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Asiatische Baumwanze. Quelle: B. Wermelinger von der Eidg. Forschungsanstalt WSL
09.10.2008
Haus & Garten

Die Wanzen kommen – oft von weit her

Schädlich für viele Pflanzenarten, für Menschen manchmal sehr lästig, aber nicht gefährlich

Wanzen können einem buchstäblich stinken. Die meisten Arten verbreiten ihren üblen Geruch mit einem Sekret aus ihren Stinkdrüsen. Schäden verursachen Wanzen in der Landwirtschaft, im Obst- und Gemüseanbau oder an Gehölzen. Sie ernähren sich von Pflanzensaft, den sie mit ihrem stechenden Rüssel aus Blättern oder auch Samen saugen. Dabei können krankheitserregende Viren, Bakterien oder Pilze auf die Pflanzen übertragen werden. Einen guten Ruf haben dagegen räuberische Wanzen als Gegenspieler von Schädlingen. Dafür werden sie auch gezielt in Massen vermehrt. In Mitteleuropa sind etwa 1000 Wanzenarten bekannt, weltweit etwa 40 000 Arten. Richtig unangenehm wird es, wenn die mehrere Millimeter langen Insekten ihren pflanzlichen Wirten den Rücken kehren und zu Tausenden in eine Wohnung eindringen.

Mit Staubsaugern eine Bodenwanze bekämpfen

Eine solche Invasion erlebte im August eine Familie im brandenburgischen Friedrichsaue. Die Wanzen drangen zu Tausenden in das Haus ein, wahrscheinlich aus einem nahe gelegenen Park. Mit vier Staubsaugern und Insektiziden, die für den Einsatz im Haus zugelassen sind, setzte sich die Familie mehrere Wochen lang zur Wehr. Die Wanzen quittierten die Attacken mit dem Verströmen eines übel riechenden Sekrets. Laut Dr. Stephan Blank, Deutsches Entomologisches Institut am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung e.V., Müncheberg, handelte es sich um Arocatus melanocephalus aus der Familie der Bodenwanzen, Lygaeidae. Sie ernähren sich vom Pflanzensaft der Ulmen, Eichen und Erlen und laufen gerne auf dem Boden entlang, wo sie sich ebenso wie hinter Baumrinden ihre Verstecke suchen. Die Wanzenart kam vor 100 Jahren aus dem Balkan und dem Kaukasus nach Mitteleuropa. Sie ist hier eigentlich eher weniger verbreitet, vermehrt sich nur selten massenhaft und kann nach zwei oder drei Sommern wieder verschwunden sein, so Dr. Blank. Sie stehe deshalb in einigen Bundesländern auf der Roten Liste.

Die Andromeda-Wanze aus Fernost an Ziergehölzen

Schon 2003 hatte die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (heute: Julius-Kühn-Institut) vor der nur vier Millimeter großen Andromeda-Netzwanze (Stephanitis takeyai) aus Japan gewarnt. Das Insekt war in einem Bremer Park an Sträuchern der Lavendelheide (Pieris japonica) aufgetreten und hat sich inzwischen deutschlandweit verbreitet. Vor allem an diesen Sträuchern, aber auch an Rhododendren, stechen die Insekten an den Blattunterseiten in das Gewebe, um den Pflanzensaft aufzunehmen. Die Blätter vergilben dann schnell, vertrocknen bei starkem Befall und werden vorzeitig abgeworfen. Der Schmuckwert der Sträucher geht verloren und die Pflanzen können absterben. Auch im Herbst, zur besten Pflanzzeit, ist ein Befall an den schwarzen Kottropfen der Wanzen an den Blattunterseiten erkennbar.

Empfehlung:

Befallene Sträucher nicht kaufen und vorhandene im Frühjahr stark zurückschneiden, um die überwinternden Eier zu entfernen. Zur direkten Bekämpfung der Wanzen im Sommer stehen auch für den Garten Pflanzenschutzmittel mit den Wirkstoffen Pyrethrine und Rapsöl zur Verfügung.

Wanzen-Alarm auch in der Schweiz

2007 wurde in der Schweiz erstmals die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) entdeckt, die vor allem Ziergehölze und Obstbäume befällt. Das Insekt aus Ostasien ist mehrfach im Raum Zürich aufgefallen und hat sogar schon ein Ziergehölz absterben lassen. In ihrer Heimat verursacht die bis zu 17 Millimeter große Wanze starke Schäden an Blättern und Früchten vor allem von Aprikosen-, Kirsch-, Pflaumen- und Apfelbäumen. Es ist zu erwarten, dass die Wanze weiter gen Norden wandert. Eine andere Wanzenart, die große, grüne Nezara-Wanze war bis 2000 nördlich der Alpen kaum anzutreffen. Heute befallen ihre Larven im Schweizer Mittelland regelmäßig Auberginen und Gurken. Die Folge: frühzeitige Blattwelke und missgebildete Früchte. Diese Schäden haben betroffene Gemüsebauer schon dazu veranlasst, die Produktion dieser beiden Gemüse aufzugeben.

Platanen vertragen Stadtklima, werden aber von einer Wanzenart bedroht

Mancher Autofahrer hat schon Bekanntschaft mit der Platanen-Netzwanze (Corythucha ciliata) gemacht: Sie sondert ebenso wie ihre Larven Kottröpfchen ab, die nicht nur die Blätter der Bäume verschmutzen, sondern auch irreparable Lackschäden an parkenden Autos verursachen. Die ursprünglich aus Nordamerika und Kanada stammende Wanze wanderte vor mehr als 20 Jahren über Italien auch nach Deutschland ein. Tritt sie massenhaft auf, können die Platanen absterben. In leichteren Fällen vergilben die Blätter und fallen frühzeitig ab.

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