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Der ideale Humusgehalt hängt von der Bodenart ab. Foto: IVA
10.12.2020
Umwelt & Verbraucher

Wie viel Humus braucht der Boden?

Gradmesser für Bodenfruchtbarkeit und riesiger Kohlenstoffspeicher

Darin stimmen die verschiedenen Quellen in der Fachliteratur überein: Ein gut mit Humus versorgter Boden ist eine Voraussetzung für optimales Pflanzenwachstum. Doch wieso ist das so und wie kann man den Gehalt beeinflussen? Und in welchem Zusammenhang steht Humus mit Klimaschutz?

Vielfacher Nutzen

Humusreichtum wird vielfach mit Bodenfruchtbarkeit gleichgesetzt. Tatsächlich hat er viele positive Eigenschaften, von denen Pflanzen profitieren:

  • Er speichert Nährstoffe und gibt sie langsam an Pflanzen ab
  • Er bindet Nährstoffe und schützt sie vor Auswaschung
  • Er stabilisiert das Bodengefüge und sorgt so für eine gute Belastbarkeit
  • Er beeinflusst das Porensystem und reguliert den Luft- und Wasserhaushalt im Boden
  • Er ist Nahrung für das Bodenleben, wie zum Beispiel für Regenwürmer und Mikroben

Doch was ist Humus? Laut Definition ist es die unbelebte organische Bodensubstanz. Dazu zählen abgestorbene Pflanzen, Wurzeln und Bodenlebewesen sowie deren Zersetzungsprodukte. Humus wird ständig auf-, um- und abgebaut. Daher sind verschiedene Humusarten zu unterscheiden.

Nährhumus und Dauerhumus

Mit der Zufuhr von Ernterückständen, Stroh, Kompost oder Stallmist wird in erster Linie der Gehalt an Nährhumus beziehungsweise labilem Humus beeinflusst. Dieser dient den Bodenorganismen als Nahrung und wird im Laufe von Monaten und Jahren wieder abgebaut. Er macht etwa 20 bis 50 Prozent des Bodenhumus aus. Im Gegensatz dazu steht der Dauerhumus. Hier gehen die organischen Bestandteile feste Bindungen mit den Ton- und Schluffbestandteilen des Bodens ein. Diese halten oft Jahrhunderte und sind weitgehend unabhängig von der Bodennutzung.

Deswegen kann der Humusgehalt nur begrenzt durch Bewirtschaftungsmaßnahmen gesteuert werden. Neben organischer Düngung sind humusmehrende Kulturen wie Kleegras oder Luzerne gut für den Humusaufbau. Vorteilhaft ist auch eine reduzierte Bodenbearbeitung. Wer seinen Boden mehrfach im Jahr intensiv zum Beispiel mit Pflug oder Fräse bearbeitet, bringt viel Luft in den Boden und fördert damit die Tätigkeit von Mikroben, die den Nährhumus abbauen.

Ideale Humusgehalte

Der anzustrebende Humusgehalt schwankt von Bodenart zu Bodenart. Bei sandigen Böden, die nur wenig Dauerhumus aufbauen können, sind es 1,5 bis 2 Prozent. Bei Schluff- und Lehmböden sind 2,5 bis 4 Prozent ideal. Mit Bodenuntersuchungen sollte man die Gehalte in Abständen von mehreren Jahren überprüfen. In den Analyseergebnissen wird oft nicht der Humusgehalt, sondern ein Corg-Wert angegeben. Dieser muss nur mit 1,72 multipliziert werden.

Wer den Humusgehalt dauerhaft von einer schlechten hin zu einer optimalen Versorgung steigern kann, erhöht unter anderem die Wasseraufnahmefähigkeit um 27 bis 80 Prozent, die Regenwurmdichte um 38 bis 40 Prozent und die Fruchtartenerträge um 10 bis 33 Prozent in konventionellen Betrieben (Zahlen: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie).

Alles hat seine Grenzen

Hobbygärtner, die den Ehrgeiz haben, die Humusgehalte über die Zielbereiche hinaus aufzubauen, können ihrem Boden und ihren Pflanzen mehr schaden als nützen. Wenn Mikroben durch genügend Wärme, Feuchte und Luft optimale Lebensbedingungen haben, setzt eine unkontrollierte und oft übermäßige Nährstofffreisetzung ein. Die Pflanzen werden überdüngt und sind nicht in der Lage alle Nährstoffe aufzunehmen. Die überschüssigen Nährstoffe können das Grundwasser belasten. Das Problem verschärft sich, wenn zusätzlich zum Kompost noch Mineraldünger verabreicht wird.

Aus Gartenboden-Analysen ist bekannt, dass im Gegensatz zu Ackerflächen die meisten Klein- und Hausgärten – mit Ausnahme der Rasenflächen – überdüngt sind. Viel hilft eben nicht viel, die übermäßige Zufuhr von Nährstoffen schadet irgendwann.

Boden ist größte Kohlenstoffsenke

In den letzten Jahren hat der Vorrat an organischen Stoffen im Boden eine weitere Bedeutung erlangt. Ein wesentlicher Bestandteil in organischen Stoffen ist Kohlenstoff (C), der in Verbindung mit Sauerstoff als Kohlendioxid (CO2) maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird. Weltweit ist in Böden etwa viermal so viel Kohlenstoff wie in der oberirdischen Vegetation und mehr als doppelt so viel wie in der Atmosphäre gespeichert. Alleine in Deutschland beträgt die Speicherleistung in den obersten 90 Zentimetern Boden rund 5 Milliarden Tonnen (Zahlen: Thünen Institut).

Daher wurde und wird drüber diskutiert, ob mit einem Humusaufbau auf großen landwirtschaftlichen Flächen Klimawirkungen erzielt werden können. Eine Reihe von Landwirten sind bereits in den CO2-Zertifikatehandel eingestiegen. Wenn es ihnen nachweislich gelingt, den Humusanteil in ihren Flächen zu erhöhen, winken lukrative Prämien. Wissenschaftler sehen das Verfahren aber kritisch. Ihr Hauptargument: Die Festlegung des Kohlenstoffs erfolgt größtenteils in labilen Humusformen. Wenn irgendwann die erhöhte Zufuhr organischer Substanz ausbleibt, stellt sich durch Abbau und höhere CO2-Freisetzung wieder der vorherige Humusgehalt ein.

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