Ginseng 8.jpg
In der Natur kommt Ginseng im Laubwäldern und Mischwäldern im Norden Koreas sowie im Nordosten Chinas bis in die südöstlichste Region Russlands vor. Foto: Angelika Sontheimer
09.06.2024
Umwelt & Verbraucher

Ginseng – die „Menschenwurzel“ aus Korea

Stärkt Immunsystem und wirkt gegen Stress

In der traditionellen koreanischen und chinesischen Medizin ist Ginseng schon seit Jahrtausenden als Heilpflanze bekannt. Lange galt er als in Europa nicht anbaubar, doch inzwischen gibt es auch in Deutschland landwirtschaftliche Betriebe, die sich der wertvollen Arzneipflanze verschrieben haben. Angewendet wird er gegen Stress und Erschöpfungszustände und zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit und Stärkung der Immunabwehr.

Als „Menschenwurzel“ wird die Ginsengwurzel wegen ihres zum Teil menschenähnlichen Aussehens bezeichnet. In früherer Zeit war Ginseng in Asien nur den Kaisern und Königen und dem hohen Adel vorbehalten. In Europa erlebte importierter Ginseng im 17. Jahrhundert einen Boom. Viele Jahrhunderte galt er als nicht in Europa kultivierbar. Inzwischen wird Ginseng in einigen Ländern der gemäßigten Zonen in Australien, in Japan, im Kaukasus und auch in Mitteleuropa angebaut. In Deutschland wird die Heil- und Arzneipflanze zum Beispiel auf der Flora Farm in Bockhorn am Rande der Lüneburger Heide in Niedersachsen und auf dem Ginsenghof im brandenburgischen Gräfendorf angebaut.

Koreanischer Ginseng hat den höchsten Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen

Unterschieden werden Koreanischer oder Echter Ginseng (Panax Ginseng), Chinesischer Ginseng (Panax Pseudoginseng), Amerikanischer Ginseng (Panax Quinquefolius) und Japanischer Ginseng (Panax Japonicus). Der sibirische Ginseng gehört dagegen zu einer anderen Pflanzenart. In der Natur kommt Ginseng in Laubwäldern und Mischwäldern im Norden Koreas sowie im Nordosten Chinas bis in die südöstlichste Region Russlands vor. Vom Waldginseng ausgehend, begannen vor mehr als 3500 Jahren die ersten Kultivierungsversuche. Ginseng ist eine ausdauernde, mehrjährige Staude. Er wird bis zu 80 Zentimeter groß, die Blätter sind gefingert, die Blüten sind weiß-grüne Dolden und die Beeren sind orangerot. Die Wurzeln haben eine geteilte Spitze, die oft an die Beine eines Menschen erinnert. Manche Ginsengwurzeln sehen fast wie kleine Männchen aus, sodass der Begriff „Menschenwurzel“ nachvollziehbar wird.

Mehrjährige Kultur

Ginseng ist eine Kultur, für die man beim Anbauen viel Geduld benötigt, denn erst nach vier bis sechs Jahren können die wertvollen Wurzeln geerntet werden. Im ersten Herbst kommt die Saat etwa 2 Zentimeter tief in die Erde. Der Anbau erfolgt im Damm, der den Ginseng vor Staunässe schützt, weil so das Regenwasser besser abläuft. Er ist allerdings runder und abgeflachter als beispielsweise ein Spargeldamm. Der Damm wird mit einer wärmenden Strohhäckselschicht bedeckt. Der Strohmulch hält die Feuchtigkeit im Boden, schützt die Jungpflanzen vor Konkurrenzkräutern und die Wurzeln vor Frostschäden.

Der Ginseng keimt und durchstößt im darauffolgenden Frühjahr die Bodenoberfläche. Über die Pflanzen wird im Sommer in der Vegetationszeit ein schützendes Netz gespannt, das den Schatten des Waldes nachstellt. Im Herbst wird das Netz wieder weggenommen. Ab dem dritten Jahr bildet der Ginseng Samen. Die rötlichen Beeren werden abgeerntet, um daraus wieder Saatgut für den nächsten Anbauzyklus zu gewinnen. Nach vier Jahren kann die erste Ernte eingefahren werden. Da der Wirkstoffanteil an Ginsenosiden jedoch noch gering ist, warten die meisten Anbauer noch zwei weitere Jahre und ernten erst nach sechs Jahren. Ginseng ist ein „Starkzehrer“, benötigt also viele Nährstoffe und eine lange Anbaupause.

Weißer und Roter Ginseng: Unterschiedliches Aussehen – gleiche Wirkung

Viele kennen den Ausdruck „Weißer“ oder „Roter“ Ginseng. Dabei handelt es sich aber nicht um verschiedene Sorten, sondern die Farben kennzeichnen vielmehr die Art der Ernte und die weitere Verarbeitung der Wurzeln: Weißer Ginseng entsteht, wenn die Ginseng-Wurzeln nach der Ernte gewaschen und sofort getrocknet wurden, roter Ginseng wird mit Wasserdampf mehrere Stunden lang „gebrüht“ und dann erst getrocknet. Beim Trocknen verändert dann die Wurzel ihre Farbe und wird aufgrund des Karamellisierens des Zuckers rötlich bis dunkelbraun. Am Ende beträgt der Wassergehalt weniger als 14 Prozent. Das macht die Ginsengwurzel länger haltbar.

Ginseng als Arzneimittel

Ginsengwurzeln enthalten als arzneilich wirksame Inhaltsstoffe die Ginsenoside, denen vielfältige Effekte auf den menschlichen Körper zugesprochen werden, außerdem ätherisches Öl, Polyacetylene, Phenolcarbonsäuren und Polysaccharide. Ginseng wirkt entzündungshemmend und antioxidativ indem er zellschädigende „freie Radikale“ im Körper vermindert. Außerdem wirkt er gegen Stress, Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Erschöpfungszustände und stärkt das Immunsystem und die geistige Leistungsfähigkeit und Konzentration. Nicht zuletzt wird ihm eine potenzsteigernde Wirkung nachgesagt. Darreichungsformen sind Tee, Tonikum, Kapseln, Pulver, aber auch in Kosmetikpräparaten wird Ginseng eingesetzt. Die Nebenwirkungen von Ginseng sind gering, empfindliche Menschen können aber Magen-Darm-Beschwerden, Juckreiz oder Nesselsucht bekommen. Da Ginseng-Präparate den Blutzuckerspiegel beeinflussen können, sollten Diabetiker eine Ginseng-Kur ärztlich begleiten lassen. Auch sollte die Ginseng-Einnahme vor einer Operation unterbrochen werden, da Ginseng einen Einfluss auf die Blutgerinnung hat.

Ginseng als Nahrungsmittel

In seinen asiatischen Ursprungsländern wird Ginseng auch vielfältig in Lebensmitteln eingesetzt, so zum Beispiel als kandierte Ginsengwurzeln, als Instantpulver für Getränke, als Sirup, als Wein und Schnaps, als Ginseng-Kaffee oder in einer speziellen Hühnersuppe mit Ginseng.

Weitere Beiträge

Hier finden Sie weitere interessante Inhalte.

fallopia_multiflora_vielbluetiger_knoeterich_wurzeln-450643193m_istock.jpg
Magazin
Forschung & Technik
14.05.2019
Chinesischer Knöterich mit Power-Wurzelextrakt
iStock-497867826.jpg
Magazin
Schule & Wissen
17.02.2022
Yamswurzel: Die Kartoffel Westafrikas
meerrettich_1248297289l_istock.jpg
Magazin
Umwelt & Verbraucher
03.11.2020
Meerrettich ist "Heilpflanze des Jahres 2021"
Thermometer.jpg
Magazin
Forschung & Technik
26.09.2023
Das Wurzelthermometer