Am 15. Dezember 2021 gab der Botanische Sondergarten Wandsbek zum 18. Mal das Ergebnis der Wahl zur „Giftpflanze des Jahres“ bekannt. Mit fast 28 Prozent der Stimmen landete die Kartoffel (Solanum tuberosum) auf dem ersten Platz: 480 der 1751 gültigen Stimmzettel trugen den Namen des beliebten Nahrungsmittels.
Trotz Giftigkeit ein wertvolles Grundnahrungsmittel
Bevor die Kartoffel zum wertvollen Grundnahrungsmittel wurde, musste sie einige Hürden nehmen. Denn von dem unbekannten Gewächs wurden irrtümlicherweise zuerst das Kraut und die Beeren gegessen, die stark giftig sind. Aber auch die Knollen selbst können durch die Lagerung unter Lichteinwirkung giftig sein. Hier helfen einige Tipps, um die leckeren Knollen bedenkenlos genießen zu können.
Pro-Kopf-Verbrauch an Kartoffeln steigt wieder
Zwar ist der Verzehr in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken, doch gehören Kartoffeln nach wie vor zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln der Deutschen. Im Wirtschaftsjahr 2020/2021 konnte zum zweiten Mal in Folge sogar wieder ein Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs beobachtet werden: Waren es im Wirtschaftsjahr 2018/2019 noch 54,4 Kilogramm pro Kopf, verbrauchten die Deutschen 2019/2020 im Durchschnitt 57,2 Kilogramm Kartoffeln und 2020/2021 mit 59,4 Kilogramm über zwei Kilogramm mehr als im Vorjahr. Dabei stieg auch der Anteil der frischen Kartoffeln. Der Grund: Durch die Corona-bedingten Einschränkungen wurde vermehrt zuhause gekocht.
Laut Bundessortenliste sind in Deutschland derzeit mehr als 200 Kartoffelsorten zugelassen. Über Agria, Belana, Cilena, Laura oder Linda hinaus dürften diese aber weniger bekannt sein. Entscheidend für den Einkauf sind vielmehr die Kochtypen von festkochend über vorwiegend festkochend bis zu mehligkochend, je nach gewünschter Verwendung in der Küche. Im Kommen sind außerdem neue Sorten wie die Rote Emmalie, die einen würzigen Geschmack hat und deren rote Farbstoffe für noch mehr positive Wirkungen auf die Gesundheit sorgen.
Die List von Friedrich dem Großen
Bis vor 400 Jahren war die Kartoffel in Europa völlig unbekannt. Die spanischen Eroberer entdeckten sie in den südamerikanischen Anden und brachten sie mit in die Heimat, wussten jedoch zuerst nichts mit der Pflanze anzufangen, zumindest nicht als Nahrungsmittel. Da die Kartoffelblüten sehr hübsch anzusehen sind, schmückten die Pflanzen die botanischen Gärten von Fürsten- und Königshäusern. Aber auch nachdem der Wert der Kartoffel als sättigendes und nährstoffreiches Lebensmittel erkannt worden war, breitete sich ihr Anbau in Deutschland nur langsam aus. Denn die Bauern waren misstrauisch gegenüber der fremden Feldfrucht.
Als selbst die preußische Königsfamilie ihrem von Pest, Kriegen und Missernten geschwächten Volk nicht vom Wert der Kartoffel überzeugen konnte, ersann Friedrich der Große eine List: Er ließ die Knollen anbauen und das Gerücht streuen, dass diese für die königliche Tafel bestimmt seien. Die Kartoffelfelder ließ er von Soldaten bewachen, die sich jedoch schlafend stellten. So glaubten die Bauern, dass die Knollen wertvoll sein müssten und stahlen sie, um sie auf den eigenen Feldern anzubauen. Friedrich der Große führte sein Volk mit seinem Einsatz zwar aus der Hungersnot, es ist jedoch überliefert, dass er selbst nicht sehr begeistert von den tollen Knollen war. So konnten Historiker kein einziges Kartoffelrezept auf seinen Küchenzetteln finden. Bei der einfachen Bevölkerung kamen Kartoffeln von nun an jedoch häufig auf den Tisch.
Botanik und Giftigkeit der Kartoffel
Botanisch gehören Kartoffeln wie Tomaten, Auberginen und Paprika zu den Nachtschattengewächsen. Das oberirdische Kraut trägt weiße oder lilafarbene Blüten, die Kartoffelknollen entwickeln sich unter der Erde. Aus einer Mutterknolle wachsen Sprosse, die anschwellen und ungefähr 15 neue Kartoffeln bilden. Die Kartoffelschale besteht aus einer Korkschicht, die die Knollen nicht nur vor dem Austrocknen schützt, sondern auch vor Schädlingen und vor Beschädigung bei der Ernte. Darin sitzen die sogenannten „Augen“, aus denen die Kartoffeltriebe wachsen.
Werden Kartoffeln zu lange unter Lichteinwirkung gelagert, bilden sie grüne bis rötliche Keime und grüne Stellen, die das Gift Solanin enthalten. Dieses dient der Pflanze eigentlich zur Abwehr von Fressfeinden, ist in höherer Dosierung aber auch für Menschen ungesund. Um das Keimen hinauszuzögern, sollten Kartoffeln kühl und dunkel gelagert werden. Bilden sich trotzdem Keime, sollten diese, genau wie grüne Stellen, großzügig entfernt werden. Da sich zudem viel Solanin unter der Schale bildet, ist gründliches Schälen ein sicheres Mittel, um das Gift aus den Kartoffeln zu entfernen. Zudem sollte das Kochwasser nicht weiterverwendet werden, da das eigentlich schwer lösliche Solanin beim Kochen in die Flüssigkeit übergeht und hitzebeständig ist. Stark keimende Kartoffeln sollten dagegen sicherheitshalber entsorgt werden. Werden diese Vorsichtsmaßnahmen beachtet, steht dem Kartoffelgenuss nichts mehr im Wege. In heutiger Zeit wird wohl niemand auf die Idee kommen, satt der unterirdischen Knollen die Beeren oder das Kraut der Kartoffelpflanze zu essen.
Jetzt Kandidatenvorschläge für die Giftpflanze 2023 machen
Wie immer ist nach der Wahl vor der Wahl. Ab sofort können alle Interessierten Kandidatenvorschläge für die Wahl der „Giftpflanze des Jahres 2023“ machen. Einfach die Vorschlagsliste unter https://www.hamburg.de/wandsbek/gdj-formular/ herunterladen und die Favoriten per Online-Formular direkt an den Sondergarten Wandsbek senden. Die Wahl der „Giftpflanze des Jahres 2023“ beginnt am 1. Juni 2022 und endet am 15. Dezember 2022.
Das waren die Gewinner der letzten Jahre:
2021: Der Schlafmohn
2020: Die Tollkirsche
2019: Der Aronstab
2018: Der Rizinus
2017: Das Tränende Herz
2016: Kalifornischer Mohn
2015: Der Rittersporn
2014: Das Maiglöckchen
2013: Der Kirschlorbeer
2012: Der Goldregen
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