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Die zauberhaften weißen Blüten locken viele Insekten an. Foto: iStock
22.02.2022
Umwelt & Verbraucher

Meerkohl – hübsche Blüten, schmackhafte Sprossen

Seltene Kohlart für den eigenen Garten

Meerkohl ist wild an den Küsten von Nord- und Ostsee, am Atlantik und am Schwarzen Meer zu finden. Bevor sie größtenteils ausgestorben war, wurde die Pflanze als Nahrung für Menschen und Nutztiere gesammelt. In Deutschland steht Meerkohl unter Naturschutz. Die Pflanze ist aber auch optimal geeignet, um sie im eigenen Garten anzubauen.

Echter Meerkohl (Crambe maritima) wird auch als Seekohl oder Strandkohl bezeichnet und gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Er wächst wild an den Küsten West- und Nordeuropas, kommt an der Nord- und Ostsee seit dem Zweiten Weltkrieg jedoch selten vor. Dies wird darauf zurückgeführt, dass die Pflanze zur Tierfütterung abgeerntet wurde. Zudem wurden die Strände früher bis fast an die Wasserkante als Weide genutzt.

Beschreibung von Crambe maritima

Meerkohl stammt von derselben Pflanze ab, wie andere bekannte Kohlarten und ist daher entfernt verwandt mit Brokkoli, Spitzkohl und Co. Als sogenannter Halophyt besiedelt er salzhaltige Böden in kargen Küstengebieten und hat dort kaum Konkurrenz durch andere Pflanzen zu befürchten. Die ausdauernde, krautige Pflanze wird zwischen 30 und 70 Zentimeter hoch und besitzt eine tiefe, rübenförmige Wurzel. An seinem lilafarbenen Austrieb entwickeln sich hell- bis dunkelgrüne Blätter mit lilafarbenen Pflanzenadern und gekräuseltem Rand. Über den Blättern erhebt sich schirmartig der dicht verzweigte, doldenförmige Blütenstand. Die hübschen weißen Blüten öffnen sich zum Beispiel in der Eckernförder Bucht zwischen Mitte Mai und Mitte Juni und locken zahlreiche Insekten an. Nach der Blüte entwickeln sich rundliche, einsamige Schoten, die schwimmfähig sind und sich mit der Brandung an den Küsten verbreiten, aber auch durch Verwehung am Strand entlang. Meerkohl ist mehrjährig und überwintert unterirdisch im Wurzelballen, während Blätter und Stiele absterben und im kommenden Frühjahr neu austreiben.

Meerkohl-Anbau in Frankreich und England

In Frankreich und England wird Meerkohl als Delikatesse geschätzt und daher gezielt angebaut. Besonders begehrt sind die im Frühjahr austreibenden, etwa 20 Zentimeter langen Sprossen, die mithilfe von Bleichtöpfen oder schwarzen Folien vor Licht geschützt und später wie Spargel verwendet werden. Der Geschmack wird als eine Mischung von Spargel und Blumenkohl oder Brokkoli beschrieben. Wie Spargel können die Mehrkohl-Sprossen beispielsweise in Salzwasser gegart und mit Sauce Hollandaise oder Butter serviert werden. Ähnlich wie Spargel können die zarten Sprossen nur über wenige Wochen im Frühjahr geerntet werden. Die restliche Zeit des Jahres braucht Crambe maritima, um sich zu regenerieren.

Auch die jungen Kohlblätter können verwendet werden, indem sie wie anderer Blattkohl oder Spinat zubereitet werden.

Meerkohl im eigenen Garten pflanzen

Wer Meerkohl im eigenen Garten anbauen möchte, findet Saatgut oder Jungpflanzen als Raritäten bei bestimmten Gärtnereien mit Online-Shops. Zur Auswahl stehen wenige Sorten, die aufgrund des Anbaus in Frankreich, England, aber auch in Holland oder Nordamerika gezüchtet wurden. Die Aussaat des Meerkohls sollte im März erfolgen, am besten auf einer hellen Fensterbank. Die Samen keimen schneller, wenn sie einen Tag lang in Wasser vorquellen. Allerdings besitzt das Saatgut nur eine sehr kurze Haltbarkeit. Einfacher ist es, Jungpflanzen zu setzen oder bereits vorhandene Pflanzen vegetativ über Wurzel- oder Kopfstecklinge zu vermehren. Frisch geschnittene Stecklinge beginnen in nährstoffarmer Anzuchterde bereits nach wenigen Tagen mit der Ausbildung von Wurzeln.

Meerkohl eignet sich nicht für die Mischkultur und sollte daher allein im Beet stehen. Mehrere Pflanzen sollten im Abstand von etwa 60 Zentimeter gesetzt werden. Der Standort sollte am besten vollsonnig sein und lehmig-sandigen, durchlässigen Boden mit ausreichend Nährstoffen haben. Meerkohl braucht regelmäßig Wasser, verträgt aber keine Staunässe. Werden die Blütenstände entfernt, fällt die Ernte reicher aus. Bevor die Sprossen geblichen werden, sollte die Pflanze zwei Jahre alt sein. Dann werden im Frühjahr Bleichtöpfe aus Terrakotta oder Eimer darübergestülpt. Nach etwa vier Wochen können die gebleichten Triebe geerntet werden, nach etwa weiteren drei Wochen ein zweites Mal. Wird dem Meerkohl danach Zeit gegeben, sich zu regenerieren, kann die Pflanzen bis zu zehn Jahre lang beerntet werden. Im Winter empfiehlt es sich, einen Frostschutz aus Reisig oder Laub aufzubringen. Alternativ können die Wurzeln im Spätherbst auch ausgegraben werden, um ähnlich wie Chicorée bei etwa 15 Grad Celsius in einem mit Erde gefüllten Gefäß an einem dunklen Ort auszutreiben.

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