Hohe Leistung, Biodiversität und Stickstoffbindung in einem
Mais und Bohne sind ideale Partner, wenn es darum geht, eine hohe Grünmasse zu erzeugen, die Artenvielfalt auf dem Acker und das Nahrungsangebot für Insekten zu erhöhen und gleichzeitig noch den wertvollen Nährstoff Stickstoff im Boden zu binden. Das wussten die Inka, Maya und Azteken vielleicht in Gänze noch nicht, wohl aber zeigte ihnen die Erfahrung, dass sich Mais und Bohnen prima ergänzen. Seit mehr als 2000 Jahren wurden diese daher in Peru und Mexiko auf den gemeinsamen Mischanbau wechselseitig selektiert. Die indigenen Völker nahmen damals eine „Koppelnutzung“ vor, die heute wieder angesagt ist. Unter einer Koppelnutzung wird die Nutzung eines Nebenprodukts neben einem Hauptprodukt verstanden. Zum Beispiel Mais mit dem Hauptprodukt Körner als Nahrung für die Menschen und das Nebenprodukt Restpflanze als Futter für die Wiederkäuer.
Vorteile von Mischkulturen werden neu entdeckt
Während im Garten diese alte Mischkultur noch bekannt ist, ist sie im landwirtschaftlichen Anbau völlig in Vergessenheit geraten. Im modernen Maisanbau in unseren Breitengraden steht der Mais solo in Reihenkultur. Unkraut ist für den Mais ein Konkurrent, der entweder durch Hacken oder chemischen Pflanzenschutz kontrolliert werden muss. Steht dort aber die Stangen- oder Ackerbohne, dann ist sie eine wertvolle Partnerin, die sogar noch einen Zusatznutzen, nämlich die Stickstofffixierung, mitbringt. Daher gilt es heute, wieder die richtigen Mischungspartner im Ackerbau füreinander herauszufinden.
Nachwachsender Energierohstoff oder Nahrung für Mensch und Tier
Seit einigen Jahren werden deshalb wieder Züchtungsbestrebungen vorgenommen und Anbauversuche angestellt, die diese altbekannten Partner wieder zusammenbringen. Bei uns wächst meist die Ackerbohne neben dem Silomais auf dem Acker. Sie werden zusammen gehäckselt, siliert und wandern als Substrat in die Biogasanlage. In Österreich, genauer gesagt in der Steiermark, gibt es eine andere Besonderheit: den Körnermais/Käferbohnen-Mischanbau. Beide Kulturen werden zusammen gedrillt und im Herbst zusammen gedroschen. Danach lässt man das Gemenge über ein Sieb laufen, wo die größeren Bohnen durch ein Sieb von den kleineren Maiskörnern getrennt werden. Der Mais wandert in den Futtertrog, die Bohne geht in die menschliche Nahrungskette.
Der Mais bringt die Kohlenhydrate, die Bohne das Protein
Auch die Silage aus Mais mit Ackerbohnen kann in der Tierernährung verwendet werden. Wird sie in der Rinderfütterung eingesetzt, müssen die Bohnen niedrige Phasin-Gehalte (Phasin ist ein Inhaltsstoff von Bohnen, der sie im rohen Zustand giftig macht. Beim Kochen wird Phasin zerstört) haben. Diese Anbaustrategie ermöglicht die Nutzung heimischer Proteinquellen. Landwirte erfüllen damit politische Vorgaben zur Anbaudiversifizierung und erhöhen damit die Artenvielfalt auf dem Feld. Bohnen haben für Bienen und Hummeln attraktive Blüten und bieten diesen eine weitere Nahrungsquelle in der Agrarlandschaft. Als Leguminose tragen Bohnen zu einer Reduzierung der Stickstoffdüngung bei.
Gegenseitige Eignung wieder „rückzüchten“
Damit dieser Ansatz einer Mischkultur mit vielen Vorteilen erfolgreich wird, müssen in Zukunft wieder vermehrte züchterische Anstrengungen zur beiderseitigen Eignung der Mischungspartner unternommen werden. Die Jahrtausend Jahre alte wechselseitige Anpassung ist nämlich in der modernen Züchtung zum Teil verlorengegangen: Viele moderne Maissorten sind nicht standfest genug, die zusätzliche Last von Stangenbohnen zu tragen, oder sie bekommen Stängelfäule, weil das Mikroklima im Mischanbau feuchter ist. Moderne, für den gärtnerischen Anbau gezüchtete Stangenbohnen eignen sich ebenfalls oft nicht mehr für den Mischanbau, weil sie auf Frühreife und geringe Blattmasse gezüchtet sind, damit das Pflücken der Bohnen leichter geht. Diese Sorten haben aber zu wenig Biomasse für die Nutzung in der Biogasanlage. Bohnen, die im landwirtschaftlichen Anbau gemeinsam mit dem Mais ausgesät werden sollen, müssen eine größere Kältetoleranz mitbringen als die später gesäten Gartenbohnen. Es gibt also noch einiges zu forschen und auch wieder „rückzuzüchten“.