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Spinat verleiht Comic-Held Popeye übernatürliche Kräfte. Foto: Cartoonpapers. com
03.04.2014
Schule & Wissen

Spinat: Popeyes Wundergemüse

Bereits im April Freilandware, mit "Blubb" besonders gut

Übermenschliche Kräfte durch Spinat – hat der Einfluss des Comic-Helden Popeye Generationen von Eltern dazu gebracht, ihren Sprösslingen das Gemüse schmackhaft machen zu wollen? Auch wenn das nicht immer erfolgreich war und die Kraftexplosion ausblieb – Spinat ist gesund. Vor allem, wenn er nicht aus Dosen, sondern wie hierzulande üblich frisch vom Markt oder gefroren aus der Tiefkühltruhe kommt. 

Wissenswert

Mit dem Frühling kommt im April frischer einheimischer Spinat in den Lebensmittelhandel. Es ist das erste Gemüse aus dem Freilandanbau. Damit lassen sich viele leckere Gerichte zaubern: Verlorene Eier, Spiegeleier und Lachs mit Spinat oder mit Spinat gefüllte Teigwaren sind Klassiker in vielen Küchen. Dabei wird der Spinat häufig püriert und mit einem Schuss Sahne oder Milch zubereitet. Das schmeckt noch besser, macht die ursprünglich kalorienarmen Blätter aber auch deutlich gehaltvoller. Zwei weitere Nebeneffekte hat der „Blubb“: Er macht fettlösliche Vitamine besser verfügbar und bindet die enthaltene Oxalsäure. Dadurch kann der Körper Eisen, Kalzium und Magnesium besser aufnehmen. Der Eisengehalt ist übrigens mit 4,1 Milligramm pro 100 Gramm Rohware (Quelle: Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz) nicht so hoch wie oft angenommen. Feldsalat und Karotten sowie Himbeeren und Heidelbeeren weisen ähnlich hohe Werte auf. Frühjahrsspinat ist als Salat oder gedünstet ebenfalls ein Genuss, da er zarter als Sommer- oder Herbstspinat ist. Vor der Zubereitung empfiehlt es sich, die Blätter gründlich vom anhaftenden Sand zu säubern und die Stängel zu entfernen. Bleibt Spinat bei der Mahlzeit übrig, soll er nach Erkenntnissen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) nicht mehr aufgewärmt werden. Bakterien wandeln das natürlich enthaltene Nitrat in Nitrit um, die Ausgangssubstanz für Nitrosamine. Beide Substanzen können die Gesundheit gefährden, vor allem bei Babys.

Herkunft und Ansprüche

Der Spinat (Spinacia oleracea) ist ebenso wie Rote Bete ein Gänsefußgewächs. Er stammt ursprünglich aus Asien, verbreitete sich jedoch in der Zeit der Kreuzzüge überall in Europa. Der Kölner Dominikanermönch Albertus Magnus beschrieb ihn erstmalig im 13. Jahrhundert. Die einjährige Pflanze bildet unter Langtagbedingungen Blütenstände. Sie wächst besonders gut an sonnigen Standorten oder im Halbschatten und benötigt gut mit Wasser versorgte, aber keine staunassen Böden.

Anbau

Spinat ist heute mit Ausnahme der Tropenregionen weltweit verbreitet. In Europa sind Italien, Frankreich und Deutschland die wichtigsten Erzeugerländer. In den Niederlanden gibt es bedeutende Gewächshausflächen. Die Anbauschwerpunkte in Deutschland liegen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Spinat benötigt rund acht Wochen von der Aussaat bis zur Ernte. Im Herbst gesäter Winterspinat braucht länger. Die Anbauer wählen dafür spezielle Sorten, die bei niedrigen Temperaturen wachsen.

Pflanzenschutz und Düngung

Der Falsche Mehltau befällt die Blätter während feucht-kühler Witterungsphasen. Die Spinatblätter weisen auf der Oberseite gelbliche Flecken und an der Unterseite einen weiß-violetten Pilzbelag auf. Sie sterben später ab. Um dem vorzubeugen, sollte Spinat nicht zu dicht gesät werden. Erwerbsanbauer dürfen unter Berücksichtigung der Wartezeiten zugelassene Pflanzenschutzmittel einsetzen. Für Schnecken und Insekten, wie zum Beispiel Schmetterlingsraupen, sind die Blätter ein gefundenes Fressen. Auch sie dürfen im Erwerbsanbau mit geeigneten Mitteln bekämpft werden. Gärtner und Gemüsebauern sollten die Kultur verhalten mit Stickstoff düngen, um die Nitratgehalte nicht unnötig in die Höhe zu treiben.

Ernte und Lagerung: frisch oder tiefgekühlt?

Die Ernte für den Frischmarkt ist Handarbeit. Werden die Blätter kurz über der Bodenoberfläche abgeschnitten und bleibt das Herz unverletzt, kann die Pflanze mehrfach beerntet werden. In der Tiefkühlproduktion, die mittlerweile rund 80 Prozent des Markts abdeckt, werden Erntemaschinen eingesetzt. Eine möglichst kurze Zeitspanne zwischen Ernte und Verzehr ist entscheidend für die Qualität des frischen Spinats. Enzyme und Mikroorganismen verändern nämlich Farbe, Aroma, Geschmack, Struktur und Inhaltsstoffe. Wärme beschleunigt den Alterungsprozess zusätzlich. Die Produzenten von Tiefkühlware achten deshalb sehr genau darauf, dass der Spinat bereits wenige Stunden nach der Ernte tiefgefroren ist. Damit werden sämtliche Stoffwechselvorgänge gestoppt, und das Gemüse fälIt – anders als Popeyes Dosenware – in einen vitaminerhaltenden Kälteschlaf.

Zahlen

Die Spinatanbaufläche betrug 2013 in Deutschland 3030 Hektar. Pro Hektar wurden 176,2 Doppelzentner geerntet, damit lag die Gesamternte bei 53 386 Tonnen (Quelle: Destatis). Die deutsche Produktion deckt große Teile des Eigenbedarfs ab. Diesen gibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für 2011 mit 0,9 Kilogramm pro Kopf an.

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