich, jede Holzpalette, jeden Container, jede Frucht und jede Zierpflanze bei der Einfuhr zu überprüfen. So gelangen immer wieder neue Organismen aus anderen Ländern nach Deutschland oder in die Europäische Union.

Landwirtschaft und Gartenbau haben schon zahlreiche invasive Arten verzeichnen müssen, man denke nur an die aus Amerika stammenden Maiszünsler und Maiswurzelbohrer, die sich inzwischen in ganz Europa ausgebreitet haben. Die Mittelmeerfruchtfliege kann im Obstbau enorme Schäden anrichten und gilt als einer der gefährlichsten Schädlinge für Kulturpflanzen. Der aus Afrika stammende Schädling verbreitet sich durch den globalen Obsthandel und konnte sich bereits im südlichen Europa ansiedeln. Auch nach Deutschland wird sie immer wieder verschleppt, konnte sich aber dort wegen der kalten Winter bisher nicht ansiedeln. Mildere Winter aufgrund des Klimawandels könnten das ändern.

Gefährdete Regionen entdecken

Wie gefährlich können solche neuen, potenziellen Schädlinge werden – mit dieser Frage beschäftigt man sich am JKI. Es geht darum, ob sich ein Organismus hier ansiedeln und Schäden an der heimischen Pflanzenwelt und Kulturpflanzen verursachen kann. Das Klima beziehungsweise dessen Änderung spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn so können sich hier auch Arten etablieren, die eigentlich nicht an die hiesigen klimatischen Bedingungen angepasst sind.

Das Anfang dieses Jahres gestartete, dreijährige Verbundprojekt „ProgRAMM“ (Proaktive Pflanzengesundheitliche Risikoanalyse durch Modellierung und Monitoring), an dem neben dem JKI auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) mitwirken, soll ein Computermodell erstellt werden, das vorhersagen kann, in welchen Regionen sich welche neuen Schädlinge am ehesten ansiedeln können. Zugleich wird die dynamische Ausbreitung von sechs hier nicht heimischen Pflanzenschädlingen, die schon jetzt vom Klimawandel profitieren, beobachtet. So sollen Gebiete in Deutschland identifiziert werden, in denen sich künftig neue Schädlinge ansiedeln könnten.

Quelle: JKI

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