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Miscanthus giganteus oder Riesen-Chinaschilf wird seit einigen Jahren auch bei uns vermehrt als Biomassepflanze zur stofflichen und energetischen Nutzung angebaut. Foto: Hamsterdancer - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31249701
28.09.2023
Umwelt & Verbraucher

Miscanthus: Der Elefant unter den Gräsern

Hochwachsendes Ziergras ist vielseitig einsetzbar

Viele kennen Miscanthus sinensis als „Chinaschilf“ oder auch unter dem Namen Elefantengras im Garten. Dort wächst das aus Nordchina, dem Himalaya sowie Japan stammende Ziergras schnell in beeindruckende Höhen von bis zu 3 Metern. Es geht aber noch größer: Ein weiterer Vertreter der Gattung Miscanthus ist Miscanthus giganteus. Das Riesen-Chinaschilf wird unter anderem als Biomasse-Lieferant in der Energieerzeugung, zur Ethanolproduktion und als Bau- und Faserstoff eingesetzt.

Miscanthus ist eine Pflanzengattung, die zur Familie der Süßgräser gehört. Miscanthus sinensis, das Chinaschilf, stammt ursprünglich aus China, Japan und Korea. Dort wurde das Schilf für Flechtmatten als Sicht- und Windschutz verwendet, aber auch als Futterpflanze angebaut. In Europa werden seit rund 70 Jahren Chinaschilf-Arten als Zierpflanzen kultiviert. So wachsen in unseren Gärten heute das „Kleine Zebraschilf“ Miscanthus sinensis ‘Little Zebra’ oder Miscanthus sinensis Champagner, Miscanthus sinensis Gracilimus, Miscanthus sinensis Ferner Osten oder Miscanthus sinensis Morning Light als Ziergräser. Alle sind ausdauernd und Rhizom bildend.

Je nach Art und Sorte kann Chinaschilf von einem halben Meter bis über 3 Meter hoch werden. Die meisten Arten haben dunkelgrüne Blätter und blühen ab August mit zarten Blütenrispen. Zum Winter hin werden die Halme und Blätter braun und sterben ab. Sie sollten nicht im Herbst, sondern zum Ausgang des Winters/zu Frühjahrsbeginn mit einer starken Gartenschere zurückgeschnitten werden. Da sich das Chinaschilf mit Wurzelrhizomen vermehrt, empfiehlt es sich, entweder einen Pflanzring in den Boden einzubringen oder die Ränder von Zeit zu Zeit abzustechen, damit das Schilf an dem ihm zugewiesenen Platz bleibt.

Vielfältige Verwendung von Miscanthus als Energie- und Faserstofflieferant

Für die Landwirtschaft ist Miscanthus giganteus als Energiepflanze interessant, da sie hohe Erträge bringt. Das Riesen-Chinaschilf ist eine Kreuzung aus Miscanthus sinensis und Miscanthus sacchariflorus. Ursprünglich stammt es aus Japan. Wie viele andere Gräser, so auch Mais, Zuckerrohr oder Hirse, ist das Riesen-Chinaschilf eine „C4-Pflanze“. Das bedeutet, ihre Photosynthese ist bei heißem und trockenem Wetter ergiebiger als die der „C3-Pflanzen“ (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln oder Reis). Seit einigen Jahren wird das Riesen-Chinaschilf daher zur Biomasse-Produktion als Nachwachsender Rohstoff zur energetischen und als Faserlieferant zur stofflichen Nutzung angebaut.

Beim Verfeuern gibt Miscanthus im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen nur so viel CO2 ab, wie er beim Wachsen aufgenommen hat. Pro Hektar und Jahr bindet Miscanthus 30 Tonnen CO2. Problematisch beim Verbrennen ist allerdings die Schlackenbildung: Der Miscanthus-Häcksel hat ähnlich wie auch Getreidestroh einen hohen Siliziumanteil, der nicht verbrennt, sondern als Schlacke zurückbleibt. Die Heizkesselhersteller arbeiten seit einigen Jahren an Lösungen hierfür, unter anderem auch durch andere Verfahren wie Verflüssigung oder Pyrolyse. In der stofflichen Nutzung kann Miscanthus zum Beispiel als Dämmmaterial verwendet werden. Sein Stängel ist nicht wie beim Bambus hohl, sondern gefüllt, sodass der Häcksel sich gut zum Dämmen als Schüttdämmung eignet. Außerdem kann er in Leichtbetonsteine, Putz oder Estrich eingearbeitet werden oder zu Granulat für den Ersatz von Kunststoff verarbeitet werden. Eine weitere Verwendung findet er als Einstreu für Tiere, als Torfersatz oder Blumentöpfe im Gartenbau oder als Mulchmaterial im Kleingarten.

Mehrjährige Pflanze im landwirtschaftlichen Anbau

In der Landwirtschaft wird Miscanthus giganteus als mehrjährige Pflanze angebaut. Durch die mehrjährige Ernte muss nicht jedes Jahr eine Bodenbearbeitung, Aussaat und Bestandspflege stattfinden wie bei einjährigen Kulturen. Die Mehrjährigkeit der Dauerkultur kann aber auch zum Problem werden, wenn sich beispielsweise die Agrarpolitik ändert. Miscanthus braucht nur in der ersten Zeit Pflege, wenn Beikräuter mit ihm um Wasser, Nährstoffe und Licht konkurrieren. Bei einer neuen Anlage werden die Rhizome mit einem Streuer ausgebacht und in die Erde eingearbeitet. Die Beikräuter müssen im ersten Jahr mechanisch mit einem Striegel oder chemisch mit einem Herbizid bekämpft werden, damit sie nicht überhandnehmen.

Schädlings- oder Pilzanfällig ist Miscanthus dagegen nicht. Das Riesen-Chinaschilf wächst überall, wo auch Mais wächst. Die Pflanze ist wärmeliebend und braucht relativ wenig Wasser. Im zweiten Jahr kann schon das erste Mal geerntet werden. Miscanthus bietet Wildtieren einen Unterschlupf, wenn andere Kulturen bereits geerntet und die Flächen leer sind. Dadurch, dass er im Winter auf dem Acker bleibt, werden Boden und Gewässer geschont und sein Anbau erhöht zudem die Biodiversität auf unseren Feldern. Weil er die Nährstoffe zum Ende der Vegetationsperiode in den Wurzelstock einlagert, muss Miscanthus weniger als andere landwirtschaftliche Nutzpflanzen gedüngt werden. Er gilt daher als low-input-Pflanze.

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