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Zusammen mit der Macadamia- und Pekanuss zählt die Paranuss zu den ölhaltigsten Nüssen. Foto: Pictavio / Pixabay
15.03.2024
Schule & Wissen

Paranuss: Eingeschränkt empfehlenswert

Der Name verrät die Herkunft

Wer kennt sie nicht aus Nussmischungen, von Weihnachtstellern oder als Snack: Paranüsse mit ihrem leicht süßlichen, mandelartig-erdigen Geschmack. Die ähnlich wie ein Orangensegment geformten Nüsse enthalten viele Mineralstoffe, Proteine und ungesättigten Fette. Dennoch raten das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu zurückhaltendem Verzehr.

Wissenswert

Die Kapselfrüchte des Paranussbaums ähneln Kokosnüssen. Sie sind rundlich, haben einen Durchmesser von bis zu 15 Zentimetern und ein Gewicht von etwa 1 Kilogramm. Wenn sie reif sind, fallen sie von den Bäumen. Doch im Unterschied zur Kokosnuss stecken unter der harten Schale etwa 10 bis 25 dreikantige Samen, die wiederum von einer verholzten Schale umgeben sind. Bricht man diese auf, gelangt man an die wohlschmeckenden Nüsse, die die Form von Orangensegmenten haben. Agutis, eine in Mittel- und Südamerika beheimate Nagetierart, nagen die Kapselfrüchte mit ihren Zähnen auf. Sie fressen einen Teil der Samen, vergraben den Rest aber für schlechte Zeiten. Einige werden im Boden vergessen, daraus entstehen dann neue Bäume.

Zusammen mit der Macadamia- und Pekanuss zählt die Paranuss zu den ölhaltigsten Nüssen. Fette machen etwa 67 Prozent ihres Gewichts aus. Weil es sich überwiegend um „gute“, also ein- oder mehrfach ungesättigte Fette handelt, ist gegen den Genuss nichts einzuwenden. Zumal die Paranuss auch ein sehr ergiebiger Vitamin E- und B1-Lieferent ist und zahlreiche Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen, Kalium, Magnesium, Phosphor und Zink enthält. Aufgrund der inneren Werte und des nussigen Geschmacks bereichert sie als Zutat Müslimischungen, Kuchen und Gebäck ebenso wie Fleischgerichte.

Dennoch sollte die Paranuss nur in Maßen verzehrt werden. Das liegt vor allem an ihrer Fähigkeit, Radionuklide wie Radium anzureichern. Sie enthält etwa 1000-mal so viel wie unsere Durchschnittsnahrung. Mit nur zwei Paranüssen pro Tag nimmt man jährlich eine Strahlendosis von 160 Mikrosievert auf, was etwa der Hälfte der über die gesamte Nahrung aufgenommenen Strahlendosis entspricht. Das BfS rät daher Schwangeren, Kindern und Jugendlichen vorsorglich vom Verzehr ab. Ein zweiter problematischer Inhaltsstoff ist Selen. Grundsätzlich ist Selen wichtig für unsere Gesundheit. Doch es kommt auf die Dosis an, in den Nüssen liegt er hochkonzentriert vor. 100 Gramm enthalten 28-mal mehr Selen, als die DGE als Tagesbedarf empfiehlt. Die Folgen einer Überdosierung können Haarausfall oder brüchige Nägel sein. Die Empfehlung der DGE lautet daher, den Paranusskonsum auf zwei Stück pro Tag zu begrenzen.

Der Name der Nuss leitet sich aus ihrer Herkunft ab. Pará ist ein Bundesstaat im Norden Brasiliens. Im tropischen Amazonas-Regenwald ist der Paranussbaum weit verbreitet. Die Paranuss wird außerdem Amazonasmandel oder Brasilnuss genannt.

Herkunft und Ansprüche

Außer im Norden Brasiliens ist die Paranuss (Bertholletia excelsa) in den tropischen Regenwäldern Boliviens, Perus, Kolumbiens, Venezuelas oder Guyanas zuhause. Dort liegen die Durchschnittstemperaturen bei 25 bis 28 Grad Celsius, die Jahresniederschläge betragen 1700 bis 2700 Liter pro Quadratmeter. Die Bäume wachsen besonders gut auf tiefen, feuchten Schwemmböden in der Nähe von Wasserläufen. Die ersten Nüsse sind um 1633 nach Europa gelangt.

Anbau

Der Paranussbaum wird nur in Ausnahmen in Plantagen kultiviert. Die schnellwüchsigen und bis zu 55 Meter hohen Bäume brauchen viel Platz – deswegen werden nur 25 Stück pro Hektar gepflanzt. Weil die Pflanzen aber erst nach mehreren Jahrzehnten wirtschaftliche Erträge liefern, stammen die meisten im Handel befindlichen Nüsse aus Wildsammlungen.

Ernte und Lagerung

Die Kapselfrüchte wachsen und reifen über einen Zeitraum von 14 bis 18 Monaten. Sie fallen meist in der Regenzeit von November bis März von den Bäumen, die Haupt-„Ernte“ findet von Januar bis März statt. Ein ausgewachsener Baum liefert etwa 500 bis 800 Kilogramm Nüsse. Während der Aufbereitung muss die Schimmelpilzbildung verhindert werden, weil diese giftiges Aflatoxin bilden. Deswegen werden die Nüsse getrocknet und in gut belüfteten Silos aufbewahrt. Zeitweise war der Import von Paranüssen in die EU aufgrund zu hoher Aflatoxingehalte untersagt. Ein Teil der Paranüsse wird traditionell noch mit harter Schale verkauft, ansonsten wird die Schale mittlerweile überwiegend entfernt. Ungeschält lassen sie sich luftdicht verschlossen unter trocken bis zu einem Jahr aufbewahren. Geschälte Nüsse werden nach ein paar Wochen ranzig.

Zahlen

Laut FAO erzeugten 2021 drei Staaten Paranüsse in erwähnenswerten Mengen. Brasilien und Bolivien lagen mit 33 700 beziehungsweise 33 100 Tonnen vor Peru mit 6900 Tonnen. Deutschland importierte 2023 nach vorläufigen Angaben 5900 Tonnen (Quelle: statista).

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