Wie die Züchtung dem Erreger Phytophthora infestans zu Leibe rücken will
Die Kartoffel ist eine Einwanderin. Erst im 16. Jahrhundert von Seefahrern aus den Anden im heutigen Bolivien und Peru nach Europa gebracht, stand die europäische Bevölkerung dem Nahrungsmittel lange Zeit eher skeptisch gegenüber. Der preußische König Friedrich der Große (1712-1786) erkannte ihren Wert und ordnete den großflächigen Anbau in Schlesien und Pommern unter Androhung von Strafen an. Heute können Landwirte aus über 3000 Sorten, eingeteilt in vier Reifegruppen, wählen. Allerdings hat die Kartoffel auch heute noch Feinde, die ihrer gesunden Entwicklung großen Schaden zufügen können.
Der Präsidentenmacher
Einer davon, der Kartoffelanbauern bis heute das Leben schwer macht, ist Phytophthora infestans, der Erreger der Kraut- und Knollenfäule. Dieser Pilz gehört zu den wichtigsten Kartoffelkrankheiten und verursacht weltweit immer noch Ernteeinbußen von etwa 20 Prozent. Seine Bekämpfung ist aufwändig und belastet die Umwelt, da der kleine Algenpilz besonders anpassungsfähig ist.
Dieser Pilz hat Weltgeschichte geschrieben: Vor etwa 170 Jahren hat er in Irland die größte Hungersnot (1845-1852) in der Geschichte des Landes verursacht, die sogenannte Famine. Die Kartoffeln – Hauptnahrungsmittel vor allem der ärmeren Bevölkerung – verfaulten durch die Pilzinfektion im Boden. Die irische Bevölkerung reduzierte sich in kurzer Zeit um ein Drittel. Eine Million Menschen starben, zwei Millionen wanderten aus, zumeist in die Vereinigten Staaten oder nach Australien. Unter den Auswanderern waren auch die Vorfahren des späteren US-Präsidenten John F. Kennedy. Wahrscheinlich verhalfen ihm die Wählerstimmen der irischstämmigen US-Bürger im Jahr 1960 zum Wahlsieg.
Neue Konzepte zur Bekämpfung
Chemische Pflanzenschutz-Wirkstoffe zur Bekämpfung des Pilzes verlieren relativ schnell ihre Wirksamkeit und müssen in immer höheren Mengen eingesetzt werden. Daher konzentriert man sich mittlerweile darauf, dem tückischen Pilz auf züchterischem Wege beizukommen. Dabei wird auf einen Resistenztyp gesetzt, der verschiedene Abwehrmechanismen gleichzeitig beinhaltet. Dies soll die Resistenzentwicklung des Schaderregers stark verlangsamen. Neuerdings kommen bei der Züchtungsarbeit die modernen Verfahren der Genom-Editierung zur Anwendung: Mithilfe der Genschere CRISPR/Cas könnten Resistenzgene aus Wildkartoffeln leichter in Kulturkartoffeln übertragen werden.
Andere Ansätze verfolgen eine Stärkung der Immunrezeptoren der Pflanzen, damit Abwehrreaktionen schneller anlaufen, oder das gezielte Abschalten von Genen der Kartoffel, die der Pilz bei einer Infektion benötigt, die sogenannten „Empfindlichkeitsgene“.
Quelle: pflanzenforschung.de