weinbergsface_hgu_winfried_schoenbach.jpg
CO2-Anlage der Hochschule Geisenheim. Außerhalb des Kreises herrschen 400 ppm CO2, innerhalb 450 ppm. Foto: Winfried Schönbach
13.08.2019
Forschung & Technik

Steigender CO2-Gehalt in der Luft beeinflusst Weinreben

Stärkere Immunantwort bei Traubenwickler-Befall

Durch den Klimawandel steigt auch der CO2-Gehalt der Luft. Wissenschaftler der Hochschule Geisenheim in Hessen haben untersucht, wie sich das auf die Pflanzenabwehr von Weinreben auswirkt.

Der Traubenwickler (Lobesia botrana) ist bei Winzern sehr gefürchtet. Er befällt die Weinreben bis zu drei Mal im Jahr und begünstigt das Auftreten von unerwünschtem Grauschimmel. Die erste Generation im Juni schädigt die Blüten und kleinen Beeren. Ab Juli schädigt die zweite Generation die etwas größeren, aber noch sauren Beeren. Wenn das Wetter im Herbst warm genug ist, frisst auch noch eine dritte Generation an den jetzt schon süßen Weinbeeren.

Mehr Genexpression bei erhöhter CO2-Konzentration

Wissenschaftlerin Annette Reineke von der Hochschule Geisenheim und ihr Team haben untersucht, ob die Reben anders auf den Befall reagieren, wenn sich der CO2-Gehalt der Luft von derzeit 400 ppm um 20 Prozent erhöht. Das entspricht der durchschnittlich prognostizierten CO2-Erhöhung auf 450 ppm bis etwa zum Jahr 2050. Außerdem wollten die Forscher wissen, ob das Entwicklungsstadium der Rebe bei der Abwehr eine Rolle spielt. Die Versuchsreben standen im Freiland. Mit speziellen Geräten wurde der CO2-Gehalt in der Luft erhöht. Die Traubenwicklerlarven wurden in Säckchen im Freiland aufgehängt und durften sich vier Tage lang an den Beeren gütlich tun. Danach analysierten die Forscher das Transkriptom in den Blättern. Sie geben die systemische Immunantwort der Pflanze wider. „Im frühen Entwicklungsstadium der Weinbeere haben wir eine stärkere Antwort der Rebe auf den Traubenwickler gemessen als bei den erntereifen Beeren“, berichtet Reineke. Zu diesem Zeitpunkt zeigten die Reben außerdem einen CO2-Effekt: Es wurden mehr Gene exprimiert beim Befall mit dem Traubenwickler als unter der normalen CO2-Konzentration. „Wir sehen also unter erhöhter CO2-Konzentration eine stärkere Antwort der Pflanze auf Befall mit Traubenwicklerlarven“, erklärt die Wissenschaftlerin.

Was bedeutet das? Da noch nicht genau erforscht ist, wie die einzelnen Gene zusammenspielen, lässt sich aus den Ergebnissen nicht zwangsläufig eine stärkere Immunabwehr für die Zukunft ableiten. Durch den zu erwartenden höheren CO2-Gehalt kommt es übrigens auch zu einer Düngewirkung für die Reben: Sie werden dann mehr Ertrag und einen höheren Zuckergehalt haben. Das ist aber gar nicht erwünscht: „Winzer wünschen sich nicht unbedingt einen höheren Ertrag, sondern eine bessere Traubenqualität“, erklärt Annette Reineke. Ein höherer Zuckergehalt führt zum Beispiel beim Riesling zu einem Anstieg des Alkoholgehalts, außerdem können Veränderungen in der anteiligen Zusammensetzung bestimmter Säuren auch zu einem sortenuntypischen Geschmack führen. Es bleibt also weiterhin spannend für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Auswirkungen des Klimawandels, zu denen auch Dürreperioden, Überschwemmungen und Temperaturanstieg gehören, zu untersuchen.

Quelle: pflanzenforschung.de

Weitere Beiträge

Hier finden Sie weitere interessante Inhalte.

phenobot_foto_hochschule_geisenheim.jpg
Magazin
Forschung & Technik
18.10.2016
Robotik ist die Zukunft im Weinberg
cover_fischer-_kopie.jpg
Magazin
Haus & Garten
26.04.2016
Atlas der Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge im Obst- und Weinbau
dscf2096.jpg
Magazin
Forschung & Technik
28.07.2014
"Geisi" ist stark im Weinberg
falter-des-bekreuzten-traubenwicklers.jpg
Magazin
Umwelt & Verbraucher
28.07.2009
Druck im Weinberg – Falscher Mehltau und Traubenwickler gefährden Trauben