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Dorothy Arnold mit ihrer Tochter Frances auf der Silver River Farm in Leopard Hills nahe der samischen Hauptstadt Lusaka. Foto: CropLife International
05.04.2012
Schule & Wissen

Sambia: Den Wandel meistern

Landwirtschaft in Zeiten wirtschaftlicher Veränderungen

Sambia liegt im Süden Afrikas. Als das Land 1992 die staatlichen Getreide-Marketing-Agenturen und Subventionen abschaffte, war die Preisgestaltung von heute auf morgen den Kräften des Marktes überlassen. Ein angespannter Kreditmarkt, hohe Zinsen und Verschuldung, niedrige Liquidität, unzureichende Verkehrsnetze und mangelnde Kommunikation ließen den Markt vollständig zusammenbrechen. Nur wenige landwirtschaftliche Betriebe haben diese schwierige Zeit erfolgreich überstanden. Die Silver River Farm, ein Betrieb mit Getreideanbau, Viehzucht und Milchwirtschaft, gehört dazu.

“Mein Mann hat mir eine Menge Stoff zum Nachdenken hinterlassen, als er starb”, erinnert sich Dorothy Arnolds von der 400 Hektar großen Silver River Farm, die in den Leopard Hills nahe der sambischen Hauptstadt Lusaka liegt. „Ich musste mich entscheiden, ob ich die Farm behalte oder nicht.“ Das ist jetzt über zehn Jahre her. Ihre fünf Kinder waren alle noch in der Ausbildung. Sie entschied sich für die Farm – auch wenn sie genau wusste: Einfach würde es nicht werden! „Ich machte einfach weiter, und die Farm gab mir Halt und hat meine Kinder aufgezogen“, sagt sie. 

Dorothy Arnolds und ihr verstorbener Mann haben hart gearbeitet – sie als Sekretärin, er bei der Eisenbahn – bevor sie genug Geld hatten, um die ersten 20 Hektar sambisches Farmland zu kaufen. Ohne jegliche landwirtschaftliche Ausbildung wurde ihr verstorbener Mann im Laufe von 20 Jahren der erfolgreichste Weizenproduzent in der Region. Mit dem Aufbau der wirtschaftlich erfolgreichen Farm erfüllte er sich seinen Lebenstraum. 

„Ich machte einfach weiter, und die Farm gab mir Halt und hat meine Kinder aufgezogen“ – Dorothy Arnold

Drei ihrer Kinder haben mittlerweile Karriere gemacht – in der Medizin, im Modedesign und in der Bergbauindustrie. Die beiden jüngsten studieren Landwirtschaft.

Frances Arnold, die jüngste Tochter, hat sich ein Jahr Auszeit von ihrem Studium der tropischen Landwirtschaft genommen, um auf der Farm zu helfen. Ihr Herz gehört der Viehzucht. Sie möchte später Rinder-Epidemiologin werden.. 

Auf 50 Hektar der Silver Rivers Farm werden Sojabohnen, Weizen und Sonnenblumen angebaut. Bald sollen Baumwolle und Grünland die Palette abrunden. Das übrige Land wird für die Viehwirtschaft genutzt: 500 Stück Milch- und Fleischvieh. Der Betrieb beschäftigt 50 Festangestellte und 20 Aushilfskräfte. 

“Landwirtschaft ist heute viel, viel einfacher.” – Dorothy Arnolds

Die Silver Rivers Farm ist eine von wenigen Farmen in der Region, die nach wie vor in Betrieb ist. „Viele Farmer haben ihre Betriebe aufgegeben“, erzählt Frances. Die Arnolds überstanden die Liberalisierung des Getreidemarkts, indem sie auf neue Produkte setzten und ihre Schuldenlast begrenzten. Neue landwirtschaftliche Methoden trugen dazu bei, die Produktivität ihres Farmlandes zu erhöhen.   

Aber schon lange vor der Liberalisierung gehörten die Arnolds mit zu den Ersten, die neue Technologien genutzt haben. „Pflanzenschutz hat die Ertragskraft der Farm erhöht und dazu beigetragen, Schädlinge und Pflanzenkrankheiten abzuwehren, die die Ernten reduzieren und zu erheblichen finanziellen Verlusten führen können“, erklärt Frances. 

In diesem Jahr erlebte die Farm einen starken Raupenbefall – nahezu alle Sojapflanzen waren betroffen. „Nachdem wir die Pflanzen mit einem Insektizid behandelt hatten, waren die Raupen nach nur fünf Tagen verschwunden – ohne ersichtliche Schäden an den Pflanzen“, erzählt Frances, während sie das Feld kontrolliert. Wäre die Ernte ausgefallen, hätte mindestens die Hälfte der Arbeiter ihren Job verloren.

Die Farm profitiert auch von hochmodernen Techniken der Unkrautbekämpfung. Dorothy Arnold berichtet von einem Produkt zur Bekämpfung breitblättriger Unkräuter, das sie kürzlich bei ihren Sojabohnen angewandt hat. „Es war schon erstaunlich, wie schnell das Feld von diesen Unkräutern befreit war. Nur die Sojapflanzen blieben stehen“, erzählt sie. „Die Leute, die uns besuchten, dachten, mit unseren Sojapflanzen sei etwas nicht in Ordnung. Dabei war nur das Unkraut entfernt worden.“ 

“Mit zertifiziertem Saatgut und zertifizierten Produkten hat man viel mehr Sicherheit.“ – Frances Arnold

Auch zertifiziertes Saatgut, Saatgutbehandlung und Impfstoffe waren entscheidend für den Erfolg der Farm. „Wir kaufen behandeltes Saatgut von einem sambischen Saatgut-Unternehmen", sagt Frances. „Hofeigenes Saatgut verwenden wir nicht, weil sich das nicht lohnt – die Erträge wären nicht so hoch. Mit zertifiziertem Saatgut und zertifizierten Produkten hat man viel mehr Sicherheit.“ 

Wenn Dorothy Arnold über die Geschichte ihrer Farm nachdenkt, stellt sie fest, dass Pflanzenschutzmittel „die Landwirtschaft viel einfacher gemacht haben.“ Und sie verweist darauf, wie wichtig das Know-how seriöser Händler für den Erfolg ihrer Farm gewesen sei. „Sie haben uns beraten, wie man Pflanzenschutzmittel richtig aufbewahrt, sicher anwendet und richtig einsetzt“, erzählt sie. 

Die Arnolds waren erfolgreich mit ihrer Landwirtschaft, wo andere gescheitert sind. Harte Arbeit, solides Management und die Bereitschaft, in neue landwirtschaftliche Techniken zu investieren – das alles zusammengenommen hat die Silver Rivers Farm zum Vermächtnis eines Ehemanns und Vaters gemacht, dessen Traum die Landwirtschaft war.

Kurz notiert: Sambia

Die Republik Sambia ist mit 752 000 Quadratkilometern mehr als doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Das volkswirtschaftliche Einkommen des Landes beruht hauptsächlich auf der Gewinnung von Rohstoffen, dabei vor allem Kupfer und Kobalt. Die Mehrheit der Bevölkerung, etwa 85 Prozent, arbeitet in der Landwirtschaft, deren Gesamtexportanteil jedoch bei nur 8,9 Prozent liegt (2010). Obwohl das Land reich an fruchtbarer Fläche ist und über den größten Wasservorrat im südlichen Afrika verfügt, bleibt die sambische Landwirtschaft bisher weit hinter ihrem Potenzial zurück.

Sambia, dessen Name sich vom Fluss Sambesi ableitet, besteht zum größten Teil aus Hochebenen zwischen 1 000 und 1 400 Meter Höhe. Das milde tropische Klima, weist – bedingt durch die Höhenlage – gemäßigte Temperaturen auf. Es gibt drei Jahreszeiten: Eine kühle Trockenzeit von Mai bis September, eine heiße Trockenzeit im Oktober und November und eine heiße, schwüle Regenzeit von Dezember bis April. Dank seiner unterschiedlichen Vegetationszonen kann Sambia vielfältige landwirtschaftliche Produkte erzeugen, zum Beispiel Mais, Zucker, Gemüse, Kaffee, Baumwolle, Schnittblumen, Tabak, Getreide, Hirse, Reis, Erdnüsse, Sonnenblumen, Maniok, Fleisch, Milch, Eier, Honig und Leder.

Hinweis: Dieser Beitrag ist die Übersetzung einer Reportage von CropLife International