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Oft zeigt sich erst bei genauer Betrachtung der Blätter, ob Blattverfärbungen von Schaderregern oder Witterungsstress ausgelöst werden. Foto: Matthias Wiedenau
11.06.2019
Schule & Wissen

Investitionen in gesundes Getreide

Serie: Das Jahr im Leben eines Landwirts – Teil 2 : Pilzkrankheiten im Getreide

Gesundes Getreide ist die Voraussetzung für gute Ernten. Aber auch für gesunde Nahrungsmittel. Am Beispiel unseres in Teil 1 bereits erwähnten Ackerbauern wird deutlich, dass das kein Selbstläufer ist. Mit Kilometern, Simulationsmodellen, unempfindlichen Sorten und gezielten Bekämpfungsmaßnahmen investiert er in Ertrag und Qualität.

Grüne Blattfläche füllt Körner

Spätestens wenn die letzten drei Blätter des Getreides erscheinen, hat der Schutz vor Pilzkrankheiten allerhöchste Priorität. Denn diese Blätter entscheiden mit ihrer Photosyntheseleistung über die Erntemenge. Erkranken sie zum Beispiel an Gelbrost, Braunrost, Netzflecken, Mehltau oder Septoria, sinken die Erträge um bis zu 50 Prozent. Die später erscheinenden Ähren können von Fusarienpilzen befallen werden. Deren giftige Stoffwechselprodukte machen die Körner zu Sondermüll.

Der Landwirt muss also Vorsorge treffen. Unter anderem durch gesunde Sorten und eine ausgewogene Pflanzenernährung. Doch das reicht in aller Regel nicht. Er legt von März bis Juni viele Kilometer auf seinen Feldern zurück, um mit Lupe, Sachkunde und Erfahrung seine Getreidepflanzen zu begutachten. Entdeckt er Krankheiten in bekämpfungswürdigem Umfang, sucht er ein passendes Fungizid gegen die Krankheit aus. Manche Krankheiten wie Septoria haben eine mehrwöchige Infektionszeit. Wenn die Symptome sichtbar werden, ist es für eine Bekämpfung eigentlich schon zu spät. Deswegen muss der Landwirt möglichst zeitnah zum Infektionszeitpunkt handeln. Das sind besonders Dauerregen-Wetterlagen, die für langanhaltende Blattbenetzungen sorgen.

Witterung bestimmt Krankheitsentwicklung

Die Frühjahrswitterung 2019 hat im Winterweizen besonders Gelbrost gefördert. Der Landwirt musste seine Pflanzen bereits Ende April erstmalig behandeln. Die Schutzwirkung hält bis zu vier Wochen an. Deshalb war Ende Mai die Anschlussspritzung erforderlich. Dabei setzte er andere Wirkstoffe als zuvor ein, um der Resistenzentwicklung bei den Schaderregern vorzubeugen.

Seit einigen Jahren nutzt der Ackerbauer im Rheinland zusätzlich Simulationsprogramme. Darin bekommt er auf seinem Smartphone angezeigt, wann günstige Infektionsbedingungen für die verschiedenen Krankheiten herrschen. Spätestens wenn im Programm an mehreren Tagen hintereinander rote Kästchen leuchten, kontrolliert er die eigenen Bestände sehr genau oder wendet wie im Fall der Septoria passende Mittel an. Auch weil die Kosten für die Pflanzenschutzmittel in normalen Jahren etwa 10 Prozent des Ernteerlöses aufzehren, setzt der Landwirt die Mittel sehr gezielt und am Bedarf orientiert ein.

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