eucalyptus-2734066_1920.jpg
In Australien besteht der Baumbestand heute zu 70 Prozent aus Eukalyptusarten. Kein anderer Kontinent hat einen so stark von einer einzelnen Gattung dominierten Baumbestand. Foto: ekaterinvor/Pixabay 
04.01.2024
Schule & Wissen

Serie: Pflanzen, die die Welt veränderten

Teil 3: Eukalyptus - Der australische Vampir

Eukalyptus ist eine artenreiche Gattung mit vielen Gesichtern. Unter anderem – und das qualifiziert die Pflanze für unsere Serie „Pflanzen, die die Welt veränderten“ (siehe Teil 1, Teil 2, Teil 4), ist dank ihr Europa heute frei von Malaria.

Die Gattung Eucalyptus spec. aus der Ordnung der Myrtenartigen (Myrtales) hat viele Gesichter. Die über 600 Arten sind Grundlage für zahlreiche Produkte, darunter Bonbons, Liköre, Papier oder Kleidung. Gleichzeitig sind die Pflanzen giftig, hochbrennbar und werden wegen ihres gewaltigen Wasserverbrauchs auch „Grüner Vampir“ genannt. Denn in den ohnehin schon trockenen Regionen, in denen sie meist wächst, dreht sie benachbarten Pflanzen buchstäblich das Wasser ab.

Blüte mit Überraschungseffekt

Erstmals schriftlich erwähnt wurde die Gattung 1642 von Abel Tasman, der im nach ihm benannten Tasmanien Bäume fand, deren niedrigste Äste in 18 Meter Höhe abzweigten. Der Botaniker Joseph Banks, 1770 unterwegs mit James Cook, brachte die Pflanze schließlich nach England. Die meisten Vertreter der Gattung sind schnellwüchsige, oft hohe, immergrüne Bäume und Sträucher. Der von Abel Tasman beschriebene Riesen-Eukalyptus gilt demnach als Laubbaum mit der zweithöchsten Wuchshöhe: Das größte derzeit lebende Exemplar in Tasmanien ist fast 100 Meter hoch und weist einen Stammumfang von stolzen 12,7 Meter auf.

Die griechische Übersetzung für Eukalyptus bedeutet so etwas wie „gut versteckt”. So wird die Entwicklung der Blüte beschrieben, die während des Knospenstadiums vom haubenartig geschlossenen Blütenkelch (Calyptra) bedeckt ist. Erst wenn alle Fortpflanzungsorgane entwickelt sind, springt der Deckel ab und die die Staub- und Fruchtblätter werden sichtbar. Die Bestäubung übernehmen Insekten oder Vögel.

Weltweit häufigster Plantagenbaum

Beheimatet ursprünglich in Australien inklusive Tasmanien und der Osthälfte Indonesiens, wachsen manche Arten heute in vielen anderen tropischen und subtropischen Gebieten. Vielerorts wird Eukalyptus wegen seiner Schnellwüchsigkeit und guten Holzqualität auch angebaut: In mehr als 90 Ländern und auf über 220 000 Quadratkilometern finden sich Plantagen - das ist das Doppelte der Fläche mit natürlichem Eukalyptuswald in Australien. Damit ist Eukalyptus der weltweit am meisten genutzte Plantagenbaum, überwiegend für die Holzgewinnung, zunehmend auch als Energiepflanze. Etwa 50 Arten dienen zur Gewinnung ätherischer Öle aus Blättern und Zweigen. Der Anbau führt allerdings häufig zu Problemen, weil er Böden tief austrocknet, heimischen Tieren keinen Lebensraum bietet, andere Pflanzenarten aggressiv verdrängt und die Waldbrandgefahr verstärkt.

Feuer und Feuerschutz

Denn Eukalyptusarten mit ihren leicht entzündlichen ätherischen Ölen fördern die Wahrscheinlichkeit und Intensität von Waldbränden. Einige Arten geben ölige Substanzen in den Boden ab, was die Waldbrandgefahr weiter erhöht. Zudem wirft der Baum von Zeit zu Zeit große Äste ab, die dann Feuer näher an den Baum heran“locken“. Das tut der Baum nicht aus Dummheit, sondern er profitiert von Waldbränden: Wurzelstöcke und Samen überleben sie und treiben sehr schnell wieder aus, lange bevor sich andere Pflanzenarten erholt haben. Die Samen einiger Arten brauchen sogar die große Hitze eines Feuers für die Keimung.

Um das eigentlich tödliche Feuer zu überstehen, hat sich der Eukalyptus einen Trick ausgedacht, der auch dem Menschen zugutekommt: Seine Rinde enthält große Mengen an Taninen, ein Polyphenol, das die Oxidation großer Moleküle bei einem Brand unterdrückt und in eine graphitische Komponente mit feuerhemmenden Eigenschaften umwandelt. Wir nutzen dieses Material heute zur Herstellung feuerfester Uniformen.

Malaria-frei dank Eukalyptus

Der Erzbischof von Melbourne hatte einst einige Samen nach Rom gesendet, um den Eukalyptus-Anbau zu ermöglichen. Da die Umgebung der Stadt aber zu nass war, wurden viele Sümpfe nach und nach trockengelegt, wie auch in ganz Südeuropa. So wurde die damals noch verbreitete Malariamücke vertrieben.

Quelle: pflanzenforschung.de

Weitere Beiträge

Hier finden Sie weitere interessante Inhalte.

distelfalter_an_oelweidenbluete_1407629762m_shutterstock.jpg
Magazin
Haus & Garten
06.04.2021
Ölweiden – robuste Sträucher mit Charme und Nutzwert
myrrhe_154924688l_istock.jpg
Magazin
Haus & Garten
18.05.2021
Der Myrrhenbaum ist "Arzneipflanze des Jahres 2021"
arganbaum_470614602m_istock.jpg
Magazin
Schule & Wissen
01.02.2018
Arganöl: Der Arganbaum liefert das flüssige Gold Marokkos
iStock-1145159809.jpg
Magazin
Schule & Wissen
12.04.2022
Datteln: Voller Zucker, trotzdem nicht ungesund
oliven_51143635l_fotolia_free.jpg
Magazin
Umwelt & Verbraucher
23.09.2021
Oliven: die gesunden Früchte des Olivenbaums
kichererbsen_pdpics_pixabay.jpg
Magazin
Schule & Wissen
15.04.2021
Kichererbsen: Ein Hauch von Orient