Das Scharbockskraut gehört im Frühjahr zu den ersten Pflanzen, die ihre saftigen, dunkelgrünen Blätter der Sonne entgegenstrecken. Etwas später erscheinen auch die gelben Blüten. Dann ist es allerdings zu spät, den hohen Vitamin C-Gehalt für die Ernährung zu nutzen. Die Freude an den fröhlichen Farbtupfern in der Natur bleibt jedoch.
Vitamin C-reiche Blätter und hübsche gelbe Blüten
Scharbock ist ein alter Name für die Vitamin C-Mangelerkrankung Skorbut. In unseren Breitengraden gibt es das Problem heute aufgrund der permanenten Verfügbarkeit von Obst und Gemüse zwar nicht mehr, aber im Mittelalter war das anders. Nach einem langen Winter oder auf Seefahrt hatten die Menschen mit zahlreichen Mangelsymptomen wie Zahnausfall und Fieber zu kämpfen. Oft ging die Krankheit auch tödlich aus. Erst am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde bewiesen, dass Skorbut eine Vitamin C-Mangelerkrankung und leicht zu therapieren ist. Schon früher stellte man jedoch fest, dass Zitronen und Sauerkraut die Symptome linderten – und die Blätter des Scharbockskrauts.
Beschreibung des Scharbockskrauts
Das Scharbockskraut trägt die lateinischen Namen Ranunculus ficaria oder Ficaria verna und wird im Deutschen auch Feigwurz genannt. Es gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und ist in Nord- und Mitteleuropa heimisch. Dort wächst es an eher schattigen und feuchten Stellen. Im Schutz von noch kahlen oder lichten Bäumen kann die Pflanze das spärliche Sonnenlicht ganz für sich alleine nutzen und in Laubwäldern, öffentlichen Grünanlagen und Gärten regelrechte Teppiche ausbilden. Wie andere Frühblüher auch, bezieht das Scharbockskraut die Energie für sein Wachstum aus seinen Wurzelknollen. Wegen der frühen Blüte ist es eine wichtige Futterpflanze für Bienen und andere Insekten. Schon Ende Mai oder Anfang Juni zieht die Pflanze wieder ein. Das heißt, ihre oberirdischen Teile verwelken. Bis dahin haben sich am Wurzelstock zahlreiche Brutknollen, die sogenannten Bulbillen, gebildet, aus denen im kommenden Frühjahr neue Pflanzen wachsen.
Heilwirkungen von Scharbockskraut
Scharbockskraut ist in allen Teilen giftig, besonders aber in den Wurzeln und den Bulbillen. Bevor sich die gelben Blüten zeigen, ist der Verzehr der Blätter jedoch völlig unbedenklich. In Streifen geschnitten, sind sie zum Beispiel eine Extraportion Vitamin C für knackige Frühlingssalate. Der Geschmack wird mit kräftig und leicht pfeffrig-scharf beschrieben. Beim wilden Sammeln der Blätter ist Vorsicht geboten: Während die Verwechslung mit Gundermann oder Knoblauchsrauke nur geschmackliche Unterschiede macht, sind Winterlinge und Haselwurz wegen ihrer Giftigkeit nicht für den Verzehr geeignet. Ein Grund mehr, Scharbockskraut im Garten oder auf dem Balkon zu pflanzen und sich nach der Erntezeit über die gelben Farbtupfer zu freuen.
Scharbockskraut im eigenen Garten pflanzen
Wegen seiner Vorliebe für eher schattige und feuchte Standorte eignet sich das Scharbockskraut gut für dunklere Ecken im Garten oder für den Nordbalkon. Es toleriert jedoch auch sonnige Plätze. Der Boden sollte humos und nährstoffreich sein. In Töpfen oder Balkonkästen ist normale Blumenerde ausreichend. Saatgut kann schon im Oktober ausgebracht werden, da Scharbockskraut ein Kaltkeimer ist und daher Frost benötigt, um auszutreiben. Deutlich unkomplizierter als die Aussaat ist die Kultivierung vorgezogener Pflanzen. Diese sind in Gärtnereien, Gartencentern oder in Online-Shops erhältlich. In beiden Fällen sollte ein Pflanzabstand von etwa 20 Zentimetern eingehalten werden.
Die Vermehrung und Ausbreitung des Scharbockskrauts von Jahr zu Jahr funktioniert so gut, dass es im Garten schnell sehr viel davon gibt, wenn die Bedingungen stimmen. Um der Pflanze Einhalt zu gebieten, kann sie unmittelbar nach dem Austrieb mit einem Unkrautstecher aus dem Boden geholt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, auch die Brutknollen zu erwischen, aus denen sonst neue Pflanzen austreiben. Statt die ausgestochenen Pflanzen wegzuwerfen, können sie an andere Gartenfans verschenkt werden.
Weitere Beiträge
Hier finden Sie weitere interessante Inhalte.