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Echter Mehltau tritt an Weinreben vor allem an der Blattoberseite in Erscheinung. Foto: Heinrich Beltz
22.08.2023
Haus & Garten

Nicht verwechseln: Echter und Falscher Mehltau an Weinreben

Zwei verschiedene Mehltau-Arten durch unterschiedliche Erreger

Weinreben werden wie viele andere Pflanzenarten oft von Mehltau befallen. Dabei müssen Echter und Falscher Mehltau voneinander unterschieden werden. Eine Faustregel besagt, dass der Echte Mehltau an der Oberseite der Blätter auftritt und der Falsche an der Unterseite. Außerdem soll man den Echten Mehltau abwischen können, den Falschen aber nicht.

Beim Erreger des Echten Mehltaus an Weinreben Erysiphe necator syn. Uncinula necator handelt es sich um einen Pilz aus der Abteilung der Ascomyceta. Er bildet weißes Myzel, das einen feinen, weißen Belag auf dem Pflanzengewebe (Blätter, Triebe, Früchte) bildet und mit sogenannten Haustorien in das Gewebe eindringt, um sich aus ihm zu ernähren. Je nach Witterung kann er ab Mai/Juni sichtbar werden und bis zum Laubfall an den Pflanzen verbleiben. Anders als viele andere Arten des Echten Mehltaus überwintert er nicht in Fruchtkörpern auf dem abgestorbenen Pflanzengewebe im Boden, sondern verbleibt in den befallenen Trieben, von denen aus er im Frühjahr wieder die neuen Blätter und Früchte infiziert.

Er wächst, wie die Faustregel besagt, hauptsächlich auf der Oberseite der Blätter, aber manchmal auch auf deren Unterseite und darüber hinaus auf den Trieben und Früchten. Die befallenen Beeren bleiben klein, reißen und sind weder für die Weinbereitung noch für den Frischverzehr verwendbar. Der Echte Mehltau liebt die Wärme und ist ein "Schönwetterpilz".

Falscher Mehltau

Der Falsche Mehltau Plasmopara viticola, der früher als Peronospora viticola bezeichnet wurde und daher heute noch oft Peronospora genannt wird, hat mit dem Echten nichts gemeinsam, sondern gehört zu den Algenpilzen, die näher mit den Algen als mit den Pilzen verwandt sind. Er dringt in die Blätter über deren Spaltöffnungen auf der Unterseite ein, breitet sich im Gewebe aus und bildet durch deren Spaltöffnungen wieder Fruchtkörper, die sich als weißer Belag zeigen können. Dieser Belag tritt also nur auf der Blattunterseite auf, wie die Faustregel besagt. Häufig ist allerdings gar kein weißer Belag der Sporenträger sichtbar, sondern in erster Linie die Vergilbungen und Verbräunungen an den Blättern, die der Erreger ebenfalls verursacht. Auch die Früchte werden befallen, die aber anders als beim Echten Mehltau nicht reißen, sondern eintrocknen ("Lederbeerigkeit"). Er überwintert im abgefallenen Laub am Boden und infiziert von dort aus wieder die neu gebildeten Blätter im Frühjahr. Im Gegensatz zum Echten ist der Falsche Mehltau eher ein "Schlechtwetter-Erreger", wird also durch regnerisches Wetter gefördert.

Unterscheidung wichtig

Wenn keine Maßnahmen gegen den Befall ergriffen werden, ist die Unterscheidung recht egal. Wenn doch, ist es sehr wichtig, um welchen der beiden Mehltaue es sich handelt. Denn gegen Echten Mehltau sind ganz andere Wirkstoffe geeignet als gegen den Falschen Mehltau. Bei beiden Erregern kann ein starker Schnitt den Befallsdruck senken, denn einerseits werden dabei die Überwinterungsorgane des Echten Mehltaus deutlich reduziert und andererseits die Belüftung der Pflanze gefördert, was den Befallsdruck durch den Falschen Mehltau verringert. Ein Entfernen des Falllaubs und eine Förderung des Bodenlebens ist empfehlenswert gegen Falschen Mehltau. Die wichtigste Maßnahme gegen Echten wie auch gegen Falschen Mehltau ist allerdings sowohl bei Kelter- als auch bei Tafelreben die Auswahl widerstandsfähiger Sorten, die oft unter der Bezeichnung "PIWI"-Sorten angeboten werden.

Andere Pflanzen

Die Faustregel zur Unterscheidung des Echten und des Falschen Mehltaus, dass der der weiße Belag des Echten auf der Blattoberseite sitzt und der des Falschen auf der Blattunterseite, ist nicht auf andere Pflanzen übertragbar. Bei vielen Pflanzen (Kirschlorbeer, Azaleen) tritt der Belag des Echten Mehltaus zunächst und hauptsächlich auf der Blattunterseite auf, und viele Arten des Falschen Mehltaus bilden keinen auffälligen weißen Sporenbelag auf der Blattunterseite aus, sondern braune oder rötliche Blattflecken. Und die Regel, dass man den Echten abwischen kann und den Falschen nicht, ist auch irreführend, denn die weißen Beläge kann man bei beiden abwischen. Beim Echten Mehltau entfernt man damit zwar das Myzel, während es beim Falschen geschützt im Blatt verbleibt, aber das ist mit bloßem Auge nicht erkennbar.

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