Zum zweiten Mal in Folge wurde eine Nutzpflanze zur „Giftpflanze des Jahres“ gekürt: Die Petersilie tritt die Nachfolge der Kartoffel an. Dies gab der Botanische Sondergarten Wandsbek am 15. Dezember 2022 bekannt. Das beliebte Würzkraut erhielt knapp 30 Prozent aller gültigen Stimmen.
Die Dosis macht das Gift
Die Petersilie (Petroselinum crispum) ist das beliebteste Würzkraut der Deutschen. Sie verfeinert Kräuterquark, Suppen, Salate, Kartoffel- und Gemüsegerichte sowie Eierspeisen und vieles mehr. Außerdem liefert sie wichtige Vitamine – vor allem Vitamin C – sowie Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Wie andere Kräuter und Nahrungspflanzen hat die Petersilie aber auch eine dunkle Seite.
Die dunkle Seite der Petersilie
Ihre giftigen Eigenschaften zeigt die Petersilie erst im zweiten Jahr. Denn dann bildet die zweijährige Pflanze ihre Doldenblüten aus. Mit der Blüte reichert sich in der Petersilie besonders viel Apiol an, vor allem in den Samen. Apiol ist der Hauptbestandteil des ätherischen Öls in den Petersilienfrüchten und wird auch Petersilienkampfer genannt. Es wirkt anregend auf die Nieren, Magen und Darm. Bei geringer Dosierung kann die harntreibende und verdauungsfördernde Wirkung durchaus positiv sein. In höheren Dosen kann Apiol aber Frühgeburten, Leberschäden und zentrale Lähmungen auslösen. Vor allem Schwangere sollten Petersilie nur maßvoll genießen, keinesfalls aber die Samen oder daraus gewonnenes Öl zu sich nehmen. Früher wurde das Öl sogar gezielt eingesetzt, um ungewollte Schwangerschaften abzubrechen. Dass dies nicht immer gut ausging, zeigt das folgende Sprichwort: „Petersilie bringt den Mann aufs Pferd und die Frau unter die Erd“. Wie der erste Teil des Satzes schon andeutet, wirkt Petersilie bei Männern aphrodisierend und wurde Liebestränken beigemischt.
Herkunft und Beschreibung der Petersilie
Die harn- und damit auch harnsteintreibende Wirkung könnte der Grund für den lateinischen Namen petroselinum sein. Denn „petros“ leitet sich von „Stein“ ab. Der Wortstamm „selinum“ steht für „Eppich“. Unter dieser Bezeichnung wurden früher verschiedene Pflanzen zusammengefasst, unter anderem der eng mit Petersilie verwandte Sellerie.
„Petros“ könnte aber auch für die Tatsache stehen, dass die Pflanzen in ihrer Heimat – dem nordafrikanischen Mittelmeerraum – zwischen Steinen wuchsen. Was auch immer entscheidend für die Namensgebung war, lässt sich jetzt nicht mehr überprüfen. Klar ist jedoch, dass Petersilie am besten auf durchlässigen Böden an einem hellen, sonnigen bis halbschattigen Standort gedeiht. Ob krause oder glatte Petersilie bevorzugt wird, ist Geschmackssache. Die krause hatten Mönche gezüchtet, um die Pflanze mit ursprünglich glatten Blättern besser von der giftigen Hundspetersilie unterscheiden zu können. Da die glatte Petersilie mehr Aroma hat, wird sie in der heimischen Küche immer beliebter, während die krausen Blätter gerne zur Dekoration auf Tellern oder Büffets verwendet werden.
Jetzt Kandidatenvorschläge für die Giftpflanze 2023 machen
Nach der Wahl ist vor der Wahl: Ab sofort können alle Interessierten Kandidatenvorschläge für die Wahl der „Giftpflanze des Jahres 2024“ machen. Einfach die Vorschlagsliste unter https://www.hamburg.de/wandsbek/gdj-formular/ herunterladen und die Favoriten per Online-Formular an den Sondergarten Wandsbek senden. Die Wahl beginnt am 1. Juni 2023 und endet am 15. Dezember 2023.
Das waren die Gewinner der letzten Jahre:
2022: Die Kartoffel
2021: Der Schlafmohn
2020: Die Tollkirsche
2019: Der Aronstab
2018: Der Rizinus
2017: Das Tränende Herz
2016: Kalifornischer Mohn
2015: Der Rittersporn
2014: Das Maiglöckchen
2013: Der Kirschlorbeer
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