Die goldene "Giftpflanze des Jahres 2016"
Vorstellung der leuchtenden Gewinnerpflanze
Neben ihrem Siegertitel trägt die Giftpflanze 2016 aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) verschiedene Namen: Schlafmützchen, Kalifornischer Mohn und Goldmohn sind die geläufigsten. Schlafmützchen passt doppelt gut, denn die Inhaltsstoffe der Pflanze sind schlaffördernd und ihre geschlossene Blüte erinnert an eine altertümliche Schlafmütze.
In trockenen Gebieten und bei kalten Wintern wächst der Goldmohn als einjährige Pflanze. Bei günstigeren Bedingungen bildet er eine tiefe Pfahlwurzel und gedeiht als ausdauernde Pflanze über mehrere Jahre. Dabei sterben die oberirdischen Pflanzenteile in heißen Sommern ab und nur die Wurzel überlebt. Die aufstrebenden, verzweigten Stängel wachsen 30 bis 80 Zentimeter hoch. Darauf sitzen die kegelförmigen Knospen. Während der Blüte zwischen Juni und September erreichen die vier gelb-orangen Kronblätter einen Blütendurchmesser von etwa 3,5 Zentimeter. Nur bei Sonnenschein sind die Blüten geöffnet, nachts und bei schlechtem Wetter schließen sie sich.
Blütenrausch aus Kalifornien
Wie schon der Name verrät, ist der Kalifornische Mohn ursprünglich im Südwesten der USA beheimatet. Seit 1903 ist er in Kalifornien die offizielle Staatsblume, jährlich am 6. April wird dort der „California Poppy Day“ gefeiert. Dort bedeckt der blühende Mohn bei günstiger Witterung große Landflächen. Bekannt ist beispielsweise ein etwa sieben Quadratkilometer großes „goldenes Blütenmeer“ nördlich von Los Angeles County.
Nach Ende des Kalifornischen Goldrauschs (1854) machten sich viele Goldsucher auf den Weg nach Chile, Neuseeland und Australien. Den Sand der Klippen – mitsamt Pflanzensamen – nahmen die Schiffe als Ballast mit. Inzwischen ist der Goldmohn nahezu weltweit verbreitet.
Goldmohn als Gartenpflanze
In trockenen Steingärten mit sandigem, nährstoffarmem Boden und viel Licht gedeiht der Goldmohn äußerst gut. Auch als Lückenfüller zwischen hohen blaublühenden Stauden, zum Beispiel Lavendel oder Rittersporn, kommt er gut zur Geltung. Außerdem findet man ihn als Bienenweidepflanze und zur Begrünung von Straßenrändern. Nur als Schnittblume macht der Mohn keine gute Figur, denn die Blüten verlieren nach dem Abschneiden schnell ihre Blätter. In Deutschland wird er als ein in Einbürgerung befindlicher Neophyt angesehen, da die kultivierten Pflanzen häufig den Weg in die freie Natur finden.
Einerseits Giftpflanze ...
Giftigkeit ist relativ, das wusste schon der mittelalterliche Arzt Paracelsus („Allein die Dosis macht ein Gift.“) Der Übergang zwischen Heilpflanze und Giftpflanze ist oft fließend: Medizinisch richtig dosiert, ist der Goldmohn eine Heilpflanze, falsch angewendet ist er giftig. All seine Pflanzenteile enthalten giftige Alkaloide, die schwach narkotisch wirken und zu Übelkeit, Magenbeschwerden, Erbrechen sowie Durchfällen führen können. Die Wurzel enthält hauptsächlich Allocryptopin, während im Kraut Californidin dominiert. Bei Goldmohn im heimischen Garten sollten Eltern ein wachsames Auge auf ihre Kinder haben und sie von klein auf für die giftige Gefahr sensibilisieren.
... andererseits Heilpflanze
Bereits die amerikanischen Ureinwohner nutzten den Goldmohn als Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie als mildes Schmerzmittel. Heutzutage finden sich seine Inhaltsstoffe vorwiegend in der Pflanzenheilkunde und Homöopathie. Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur hat das Kraut des Mohns als traditionelles pflanzliches Arzneimittel bei leichten Symptomen von mentalem Stress sowie als Schlafmittel eingestuft. Die Pflanze ist auch für die Pharma-Industrie interessant; so hat die Firma Boehringer Ingelheim den Goldmohn zur Nutzung als pharmazeutische Droge zur Behandlung von Depressionen als Patent angemeldet.
Wahl der Giftpflanze 2017
Die Suche nach der Giftpflanze des Jahres 2017 ist bereits in vollem Gange: Auf der Internetseite des Botanischen Sondergartens Wandsbek werden in diesem Jahr sogar fünf Kandidaten vorgestellt, da die Wahl um die Kategorie „Nahrungspflanze“ erweitert wurde.
Die Gewinnerpflanzen der letzten Jahre:
2015: Der Rittersporn
2014: Das Maiglöckchen
2013: Der Kirschlorbeer
2012: Der Goldregen
2011: Die Eibe
2010: Die Herbstzeitlose
2009: Der Tabak
2008: Die Herkulesstaude
2007: Der Rote Fingerhut
2006: Das Pfaffenhütchen