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Der Welternährungstag erinnert daran, dass viele Millionen Menschen nicht ausreichend zu essen haben. Foto: Fotolia
15.10.2020
Umwelt & Verbraucher

Welternährungstag am 16. Oktober

Hunger weltweit bekämpfen

Seit 1979 erinnert der Welternährungstag – auch Welthungertag genannt – daran, dass weltweit viele Millionen Menschen nicht genug zu essen haben. Das Datum markiert die Gründung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) am 16. Oktober 1945. Die Aufgabe dieser Sonderorganisation der UN ist es, die Ernährung für alle Menschen auf der Erde zu sichern.

Der Welternährungstag soll vor allem die Menschen in den Industrieländern mahnen, solidarisch zu handeln, um die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Ursachen von Hunger und Mangelernährung zu überwinden. Denn um die notwendigen Voraussetzungen für regionale, nationale und globale Ernährungssicherheit zu schaffen, müssen alle einen Beitrag leisten.

Ernährungsunsicherheit ist mehr als Hunger

Ernährungsunsicherheit bedeutet, dass Menschen keinen physischen, sozialen und wirtschaftlichen Zugang zu ausreichender, sicherer und nährstoffreicher Nahrung haben, um gesund zu bleiben. Dies wirkt sich nicht nur auf die gesundheitliche, sondern auch auf die soziale und wirtschaftliche Lage von Einzelpersonen und ganzen Gemeinschaften aus. Oft ist Ernährungsunsicherheit mit Armut verknüpft, und durch den Mangel an lebenswichtigen Nährstoffen sind die Betroffenen in ihrer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit so eingeschränkt, dass sich die Armut noch verstärkt – ein Teufelskreis. Dabei sind Menschen, die unter Mangelernährung leiden, nicht zwangsläufig untergewichtig, sondern können auch von Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) betroffen sein. Ein Grund: Ungesundes, kalorienreiches und gleichzeitig nährstoffarmes Essen ist meist am billigsten.

Insgesamt leiden über 2 Milliarden Menschen am sogenannten „verborgenen Hunger“ – einer Art der Unterernährung, bei der zu wenig Mineralstoffe und Vitamine aufgenommen werden, um sich geistig und körperlich optimal zu entwickeln. Und weitere 1,4 Milliarden Menschen sind durch falsche Ernährung übergewichtig oder adipös, nicht nur in den reichen Staaten der westlichen Welt, sondern zunehmend auch in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Lebensmittelversorgung der Zukunft

Nach Schätzungen der FAO könnten mit den verfügbaren Nahrungsmitteln auch bei einer Weltbevölkerung von mehr als 9 Milliarden alle Menschen ernährt werden – wenn die Verteilung gerecht wäre und wenn die Agrarproduktion bis 2050 um mehr als 70 Prozent gesteigert würde. In den letzten Jahrzehnten hatte die moderne, hoch entwickelte Landwirtschaft der Industrieländer einen großen Anteil am Zuwachs der Lebensmittelproduktion. Das Potenzial von Hochleistungssorten und dem präzisen Einsatz von Pflanzenschutz-, Dünge- und Futtermitteln ist jedoch weitestgehend ausgeschöpft und unter Aspekten der Nachhaltigkeit nicht weiter verantwortbar. Eine zukunftsweisende Möglichkeit, die Welternährung zu sichern, ist dagegen die Stärkung kleinbäuerlicher Familienbetriebe. Sie erzeugen etwa 80 Prozent der Nahrungsmittel, wirtschaften bislang aber nicht produktiv genug und sind am meisten von Armut und von den Folgen des Klimawandels betroffen.

Kleinbäuerliche Strukturen stärken

Vor allem im Globalen Süden gilt es, Wege für eine ökologisch nachhaltige, regionale Landwirtschaft zu finden, sodass kleinbäuerliche Betriebe von reiner Selbstversorgung hin zu einer zusätzlichen Erzeugung für den Markt kommen. Das verringert nicht nur die Armut in den ländlichen Regionen, sondern es kommen auch mehr und vielfältigere Lebensmittel auf den Markt – ein wichtiger Schritt zur weltweiten Ernährungssicherung. Dieser Weg lässt sich zum Beispiel mit verbesserten Methoden für Anbau und Bewässerung, durch Verhinderung von Erosion, angepasstes Saatgut sowie Pflanzenschutz- und Düngemittel gehen. Hilfe zur Selbsthilfe ist hier das Motto, nach dem zum Beispiel die Welthungerhilfe seit je her handelt, ergänzt durch finanzielle Hilfen und Kooperationen für die Vermarktung.

Gesunde Ernährung für Mensch und Planeten

Um die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung zu sichern und gleichzeitig die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde nicht noch weiter zu überschreiten, sind nachhaltige Anbaumethoden, die sauberes Wasser, fruchtbare Böden und die Artenvielfalt langfristig erhalten, unabdingbar. Doch auch jeder Einzelne von uns kann dazu beitragen, Hunger und Mangelernährung auf der Welt zu bekämpfen: Ein bewusster Konsum, die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung sowie ein Speiseplan, der weniger Fleisch und tierische Produkte, dafür aber viele pflanzenbasierte Lebensmittel enthält, können wesentlich dazu beitragen, dass eine gesunde und umweltgerechte Ernährungsweise für alle Menschen der Erde möglich wird. Einen Ansatz, wie dies funktionieren könnte, liefert zum Beispiel die „Planetary Health Diet“, die 37 internationale Wissenschaftler erarbeitet haben, darunter Klimaforscher und Ernährungswissenschaftler. Das Ergebnis der gemeinsamen Studie ist ein pflanzenbetonter Speiseplan, der die Gesundheit der Menschen und des Planeten gleichermaßen schützen könnte, da er ausreichend Nährstoffe für die gesamte Weltbevölkerung liefern würde und die empfohlenen Lebensmittelmengen innerhalb der planetaren Grenzen produziert werden könnten. Dies würde allerdings eine globale Revolution der Landwirtschaft voraussetzen. Nicht einfach, aber theoretisch machbar. Ohne entschiedenes Handeln kann das Nachhaltigkeitsziel Nr. 2 der Agenda 2030 „Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern“ nicht eingehalten werden.

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