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Frisch geernteter Spargelbrokkoli. Nur die reifen Triebe werden dabei von Erntehelfern aus der Pflanze herausgebrochen. Foto: Pfalzmarkt eG
15.06.2023
Schule & Wissen

Spargelbrokkoli: Japanische Züchtung bei uns erfolgreich?

Zart, mild, kalorienarm und gut für das Immunsystem

Spargelbrokkoli, bei uns vor allem unter den Markennamen Bimi® und Broccolini® bekannt, will bei uns Fuß fassen. Die neue Gemüseart zeichnet sich durch einen milden Geschmack und eine einfache Zubereitung aus. Bislang wurde er importiert. Seit 2021 wächst er auch in der Vorderpfalz.

Wissenswert

„Bimi Brokkoli ist eine besondere Brokkoli-Sorte mit einem mild-süßlichen und leicht nussigen Geschmack“, schrieb der Pfalzmarkt in einer Bekanntmachung auf seiner Webseite. Vorangegangen war der Versuchsanbau auf 0,5 Hektar im Jahr 2021, der 2022 auf 8 Hektar ausgedehnt wurde. Die Vermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Gastronomie lief an. Es bleibt abzuwarten, wie der Verbraucher die heimische Ware annimmt. Das bislang im LEH erhältliche neue Kohlgemüse stammt überwiegend aus Spanien (Anbau 2022: >900 Hektar, Quelle: hortipendium.de), Portugal, Großbritannien, Kenia und Marokko.

Spargelbrokkoli kommt ursprünglich aus Japan. Dort begann 1987 die Züchtung. Bimi wurde 1993 aus einer Kreuzung zwischen Brokkoli und der chinesischen Kohlart Kai-lan gezüchtet. Der Name des ersten Hybridsaatguts lautete Aspabroc, was mit Spargelbrokkoli übersetzt werden kann. Bimi und Broccolini sind eingetragene Handelsmarken für das Gemüse. Sie dürfen von den Gärtnerbetrieben nur mit einer entsprechenden Lizenz angebaut werden. Teilweise ist für Spargelbrokkoli auch die Bezeichnung Baby-Brokkoli üblich.

Optisch wirkt das Gemüse mit seinen langen, saftigen Stielen und den typischen Köpfen tatsächlich wie eine Mischung aus grünem Spargel und Brokkoli. Doch der Geschmack verrät seine Genetik. Im Gegensatz zu anderen Kohlarten ist das Gemüse jedoch sehr zart. Es kann im Ganzen verzehrt werden, deswegen ist kein Schälen oder Kleinschneiden erforderlich – es entsteht kaum Abfall beim Putzen. Die Zubereitung in Topf, Pfanne oder Backofen benötigt nur wenige Minuten. Dadurch bleiben wertvolle Inhaltsstoffe erhalten. Wer den Aufwand fürs Braten, Kochen, Grillen oder Garen scheut, kann Spargelbrokkoli auch roh, zum Beispiel in Salat, genießen. Er passt gut in Gemüsepfannen, als Beilage zu gebratenem Lachs oder in Cremesuppen. Die Verwendungsmöglichkeiten sind vergleichbar mit denen Brokkolis.

Ähnlich wie andere Kohlarten weist Spargelbrokkoli mit 35 Kilokalorien pro 100 Gramm wenig Energie auf, ist aber reich an Vitamin A und C, hat viel Folsäure und Kalium sowie Ballaststoffe und Proteine. Die ebenfalls enthaltenen Glucosinolate stimulieren unser Immunsystem, sie wirken antibiotisch und antioxidativ.

Herkunft und Ansprüche

Urform aller Kohlarten ist der Wildkohl, der seine Heimat in der Mittelmeerregion hat. Spargelbrokkoli (Kreuzung aus Brassica oleracea var. botrytis und Brassica oleracea var. alboglabra) benötigt für gutes Wachstum einen sonnigen Standort, tiefgründige sowie gut mit Nährstoffen und Wasser versorgte Flächen. Der pH-Wert des Bodens liegt idealerweise zwischen 6,0 und 6,9. Er ist winterhart bis etwa minus 10 Grad Celsius.

Anbau

Nach den letzten Frösten im Frühjahr können die vorgezogenen Jungpflanzen ins Freiland. Der Termin sollte in Abhängigkeit vom geplanten Erntetermin gewählt werden. Nach acht bis zwölf Wochen ist der Kohl erntereif. Im professionellen Anbau erfolgt die Auspflanzung im Wochenrhythmus gestaffelt, damit der Markt kontinuierlich mit frischer Ware versorgt werden kann.

Pflanzenschutz und Düngung

Spargelbrokkoli sollte nur mit mehrjährigem Abstand zu anderen Mitgliedern der Kreuzblütler-Familie angebaut werden. Dazu zählen Kohlarten, Rettich, Radieschen oder Steckrüben. Ansonsten steigt das Risiko für Fruchtfolgekrankheiten wie Kohlhernie. Weitere wichtige Schädlinge und Krankheiten sind Kohlfliege, Mehlige Kohlblattlaus, verschiedene Raupen, Alternaria, Falscher Mehltau und Sclerotinia. Spargelbrokkoli zählt ebenso wie die meisten Kohlarten zu den Starkzehrern. Für ein kräftiges Wachstum benötigen sie also bedarfsgerechte Düngermengen.

Ernte und Lagerung

Im Unterschied zu Brokkoli, der einen größeren Kopf bildet, wachsen beim Spargelbrokkoli mehrere dünne Triebe mit kleineren Röschen heran. Die Ernte beginnt, bevor die ersten Knospen der Röschen blühen. Hierbei ist Fingerspitzengefühl gefragt. Zunächst werden die gut entwickelten Triebe von Hand herausgebrochen. Wenn die übrigen Triebe erntereif sind, erfolgt ein zweiter Durchgang. Die Erntesaison reicht je nach Pflanztermin von Sommer bis in den November hinein.

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