Reicht uns zukünftig die konventionelle Pflanzenzüchtung aus, um der Herausforderung des Klimawandels zu begegnen oder müssen wir zunehmend auf neue Methoden wie Genome Editing setzen? Die Fragen und Antworten hierzu sind vielschichtig.
Konventionelle Pflanzenzüchtung und Genome Editing
Durch den Klimawandel kommen neue Schädlinge und Krankheiten auf unsere Pflanzen zu. Ein Temperaturanstieg um 1 Grad Celsius kann zu Ertragsverlusten von 10 bis 20 Prozent bei wichtigen Kulturpflanzen wie Mais, Reis und Weizen führen. Welche Sorten werden wir in zehn Jahren brauchen? Reichen zur Züchtung die traditionellen Pflanzenzüchtungsmethoden aus oder brauchen wir zusätzlich moderne Methoden wie Genome Editing, diese schnell genug zu züchten?
Schnellere Züchtung mit modernen Methoden
Die „markergestützte Selektion“ ist eine Methode, schneller zu Züchtungsergebnissen zu kommen, denn die Marker können schon im Sämling nachgewiesen werden. Die konventionelle Apfelzüchtung benötigt meist mehrere Jahrzehnte für eine neue Sorte. Mit der markergestützten Selektion kann die Zeitspanne auf 15 Jahre verkürzt werden. Dabei hilft der Computer beim Züchten: Er erfasst die Markergene und kann Voraussagen zum Phänotyp der Nachkommen treffen.
Wettlauf gegen die Zeit
Klimawandel und Globalisierung führen dazu, dass immer mehr Schädlinge wie Insekten, aber auch Pilze und Bakterien aus südlichen Regionen auch in nördlichere Regionen einwandern. Dabei sind die Schädlinge oft sehr anpassungsfähig: So ernährte sich der Kartoffelkäfer früher einmal von der Büffelklette und war in Colorado zuhause. Heute kommt er fast weltweit vor und tut sich an Kartoffeln, Aubergine, Paprika, Tabak und Tomaten gütlich. Die Pflanzenzüchtung muss immer noch schneller werden, um tolerante und resistente Sorten zu züchten. Auch die zunehmende Trockenheit stellt die Pflanzenzüchter vor Herausforderungen. Getreide geht schnell die die „Notreife“, die den Ertrag enorm dezimiert.
Genome Editing ermöglicht präzises Modifizieren
Es gibt neue Züchtungstechniken, doch diese sind in Europa faktisch kaum nutzbar. Dazu gehören Genome Editing-Methoden wie die „Genschere“ CRISPR/Cas9. Sie können einzelne Gene unabhängig vom restlichen Genom sehr präzise modifizieren. Laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs im Sommer 2018 gelten diese Methoden als Gentechnik. Die hohen Anforderungen des Gentechnikrechts und die relativ negative öffentliche Meinung zur Gentechnik verhindern in der Praxis den Anbau von Genom-editierten Nutzpflanzen in der EU. Doch inzwischen ist eine breitere Diskussion sowohl in der Gesellschaft wie auch in der Politik im Gange, die die Möglichkeiten dieser Züchtungsmethoden und ihre Chancen und Risiken bei der Züchtung im Wettlauf mit dem Klimawandel erörtert.
Quelle: pflanzenforschung.de
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