In der Literatur und in Anbaustatistiken wird der Palmkohl oft dem deutlich bekannteren Grünkohl zugeordnet. Dabei ist die markante Pflanze botanisch betrachtet eine eigene Kohlvarietät. Das drückt sich unter anderem im typischen Geschmack aus.
Pflanze ist im Sommer sehr durstig
Wissenswert
Gedünstet als Gemüse, gekocht in Suppen oder roh in Salaten – Palmkohl bereichert unsere Küche besonders im Herbst und Winter, wenn andere frische Zutaten knapp werden. In Deutschland ist der Anbauumfang gering; Palmkohl ist vereinzelt auf Wochenmärkten zu finden. Beliebt ist er vor allem in seiner italienischen Heimat. Dort ist er unter anderem wesentlicher Bestandteil der Ribollita, einer traditionellen Brot- und Gemüsesuppe. Früher war sie ein Arme-Leute-Essen, heute zählt sie zu den kulinarischen Spezialitäten in der Toskana.
Der Palmkohl hat diese Aufwertung durchaus verdient. Er besitzt nämlich ein besonderes Aroma. Im Vergleich zum Grünkohl schmeckt er feiner, milder und leicht pfeffrig. Je nach Sorte verfügt er zudem über mehr Zucker, den viele Grünkohlsorten erst nach Kältereizen bilden. Erfreulich hoch sind die Gehalte an Vitamin C und B, Carotin, Mineral- und Ballaststoffen. Die letztgenannten Inhaltsstoffe sind typisch für Kohlarten. Sie sorgen für einen gesunden Darm, können aber bei empfindlichen Menschen auch Blähungen auslösen. Mit der Zugabe von Kümmel, Anis oder Fenchel kann man dem vorbeugen.
Wer Palmkohl das erste Mal sieht, denkt an einen schwarzgrün angemalten Grünkohl. Daher ist der ebenfalls verwendete Name Schwarzkohl verständlich. An der Sprossachse wachsen 60 bis 80 lange und etwa 10 Zentimeter breite Blätter. Besonders wenn zunächst die unteren Blätter gepflückt werden, sieht das Gemüse aus wie eine Miniaturpalme. Die blasig gewölbten Blätter haben Ähnlichkeit mit Wirsing. Sie weisen in der Mitte eine faserreiche Rippe auf, die vor allem bei älteren Blättern vor der Zubereitung entfernt werden sollte.
Ein Unterschied zum Grünkohl ist die geringere Winterhärte. Fallen die Temperaturen auf unter minus 5 Grad Celsius, wird es kritisch. Dann sollten die Pflanzen mit Vlies oder Fichtenreisig abgedeckt werden, will man danach noch frisches Gemüse für leckere Wintergerichte aus dem eigenen Garten genießen.
Herkunft und Ansprüche
Der Palmkohl (Brassica oleracea var. palmifolia) ist sehr wahrscheinlich ein Vorfahr von Grün- und Rosenkohl. Er wurde bereits in der Antike im Römischen Reich angebaut. Die Pflanze liebt sonnige oder halbschattige, windgeschützte, nährstoffreiche und gut mit Kalk versorgte Standorte. Sommerhitze verträgt der Kohl recht gut, wenn er reichlich gewässert wird.
Anbau
Palmkohl kann nach den letzten Spätfrösten im Mai ausgepflanzt werden. Aufgrund des üppigen Wachstums sollte der Pflanzabstand etwa 50 Zentimeter betragen. Bei günstiger Witterung ist der Kohl nach etwa acht Wochen erntereif. Wer die Blätter im Herbst oder Frühwinter ernten will, sollte einen späteren Pflanztermin wählen, spätestens jedoch Anfang Juli. Übersteht Palmkohl den Winter, bildet die zweijährige Pflanze ab Mai gelbe Blüten aus.
Pflanzenschutz und Düngung
Obwohl der Palmkohl recht robust ist, gilt es einige Grundsätze zu berücksichtigen. Wegen der großen Pflanzabstände muss vor allem während der Jugendentwicklung aufkommendes Unkraut reguliert werden. Alle Kohlarten sind anfällig für Kohlhernie. Hier beugen mindestens vierjährige Anbaupausen vor. Die „Weiße Fliege“ ist der bedeutendste Schädling. Streng genommen handelt es sich aber um keine Fliege, sondern um eine Mottenschildlaus. Ihre Eier, die daraus schlüpfenden Nymphen sowie Wachsablagerungen verursachen unappetitliche Qualitätseinbußen. Palmkohl wird als Starkzehrer eingestuft. Er lebt also nicht ausschließlich von Luft und Liebe, sondern benötigt angepasste, vergleichsweise hohe Düngergaben.
Ernte und Lagerung
In Abhängigkeit vom Pflanztermin zieht sich die Erntezeit von Juli bis in den Winter hinein. Dabei werden zunächst die unteren Blätter geerntet. Das Kohlherz muss ausgespart werden, damit die Pflanze weiter neue Blätter treibt. Palmkohl hält sich ein paar Tage im Gemüsefach des Kühlschranks. Er kann aber auch blanchiert, mit Eiswasser abgeschreckt und dann eingefroren werden. Eine andere Möglichkeit der Konservierung besteht darin, die Blätter in speziellen Dörrautomaten oder im Backofen zu trocknen. Das Resultat sind haltbare Kohl-Chips.
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