Stark im Geschmack, schwierig in der Lagerung
Wissenswert
Der Sonnenkönig Ludwig XIV. hat nicht nur Schloss Versailles erbaut, sondern auch einen riesigen Schlossgarten mit vielen Birnbäumen angelegt. Damit machte er ein Obst salonfähig, das zuvor überwiegend in Klostergärten zu finden war. Mönche galten als innovativ und erprobten immer wieder den Anbau exotischer Kulturen. So unter anderem den der Birne, die aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa gelangt ist. Während die Römer schon etwa 40 Sorten beschrieben haben, sind mittlerweile weltweit mehrere tausend Sorten bekannt. In Deutschland haben rund zehn Sorten eine wirtschaftliche Bedeutung.
Dazu zählen die süß-würzige „Alexander Lucas“, die saftig-süße „Williams Christ“, die leicht würzige „Conference“ oder die fein-säuerliche „Clapps Liebling“. Weil die Früchte durchweg weniger Säuren, aber etwas mehr Zucker als Äpfel enthalten, schmecken sie deutlich süßer. Der Kaloriengehalt ist etwa gleich. Birnen enthalten unter anderem reichlich Vitamin A, B1, B2, Niacin und Folsäure sowie Mineral- und Ballaststoffe. Weil sich ein großer Teil dieser wertvollen Inhaltsstoffe unmittelbar unter der Schale befindet, sollten die Früchte vor dem Verzehr nur gründlich gewaschen, aber nicht geschält werden.
Die Liste ihrer Verwendungsmöglichkeiten ist lang. Als bekömmliche Babykost und als fast gehäusefreie Tafelbirnen, als Kochbirnen zum Beispiel im norddeutschen Klassiker „Birnen, Bohnen und Speck“, als Saft oder Mus sowie als Brennobst. Die bevorzugte Sorte dafür ist Williams Christ. Birnen haben ein Handicap gegenüber Äpfeln: Sie reifen sehr schnell und müssen schon bald nach der Ernte verzehrt oder verarbeitet werden. Deswegen werden sie vielfach auch als Nasskonserve angeboten. Die bekannte Birne Helene wird übrigens zuerst in Zuckerwasser gedünstet, bevor sie mit Schokoladensoße und Vanilleeis serviert wird.
Birnbäume liefern nicht nur exzellente Früchte, sondern auch gefragtes helles Holz. Es ist fein, hart und schwer und wird für exklusive Möbel, Musikinstrumente oder für Schnitzarbeiten verwendet.
Herkunft und Ansprüche
Die Birne (Pyrus communis) stammt vermutlich aus Asien. Im Altertum galt sie in Babylonien als heiliger Baum, in China waren verschiedene Kulturformen bereits vor 2000 Jahren bekannt. Mittlerweile ist der Baum auf allen Kontinenten beheimatet. Ideal für die anspruchsvolle Kultur sind Standorte mit Weinbauklima, wie es zum Beispiel in tieferen Lagen im Südwesten Deutschlands herrscht. Sehr ungünstig sind staunasse und kalkreiche Böden. Weil die Birne rund zehn Tage früher als der Apfel blüht, ist sie bei „frühen“ Spätfrosten besonders gefährdet.
Anbau
Während in Hobbygärten häufig Hochstämme zu finden sind, überwiegen bei Profianbauern Spindelbäume. Sie bleiben klein genug, um sie ohne Leiter schneiden und beernten zu können. Voraussetzung dafür ist die Veredlung auf eine schwach wachsende Unterlage wie zum Beispiel Quitte A oder C. Birnen können sich nicht selbst befruchten. Für eine optimale Befruchtung sollten mehrere Sorten in unmittelbarer Umgebung stehen. Bereits zwei oder drei Jahre nach der Pflanzung können die ersten Früchte geerntet werden.
Pflanzenschutz und Düngung
Birnen können von einer Vielzahl an Krankheiten und Schädlingen befallen werden. Dazu zählt der Feuerbrand während der Blüte, Birnengitterrost an den Blättern oder Birnenschorf, Birnengallmücken und Apfelwickler an den Früchten. Informationen zur Bekämpfung geben zum Beispiel die Pflanzenschutzdienste der Länder oder die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln. Die bedarfsgerechte Düngung ist wichtig für die Qualität der Früchte. So beeinflusst Kalium den Zuckergehalt. Anbauer sollten auch auf die richtige Stickstoff-, Magnesium-, Calcium-, Mangan-, Eisen- und Zinkversorgung achten.
Ernte und Lagerung
Die richtige Erntezeit ist kurz vor der Vollreife, die je nach Sorte zwischen August und Oktober einsetzt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Früchte noch nicht so druckempfindlich. Sie reifen aber nach und schmecken bereits nach wenigen Tagen optimal. Allerdings geht die Reife zügig weiter, sodass sie nach einigen weiteren Tagen bereits verderben. In speziellen gasdichten Kühllagern halten sich die Früchte bei minus 1 Grad Celsius, niedrigen Sauerstoff- und hohen Kohlendioxidgehalten hingegen mehrere Monate.
Zahlen
In Deutschland umfasste der Anbau 2016 eine Fläche von 1925 Hektar (Apfel: 31 334 Hektar) bei einer Erntemenge von 34 625 Tonnen (Apfel: 1 032 913 Tonnen; Quelle: Destatis). Um eine gute Fruchtqualität zu sichern, streben Anbauer 200 000 bis 250 000 Früchte (Quelle: conferencebirnen.de) pro Hektar an.