Maximaler Genuss bei minimaler Pflege
Ganz ohne Mühe geht es im Garten natürlich nicht. Aber wer ein wenig auf Perfektion verzichtet und das richtige Konzept an der Hand hat, kann mit relativ wenig Aufwand ein ansehnliches Ergebnis erzielen. Am allerwichtigsten ist dabei die geschickte Auswahl und Kombination von Pflanzen, die gut an die jeweiligen Standortbedingungen angepasst sind.
Der Begriff Lazy Gardening
Schon im Jahr 1925 schrieb der berühmte Staudengärtner Karl Foerster: „Das Kunstwerk eines Gartens scheint mir erst dann vollkommen, wenn seine Pflegearbeiten und Pflegekosten ganz bestimmte Grenzen einhalten“. Ganz nach Foersters Devise steht Lazy Gardening eher für unangestrengtes, entspanntes Gärtnern als für Faulheit. Schließlich gibt es auch in einem pflegeleichten Garten noch genug zu tun. Wird dieser jedoch von Anfang an gut geplant, hält sich der Pflegeaufwand in Grenzen, und die Freude am Garten steht im Vordergrund. Dazu bedarf es jedoch einer gewissen persönlichen Lässigkeit. Wen Löwenzahn auf dem Rasen oder bewachsene Mauerritzen stören, der wird mit dem entspannten Gärtnern vermutlich nicht glücklich werden.
Lazy Gardening-Ratgeber
Lazy Gardening ist nicht neu, erlebt aber in den letzten Jahren einen kleinen Boom. Ins Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit rückte das Thema durch das Buch „The Lazy Gardener“ von Remo Vetter. Die Veröffentlichung im Jahr 2018 wurde von zahlreichen Medienberichten begleitet. Schon länger gibt es Karl Plobergers Bestseller „Der Garten für intelligente Faule“. Das Basiswerk des Autors ist vor über 15 Jahren zum ersten Mal erschienen und mittlerweile in vielen Auflagen nachgedruckt und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden.
In diesen und weiteren Ratgebern zum pflegeleichten Garten gibt es jede Menge Tipps und Methoden, die zum Teil sowieso zum Handwerkszeug des erfolgreichen Gärtners gehören. Dabei bedeutet ökologisches Gärtnern, die Natur möglichst sich selbst regulieren zu lassen. So leisten zum Beispiel Pflanzen, die Nützlingen wie Insekten, Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Vögeln ideale Lebensbedingungen bieten, einen wichtigen Beitrag zur natürlichen Schädlingsbekämpfung. Eine geeignete Auswahl der Pflanzen sorgt aber nicht nur für ein biologisches Gleichgewicht im Garten, sondern ist auch das A und O, um den Arbeitsaufwand gering zu halten.
Auswahl geeigneter Pflanzen
Die Auswahl der richtigen Pflanzen spielt beim Lazy Gardening eine grundlegende Rolle. Richtig heißt hier: angepasst an den Standort. Grundsätzlich sollte man mehrjährige und widerstandsfähige Gewächse wie winterharte Stauden bevorzugen, die gut mit den hiesigen Wetterbedingungen zurechtkommen. Wer nun glaubt, dass Stauden langweilig seien, sollte sich einmal mit der riesigen Vielfalt dieser ausdauernden Pflanzen beschäftigen. Von blühenden Bodendeckern über prachtvolle Großstauden bis zu dekorativen Ziergräsern gibt es Arten und Sorten für jeden Boden und verschiedene Lichtverhältnisse. Staudenexperten haben bereits über 30 Pflanzkonzepte für die unterschiedlichsten Standorte entwickelt. Dank frei zugänglicher Arten- und Sortenlisten lassen sich die Mischungen aufeinander abgestimmter Pflanzen leicht im eigenen Garten umsetzen.
Noch ein Vorteil von Stauden: Wenn sie sich im Garten wohlfühlen, bilden sie rasch eine geschlossene Bodendecke. Dadurch gibt es keine freien Flächen mehr, auf denen sich Unkraut ansiedeln kann. Der entspannte Gartenfreund spricht übrigens nicht von Unkraut, sondern lieber von Wildkraut oder Beikraut. Denn auch diese können den Garten bereichern und erhöhen die biologische Vielfalt. Wenn sie jedoch das Gedeihen anderer Pflanzen unterdrücken, sollte ihr Wachstum besser unterbunden werden.
Bei Bäumen und Sträuchern eignen sich Arten am besten, die keinen regelmäßigen Schnitt brauchen, zum Beispiel der immergrüne Schneeball, der japanische Zierahorn, der chinesische Blumen-Hartriegel, einige Magnoliensorten oder die Kugel-Robinie. Auch Zaubernuss, Zierquitte und Ölweiden kommen ohne Schnitt aus. Die zum Teil immergrünen Ölweiden vertragen andererseits aber formgebende und radikale Rückschnitte problemlos und eignen sich daher hervorragend als robuste und pflegeleichte Heckenpflanzen.
Welche Pflanze an welchem Standort gut aufgehoben ist, lässt sich am besten vorab auf einer Skizze beziehungsweise einem Pflanzplan festhalten.
Das Geheimnis des Mulchens
Auch die Methode des Mulchens gibt es schon viel länger als den Lazy Gardening-Trend, vor allem in naturnahen Gärten. Mit einer etwa 5 Zentimeter dicken Schicht Rindenmulch oder anderem Häckselgut wird das Wachstum von Beikräutern effektiv unterdrückt. Außerdem fördert das Mulchmaterial die Entwicklung von nützlichen Mikroorganismen und hält die Feuchtigkeit im Boden, sodass sich der Gießaufwand verringert. Wer sterile Schottergärten vor Augen hat, wird sich vielleicht darüber wundern, dass sich die Steine auch zur Schaffung von kleinen Biotopen eignen, vor allem in schattigen Lagen. Statt unerwünschter Pflanzen, die sich nach einiger Zeit auch in Kieswüsten einen Weg bahnen, wachsen in den Zwischenräumen Stauden wie Silberwurz, Leim- oder Habichtskraut besonders gut und werden mit der Zeit immer schöner.
Hochbeet, Hügelbeet und Kräuterspirale
Entspannt lässt es sich auch in Hoch- oder Hügelbeeten gärtnern. Neben dem rückenschonenden Arbeiten profitieren Gartenfreunde davon, dass die Pflanzen weniger anfällig für Unkraut oder Schädlinge sind und es schnellere sowie höhere Ernteerträge gibt. Und das alles wegen der dauernd stattfindenden Kompostierung ohne zusätzlichen Dünger. Ideal ist es, wenn die erhöhten Beete nicht in direkter Nähe zu Bäumen oder Sträuchern stehen, sodass die Pflanzen ausreichend Sonnenlicht bekommen und kein herabfallendes Laub beseitigt werden muss.
Beliebt und pflegeleicht ist auch eine Kräuterspirale. Sie ist sehr dekorativ und wird so bepflanzt, dass die Kräuter jeweils beste Standortbedingungen vorfinden. Typischerweise werden die sonnenliebenden Arten vom Mittelmeer ganz oben auf der Spirale angesiedelt, zum Beispiel Rosmarin, Thymian und Salbei, aber auch Currykraut und Lavendel. Nach dieser Trockenzone folgen die gemäßigte Normalzone sowie eine Feuchtzone und eventuell eine Wasserzone (Teich). Je nach Zone variiert das Verhältnis von Sand zu Gartenerde. So findet jedes Kraut seinen perfekten Platz.
Blumenwiese statt Tennisrasen
Auf den ersten Blick erscheint eine möglichst große Rasenfläche als gute Strategie für einen pflegeleichten Garten. Schaut man allerdings genauer hin, ist der Aufwand für einen schönen Rasen doch nicht so gering. Rasenmähen, Vertikutieren, Düngen, und Unkraut entfernen machen auf jeden Fall mehr Arbeit als ein standortgerechtes Staudenbeet oder begehbare, teppichbildende Bodendecker. Eine immer beliebtere Alternative ist die artenreiche Blumenwiese, wie sie früher auf dem Land überall zu finden war. Als Straßenbegleitgrün und in Parkanlagen gehören Blumenwiesen oder wiesenartige Staudenpflanzungen mittlerweile zum Stadtbild. Neben Naturschutzaspekten ist vor allem der geringe Pflegeaufwand, der sie für die öffentliche Hand interessant macht: Die Wiesen werden in der Regel nur ein- bis dreimal jährlich geschnitten, selten gedüngt und nur in Ausnahmefällen gewässert.
Für eine ausgewachsene Wiese fehlt in den meisten Gärten der Platz. Auf kleineren Flächen können aber auch Stauden eine wiesenartige Atmosphäre zaubern. Dazu gehören vor allem passende Ziergräser wie das Pfeifengras. Eine Wiese aus Wildblumen kann zwar nicht zum Laufen und Spielen genutzt werden. Es spricht aber nichts dagegen, mit dem Rasenmäher einen Weg anzulegen, um all die bunten Blüten in ihrer vollen Pracht zu entdecken. Wenn es nicht unbedingt eine sehr artenreiche Variante sein muss, ist eine zum Boden passende Wiesenmischung ein guter Mittelweg. Wie generell beim Konzept des Lazy Gardening stellt sich hier die Frage, welche Vorlieben sich mit möglichst wenig Aufwand realisieren lassen. So bleibt mehr Zeit für die Freude am Garten.