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Die Grundlage für ein üppiges Wachstum von Pflanzen in einem Kübel oder Balkonkasten ist eine geeignete Blumenerde. Foto: Heinrich Beltz
27.03.2024
Haus & Garten

Gebrauchte Blumenerde wiederverwenden?

Eher zur Bodenverbesserung geeignet

Oft wird empfohlen, Blumenerde aus Balkonkästen und Kübeln, in denen Saisonbepflanzungen standen, nach dem Entfernen der Pflanzen im folgenden Jahr erneut zu verwenden. Da die alte Blumenerde jedoch "ausgelaugt" sei, wird geraten, neuen Dünger oder unter Umständen Zuschlagsstoffe wie Tonmehl oder Pflanzenkohle zuzumischen. Dann werde die alte Erde wieder wie neu.

Unbeachtet wird allerdings, dass ohne eine fachgerechte Untersuchung völlig unklar ist, welche Nährstoffe in welchen Mengen in der alten Blumenerde noch vorhanden sind. Stickstoff ist in der Regel aufgebraucht, aber von den anderen Nährstoffen können je nach Zusammensetzung der Blumenerde und dem Entzug durch die Pflanzen im vergangenen Jahr noch nennenswerte Mengen vorhanden sein. Vor allem, wenn die Blumenerde Kompost enthalten hat, können die Gehalte an Phosphor und Kalium noch hoch sein. Und der Zusatz von Tonmehl oder Pflanzenkohle verbessert zwar die Nährstoffhaltefähigkeit der Erde (was meistens gar nicht nötig ist), ändert aber wenig an deren Gehalten. Wie viel und welcher Dünger bei der Verwendung der gebrauchten Erde zugegeben werden muss, ist also unklar.

Struktur und Krankheitserreger

Benutzte Blumenerden können Krankheitserreger enthalten und eine schlechte Struktur besitzen, sodass sie zum Vernässen neigen. Mit etwas Aufmerksamkeit und Erfahrung kann man die Struktur aber optisch bewerten und dann einschätzen, ob die Erde noch locker genug ist. Und wenn man weiß, dass die vorangegangene Kultur nicht unter Krankheiten gelitten hat, kann man auch dieses Problem recht gut ausklammern.

pH-Wert

Das größte Risiko bei der Wiederverwendung von Blumenerden ist ein ungünstiger pH-Wert. Der kann nämlich je nach Zusammensetzung der Erde, der erfolgten Düngung und der Gießwasserhärte in der vorangegangenen Bepflanzung stark angestiegen oder auch deutlich abgesunken sein. Bei hoher Düngung und weichem Wasser, zum Beispiel Regenwasser, neigen die pH-Werte besonders von Erden mit einem hohen Anteil an Torf oder Kokos zum Absinken, während hartes, kalkhaltiges Gießwasser, geringe Düngung und hohe Kompostanteile im Substrat zu stark ansteigenden pH-Werten führen können. Ohne Laboruntersuchung sind solche pH-Wert-Veränderungen kaum einzuschätzen. Von pH-Wert-Schnelltests beispielsweise mit Lackmusspapier ist abzuraten, da sie viel zu ungenau sind. Und Laboruntersuchungen sind zwar sehr zuverlässig, aber wegen ihrer Kosten nur für größere Mengen an Blumenerde empfehlenswert.

Als besonders kalkempfindlich gelten beispielsweise Petunien und die mit ihnen verwandten Pflanzen (Surfinien etc.), Rhododendron, Heide, Heidelbeeren, und Zitruspflanzen. Gegen zu niedrige pH-Werte sind viele andere Beet- und Balkonpflanzen sowie Rosen empfindlich. Zur Regulierung des pH-Werts kann zwar kohlensaurer Kalk eingemischt werden, aber um die nötige Menge einschätzen zu können, sind Fachkenntnisse nötig.

Neue Blumenerde

Wenn man Gefäße mit alter Erde neu bepflanzt, sind die Erfolge erfahrungsgemäß in vielen Fällen durchaus gut. Aber ohne die genaue Kenntnis des pH-Werts sowie der Nährstoffgehalte (Laboruntersuchung) und vor allem ohne die Fachkenntnis, solche Werte einschätzen zu können, gleicht der Einsatz gebrauchter Erden einem Glücksspiel, das gelingen, aber auch zu sehr schlechten Wuchsergebnissen führen kann. Da die Pflanzen, die gepflanzt werden sollen, ja durchaus einen hohen finanziellen und/oder ideellen Wert besitzen, sollte ihre Gesundheit nicht durch die Verwendung benutzter Blumenerden aufs Spiel gesetzt werden, sondern es ist besser und auch nachhaltiger, frische, geeignete Produkte zu verwenden. Und die alte Erde gelangt ja nicht in den Müll, sondern kann über die Biotonne entsorgt und von Fachleuten zu neuer Erde gemischt werden, oder noch besser im eigenen Garten zur Bodenverbesserung verwendet werden. Dadurch können der Humusgehalt und vor allem die Versorgung mit Phosphor und Kalium des Bodens verbessert werden. Sind viele Wurzeln in der alten Erde enthalten, sollte sie vor dem Ausbringen auf den Boden noch ein bis drei Jahre lang kompostiert werden.

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