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Stangenbrokkoli sieht aus wie grüner Spargel mit Brokkoli-Röschen am langen Stiel. Foto: Pfalzmarkt eG / https://www.pfalzmarkt.de/presse/erntepremiere-bimi-brokkoli/
11.10.2022
Umwelt & Verbraucher

Brokkoli auf langen Stelzen

Stangenbrokkoli ist ein neues Gemüse auf der Speisekarte

Ein Gemüse, das schnell und einfach gekocht ist? Das für die traditionelle Küche ebenso einsetzbar ist wie für die asiatische und das Kochen im Wok? Hierfür bietet sich der Stangenbrokkoli an. Er sieht aus wie grüner Spargel mit Brokkoli-Röschen am langen Stiel. Bis vor kurzem konnte man ihn nur in Asia-Läden kaufen, wo er oft aus Kenia importiert wurde. Seit neuestem wird er auch in Deutschland angebaut und hat hier seine Haupterntesaison im Spätsommer.

Baby-Brokkoli, Spargel-Brokkoli, Bimi-Brokkoli, Broccolini, Spargoli oder Aspa-Broc - das sind alles Gattungs- und Markennamen, wie Stangenbrokkoli genannt wird. Letzterer Name verrät sein Aussehen: quasi wie kleine Brokkoli-Röschen auf langen Beinen. Wer öfter asiatisch essen geht, kennt den Stangenbrokkoli als gedünstete oder gebratene Gemüsebeilage, meist leicht scharf gewürzt zusammen mit Nudeln, Rind- oder Hähnchenfleisch. Sein Geschmack wird ähnlich dem von Spargel beschrieben, leicht nussig, eher süßlich, mit einem Hauch Spinat und mit weniger „Kohlaroma“ wie beim herkömmlichen Brokkoli.

Kreuzung mit chinesischem Brokkoli

Ende der 1980er Jahre begann ein japanisches Züchtungsunternehmen mit der Züchtung des neuen Gemüses. Der Baby-Brokkoli ist eine Kreuzung von Brokkoli mit „Kai-lan“, (auch Gai Lan geschrieben), dem chinesischen Brokkoli. Auch der Kai-lan gehört zur Gattung Kohl, er ist also mit Brokkoli, Grünkohl, Pak Choi oder Chinakohl verwandt. Der chinesische Brokkoli ist allerdings eher ein Blattgemüse, das vom Aussehen her an Mangold erinnert. Stangenbrokkoli wird sowohl in China, als auch in Japan angebaut und gern gegessen. Auch in Großbritannien und Spanien gibt es einen nennenswerten Anbau. Die Briten nennen Stangenbrokkoli übrigens Tenderstem, was man mit „zärtlicher Stängel“ übersetzen kann. Für den deutschen Markt wird Stangenbrokkoli viel aus Kenia importiert und seit neuestem gibt es ihn auch aus deutscher Herkunft; er wird jetzt auch in der Pfalz angebaut.

Prima in der schnellen Küche

Für die schnelle Küche ist Stangenbrokkoli einfach und praktisch zu verwenden, sowohl der Stängel als auch die Röschen sind essbar. Er wird nur kurz mit Wasser abgebraust, muss nicht geschält werden; einzig das angetrocknete Ende des Stiels sollte abgeschnitten werden. Ähnlich wie grüner Spargel kann Stangenbrokkoli schnell gedünstet oder im Wok fünf Minuten angebraten werden. Verfeinert werden kann er in der klassischen Küche mit einer Sauce Hollandaise oder einer Kräutersoße. Er kann auch als Vorspeise mit Zitronensaft und gerösteten Sonnenblumenkernen oder als Salat mit einer Vinaigrette zubereitet werden und eignet sich als vegetarische Alternative zu Fleisch auf dem Grill.

In der asiatischen Küche passt er gut zu Mie-Nudeln mit einer Chili-Soße oder auch gebraten mit Tofu und Sojasoße. Stangenbrokkoli ist reich an den Vitaminen A, B9 (Folsäure) und C und enthält viel Eisen, Kalium und Zink. Den in ihm enthaltenen Senfölen, hier besonders dem Sinigrin, die zu den „sekundären Pflanzenstoffen“ gezählt werden, werden entzündungshemmende und krebsvorbeugende Wirkungen zugeschrieben. Durch die kurze Zubereitungszeit bleiben fast alle wichtigen Nährstoffe erhalten. Kalorientechnisch darf Stangenspargel auf jeden Fall nach Lust und Laune gegessen werden, 100 Gramm haben nur circa 35 kcal.

Premierenanbau in der Pfalz

Seit 2021 wird Bimi-Brokkoli in Deutschland in der Pfalz von zunächst nur wenigen Erzeugern der Genossenschaft Pfalzmarkt im Versuchsanbau in Lizenz angebaut. Zur Pfalzmarkt-Genossenschaft gehören 140 Gemüseanbauer in der klimabegünstigen Pfalz, dem größten Freilandgemüse-Anbaugebiet in Deutschland. Auf dem Deutschen Obst & Gemüse-Kongress 2021 in Düsseldorf (DOGK) wurden die ersten Bimi-Brokkoli aus deutschem Anbau vorgestellt. Die Pflanzen haben einen schnellen Wachstumszyklus, es können daher mehrere Erntegänge im Jahr erfolgen. Bimi ist allerdings eine arbeitsintensive Kultur, und es braucht einiges Wissen.

Beim Anbau von Stangenbrokkoli gilt es zum Beispiel wegen seiner Verwandtschaft zum Brokkoli und zu anderen Kohlarten einiges zu beachten: Sie sind nämlich alle Kreuzblütler (Brassicaceae) und dürfen deswegen nicht zu eng in der Fruchtfolge aufeinanderfolgen. Ansonsten drohen Schädlinge wie Kohlfliegen oder Mehlige Kohlblattlaus oder Pilzkrankheiten wie Alternaria, Falscher Mehltau, Kohlhernie oder die Sclerotinia-Fäule. Deswegen kommt den Gemüsebau-Spezialisten ihre Erfahrung mit anderen Kohl-Sorten beim Anbau der neuen Kultur zugute. 2022 wurde der Bimi-Anbau in der Pfalz ausgeweitet, die Genossenschaft sieht ein gutes Marktpotenzial für den deutschen Mark, da sich das neue Trendgemüse für die gesunde und unkomplizierte Küche eignet und unterschiedliche Verbrauchergruppen anspricht.

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