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Echtes Johanniskraut wächst vor allem in gemäßigten Klimazonen auf Brachflächen, an Wald- und Wegesrändern und Waldlichtungen. Foto: Naturheilverein NHV Theophrastus
11.09.2018
Umwelt & Verbraucher

Johanniskraut ist "Heilpflanze des Jahres 2019"

Seit Jahrtausenden bewährt in der Naturheilkunde

Mit der Kür des Johanniskrauts zur „Heilpflanze des Jahres 2019“ möchte der Naturheilverein NHV Theophrastus das Vertrauen der Menschen in diese altbewährte Heilpflanze stärken. Der Verein, mit vollem Namen „Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus e. V.“ kürt die „Heilpflanze des Jahres“ seit 2003 und möchte so naturheilkundliches Wissen pflegen und bewahren.

Obwohl das Echte Johanniskraut erst 2015 zur „Arzneipflanze des Jahres“ gekürt worden war, fiel die Wahl der Jury zur „Heilpflanze des Jahres“ im Auftrag des NHV Theophrastus auch auf das vielseitige Heilkraut. Heilpraktikerin Christina Schäfer, Jury-Vorsitzende, begründet die Entscheidung so: „Eine Heilpflanze, die so eine Odyssee durchlebt und durchlitten hat, verdient es, wiederholt gewürdigt und unter verschiedenen Aspekten der Naturheilkunde betrachtet zu werden, auch wenn sie bereits Arzneipflanze des Jahres war.“

Vorkommen und Merkmale von Johanniskraut

Johanniskräuter kommen auf der ganzen Erde vor. Aber nur das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird weit verbreitet als Heilpflanze genutzt. Andere Namen sind Geflecktes Johanniskraut oder Tüpfel-Hartheu. Diese Bezeichnungen sowie der lateinische Zusatz "perforatum" weisen darauf hin, dass die Blätter von winzigen Löchern durchzogen scheinen. Dabei handelt es sich um Drüsen, die ätherische Öle enthalten und im Gegenlicht wie Löcher aussehen. Das Echte Johanniskraut findet sich vor allem in der gemäßigten Klimazone von Europa bis weit nach Asien. Es besiedelt bevorzugt Brachflächen, Wald- und Wegesränder sowie Waldlichtungen.

Die mehrjährige beziehungsweise ausdauernde krautige Pflanze wird bis zu 1 Meter hoch und bildet verzweigte Wurzeln aus, die tief in die Erde reichen. Ihre Blätter sind länglich, leicht oval und gegenständig angeordnet. Die schalenförmigen Blüten mit fünf goldgelben Kronblättern stehen in einer Trugdolde beieinander. Das Echte Johanniskraut blüht wie alle Johanniskräuter um den Johannistag (24. Juni) herum bis in den September hinein. Beim Zerreiben der frischen Blüten tritt ein dunkelroter Farbstoff aus. Wegen dieser Eigenschaft wird das Kraut auch „Hergottsblut“ genannt. Medizinisch verwendet werden das aus den Blüten gewonnene Johannisöl (Rotöl) und das kurz vor der Blüte geerntete Kraut beziehungsweise ein daraus gewonnenes Extrakt.

Wirkung und Verwendung von Johanniskraut

Seit Jahrtausenden schreiben die Menschen dem Echten Johanniskraut heilende Wirkung zu. Paracelsus, der bekannteste Arzt des ausgehenden Mittelalters, bezeichnete Johanniskraut als „… eine Universalmedizin für den ganzen Menschen“. Wegen seiner entzündungshemmenden und wundheilenden Wirkung wird Rotöl äußerlich zum Beispiel bei leichten Verbrennungen, rheumatischen Beschwerden oder bei Schuppenflechte angewendet. Kapseln mit Rotöl haben ihren Wirkschwerpunkt bei Magen-Darm-Beschwerden. Bekannt ist Hypericum perforatum aber vor allem wegen seiner Wirkung als "pflanzliches Antidepressivum". So kann ein Tee aus den getrockneten Blüten nicht nur bei Verdauungsproblemen helfen, sondern bei längerfristiger Einnahme auch nervöse Unruhe, Schlafstörungen und Angstzustände lindern.

Johanniskraut gegen Depressionen

Mehrere klinische Studien konnten belegen, dass Johanniskraut – vor allem bei leichteren depressiven Verstimmungen – gute Wirkung zeigt. Dabei kamen jedoch Präparate aus Johanniskrautextrakt zum Einsatz, die eine hohe Konzentration von Hyperforin aufwiesen, dem Inhaltsstoff, der vermutlich für die stimmungsaufhellende Wirkung verantwortlich ist. Diese sind apothekenpflichtig und können vom Arzt verordnet werden. Viele der als „traditionelle pflanzliche Arzneien“ frei verkäuflichen Mittel sollen dagegen keine verlässliche Wirkung haben und werden daher von vielen Experten kritisiert. Aber auch die hochdosierten Johanniskraut-Tabletten aus der Apotheke sind wegen ihrer Wechselwirkungen in die Kritik geraten. Insbesondere Krebs- und HIV-Patienten sowie Diabetiker sollten vor der Einnahme abklären, ob ihre Arzneimittel sich mit Johanniskraut vertragen. Außerdem steht Johanniskraut im Verdacht, die Wirkung der Anti-Baby-Pille herabzusetzen. Gut informiert und gegebenenfalls unter Aufsicht eines Arztes eingenommen, kann Johanniskrautextrakt jedoch ein wirkungsvolles Mittel gegen depressive Verstimmungen sein. Deshalb und wegen seiner zahlreichen weiteren Anwendungsmöglichkeiten in der Naturheilkunde ist das Echte Johanniskraut zu Recht die „Heilpflanze des Jahres 2019“.

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