Schadpilze könnten schon bald die globale Ernährungssicherheit ins Wanken bringen, befürchten Wissenschaftler aus Deutschland und Großbritannien. Sie schlagen mit einem Artikel in der Fachzeitschrift Nature Alarm.
Klimawandel erhöht die Gefahr deutlich
Die Situation ist ernst. Bis zu 23 Prozent der weltweiten Ernten gehen durch Pilzinfektionen auf dem Feld verloren. Aber auch nach der Ernte können Pilze die Lebensmittel vernichten – bis zu weiteren 20 Prozent jedes Jahr. Schon heute vernichten Pilze Jahr für Jahr Nahrungspflanzen, mit denen vier Milliarden Menschen ernährt werden könnten – aber es könnte noch schlimmer kommen.
„Tropenkrankheiten“ bereits in England
Jetzt kommt noch der Klimawandel ins Spiel. Viele Pilze bevorzugen warme und feuchte klimatische Bedingungen, die sich zunehmend auch in der nördlichen Hemisphäre manifestieren – auch in Europa. In Irland und England etwa wurden in jüngster Zeit Weizenstängelrost-Infektionen gemeldet. Diese Pilzkrankheit war bisher typisch für tropische Regionen. Betroffen vom Vormarsch der Pilze sind alle wichtigen Kulturpflanzen – von Getreide über Kartoffeln und Sojabohnen bis hin zu Bananen.
Landwirtschaft ist Teil des Problems
Pilze zeichnen sich durch extreme Widerstandskraft aus und können sich rasend schnell verbreiten. Die Sporen können mehrere Jahrzehnte im Boden lebensfähig bleiben oder mit Wind und dem Erntegut von Kontinent zu Kontinent reisen. Dazu kommt, dass Pilze eine hohe Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen haben – dank ihrer genetischen Vielfalt selbst innerhalb einer Art. Diese Anpassungsfähigkeit hat auch dazu geführt, dass Pilze in landwirtschaftlichen Kulturen ideale Brutstätten gefunden haben und Fungizide so rasch an Wirkung verlieren.
Ein Appell an Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
„Ein besserer Schutz der weltweiten Nutzpflanzen vor Pilzkrankheiten erfordert einen wesentlich einheitlicheren Ansatz als bisher - mit einer engeren Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Agrarindustrie, Pflanzenzüchtung, Wissenschaft, Regierungen und Politik“, fordern die Autorinnen des Beitrags in Nature, unter ihnen Eva Stukenbrock von der Uni Kiel. Technische Innovationen müssten konsequent genutzt werden, um Pilzkrankheiten wirksamer zu überwachen und zu bekämpfen. Dies beinhalte neue Anbauformen, die Entwicklung neuer Fungizide, die Züchtung pilzresistenter Sorten und die Nutzung von Früherkennungsmethoden wie Drohnen im Zusammenspiel mit Künstlicher Intelligenz (KI).
Weltweiter Zusammenhalt angemahnt
„Kürzlich haben wir erlebt, wie sich die Welt über die Bedrohung der menschlichen Gesundheit durch Covid geeinigt hat. Wir brauchen jetzt dringend ein weltweit einheitliches Konzept zur Bekämpfung von Pilzinfektionen und mehr Investitionen von Regierungen, gemeinnützigen Organisationen und Privatunternehmen, um zu verhindern, dass sich das Problem zu einer globalen Katastrophe ausweitet", so Co-Autorin Sarah Gurr von der Universität Exeter.
Quelle: pflanzenforschung.de
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