Klimawandel, Treibhausgase, CO2-Fußabdruck – diese Begriffe sind in aller Munde. Die Landwirtschaft kann durch viele pflanzenbauliche Maßnahmen dazu beitragen, Kohlenstoff wieder im Boden anzureichern und damit aus der Atmosphäre zu entfernen, um den Klimawandel nicht weiter anzuheizen. Inzwischen gibt es von verschiedenen Organisationen „CO2-Zertifikate“, die von Unternehmen und der Wirtschaft als Ausgleichsmaßnahme erworben werden können. Aber auch Verbraucher können durch ihr Kaufverhalten zum Klimaschutz beitragen. Nötig hierfür ist unter anderem ein „Klima-Labeling“.
Mit Humusaufbau und CO2-Bindung dem Klimawandel entgegenwirken
In den letzten Jahrhunderten hat die Menschheit durch die Industrialisierung, die Verbrennung von fossilen Energieträgern, den zunehmenden Verkehr, die Abholzung von großen Wäldern und die Trockenlegung von Mooren für die Landwirtschaft und zum Torfabbau viel Kohlenstoff in die Atmosphäre gebracht. Dort trägt er als Treibhausgas zur Beschleunigung des Klimawandels bei. Wenn es nun gelingt, einen Teil dieses Kohlenstoffs durch verschiedene Maßnahmen wieder in unseren landwirtschaftlich genutzten Böden anzureichern, könnten wir damit den Klimawandel verlangsamen.
Humusaufbau und bessere Wasserspeicherung
Immer wenn Pflanzen(teile) absterben, werden sie am Boden von Mikroorganismen, Regenwürmern, Asseln und anderen Bodentieren zersetzt. Dabei wird Kohlenstoff in den Boden eingebracht und unter anderem im Humus gebunden. Humusaufbau dient also der Kohlenstoffspeicherung. Doch mit welchen Maßnahmen können Landwirte den Humusaufbau fördern? Humusaufbau kann zum Beispiel durch bodenschonende Bearbeitungsverfahren erreicht werden, die ein aktives Bodenleben mit Regenwürmern, Pilzen und Bakterien fördern. Wenn die mechanische Bodenbearbeitung beispielsweise durch den Verzicht auf den Pflug reduziert wird, kann das im Boden vorhandene Wurzelgeflecht den Kohlenstoff im Boden dauerhaft erhalten.
Auch eine vielfältige Fruchtfolge mit unterschiedlichen Kulturen, die den Boden stark durchwurzeln sowie eine ganzjährige Bedeckung des Bodens durch Zwischenfrüchte (= Pflanzen, die zwischen der Ernte und Neuansaat der Hauptkulturen angebaut werden) oder Untersaaten (= Pflanzen, die gleichzeitig mit den Hauptkulturen angebaut werden und so für eine rasche Bodenbedeckung sorgen) sorgt für eine Humusmehrung. Zwischenfrüchte und Untersaaten vermindern die Erosion und verhindern das Abfließen des Wassers in tiefere Bodenschichten. Die auf dem Acker verbleibende Biomasse trägt so zu einer positiven Kohlenstoffbilanz bei. Nicht zuletzt fördert das Einbringen von Pflanzenkohle in den Boden den Humusaufbau.
Kohlenstoff-Landwirtschaft als Geschäftsmodell
Carbon Farming ist eine regenerative Bewirtschaftungsform, mit dem Ziel, Klimagase aus der Atmosphäre im Boden zu binden und damit den Klimawandel zu verlangsamen. Sie gehört unter anderem zur Initiative der EU-Kommission, bis zum Jahr 2030 Klimaneutralität zu erreichen. Landwirtschaftliche Betriebe können mit einer angepassten Bewirtschaftung der Atmosphäre CO2 entziehen, indem sie den Humusgehalt ihrer Böden wieder erhöhen. Als Maßnahmen können sie unter anderem Zwischenfrüchte anbauen, Blühstreifen und Hecken anlegen oder Klee als Untersaat im Getreide oder Leguminosen als Untersaat bei Mais aussäen. Solche Pflanzenbau-Praktiken erhöhen den Klimaschutz und sind eine Leistung, die Landwirte für die Gesellschaft erbringen.
Auf der anderen Seite kosten sie Landwirte Geld. Inzwischen gibt es einige Möglichkeiten, wie die Landwirte mit „CO2-Zertifikaten“ im Emissionsrechtehandel tätig werden können. Diese können von Landwirten zukünftig als ein „grünes Geschäftsmodell“ genutzt werden. Sie erbringen Klimaschutzleistungen, die als CO2-Zertifikate zum Beispiel von Industrieunternehmen als Ausgleichsmaßnahmen erworben werden. Um eine langfristige Wirkung zu erreichen, ist es wichtig, dass der Kohlenstoff dauerhaft im Boden gebunden wird und nicht komplett bei der nächsten Ernte wieder freigesetzt wird.
Auch Verbraucher in die Pflicht nehmen
Doch nicht nur Landwirtschaft und Industrie, auch Verbraucher können eine Klimaschutz-Landwirtschaft mit Humusaufbau unterstützen. In einem Forschungsprojekt des Thünen-Instituts zu Carbon Farming und Klima-Labeling wurde der Frage nachgegangen, wie die Erwartungen der Gesellschaft gegenüber dieser Art der Landwirtschaft sind und ob sie beziehungsweise die daraus entstehenden Produkte überzeugend, zum Beispiel mithilfe von Labels für ein klimabewusstes Ernährungsverhalten, vermarktet werden können. Ein Ergebnis dieses Projekts ist, dass Verbraucher auf Glaubwürdigkeit und Transparenz Wert legen, auf unabhängige Zertifizierung, eindeutige Standards, einen hoher Bekanntheitsgrad über reine Nischenmärkte hinaus und eine breite Verfügbarkeit der Produkte.
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