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Haskap-Beeren: Superfood mit Potenzial. Foto: iStock
06.08.2020
Umwelt & Verbraucher

Haskap – alte Beere neu entdeckt

Potenzial für den Anbau in Deutschland

Die Haskap-Beere ist auch unter den Namen Honigbeere, Maibeere oder Blaue Heckenkirsche bekannt und hat nicht nur in ihrer Heimat Sibirien viele Fans, sondern auch in Japan, Kanada und Polen. In Deutschland ist die Beerenfrucht bislang noch wenig bekannt. Dabei hat sie mit ihrem herbsüßen Geschmack, dem gesunden Nährwertprofil und guten Anbaumöglichkeiten durchaus Potenzial für den deutschen Markt.

Die Haskap-Beere ist im östlichen Russland beheimatet, man findet sie in Sibirien, auf der Halbinsel Kamtschatka und auf den Kurilen. Daher auch die Namen Kamtschatka-Heckenkirsche oder Sibirische Blaubeere. In ihrem Herkunftsgebiet stehen die Sträucher in Bergwäldern, an Flussläufen und Sümpfen. Durch die geographische Nähe gelangten die Pflanzen nach Japan, außerdem nach China und Kanada.

Beschreibung der Haskap-Beere

Die Haskap-Beere (Lonicera caerulea) ist ein sommergrüner, reich verzweigter Strauch, der zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) gehört und etwa 2 Meter hoch wird. Seine Blätter sind oval, bis zu 8 Zentimeter lang und 3 Zentimeter breit und blaugrün. Die Blütenknospen bilden sich an den Trieben des Vorjahres. Während der ersten wärmeren Frühlingstage entfalten sich diese innerhalb weniger Tage. Die gelblich-weißen Blüten erscheinen Mitte März. Die Haskap-Beere ist eine zwittrige, aber dennoch fremdbestäubende Pflanze, die gerne von Hummeln besucht wird. Da sie sich durch Kreuzbefruchtung vermehrt, fällt der Ernteertrag umso höher aus, je größer die Auswahl der Varietäten ist. Die Frucht ist eine längliche Beere mit einem Durchmesser von etwa 1 Zentimeter und 2 Zentimetern Länge, bei einigen Varietäten sogar bis zu 5 Zentimeter. Farblich ähneln Haskap-Beeren den Blaubeeren. Ihr Geschmack wird als eine Mischung zwischen Heidelbeere, Brombeere und Himbeere beschrieben.

Superfood Haskap-Beere

Die intensiv-blaue Farbe der „Superbeere“ ist auf ihren hohen Gehalt an Anthocyanen zurückzuführen. Diese haben eine potente antioxidative Wirkung: Im menschlichen Körper binden sie die sogenannten freien Radikale und schützen so die Körperzellen vor Schädigung. Anthocyane sollen außerdem auch entzündungshemmend und gefäßschützend wirken. Als weitere Inhaltsstoffe sind in der Haskap-Beere unter anderem die Vitamine C, A und E erwähnenswert, außerdem Eisen, Magnesium, Phosphor und Kalzium. Die Früchte schmecken frisch oder gefriergetrocknet, im Joghurt oder im Müsli, sind aber auch für die Verarbeitung zu Saft, Konfitüre und alkoholischen Getränken gut geeignet.

Anbau in Deutschland

Weltweit werden auf circa 3000 Hektar Haskap-Beeren angebaut, zum Beispiel in Japan, Russland und Nordamerika. Dabei ist die wirtschaftliche Bedeutung in Kanada am größten. In Europa beschränkt sich der Anbau derzeit noch auf etwa 200 Hektar, mit Schwerpunkten in Polen und Großbritannien. Aber auch in den Niederlanden, in Österreich, der Schweiz und in Deutschland entstehen Anlagen. Aufgrund der sibirischen Wurzeln sind Haskap-Beeren frosthart und finden daher in unseren heimischen Breitengraden beste Anbauvoraussetzungen vor. Der Vorteil für Erzeuger: Durch die Begrenzung auf kältere Anbauregionen fällt die bei anderen Früchten häufige Konkurrenz zu südlichen Anbauern weg.

Aber die Haskap-Beere hat noch einige Vorteile mehr, die sie zu einem lohnenden Produkt für Obstbaubetriebe macht. So reifen die Früchte noch vor Erdbeeren und sind so eine gute Ergänzung zum bestehenden Beeren-Sortiment. Hohe Erträge zwischen 4 und 6 Kilogramm pro Strauch über mindestens 25 Jahre hinweg sowie die Möglichkeit zur maschinellen Ernte sind weitere Vorzüge. Anbauerfahrungen mit verschiedenen Sorten und mit verschiedenen Verfahren wurden zum Beispiel im Versuchsbetrieb der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Köln-Auweiler gesammelt. Diese zeigten, dass die Haskap-Blüten durch Nachtfröste nicht geschädigt werden und die Pflanzen recht robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten sind.

Haskap-Beere und Pflanzenschutz

Im rheinischen Versuchsbetrieb hatte man im Jahr 2016 vereinzelt einen Befall mit Bohnenspinnmilben, Heckenkirschenlaus und kleinem Frostspanner festgestellt. Wegen der frühen Erntezeit stellte die Kirschessigfliege kein Problem dar. An Blattkrankheiten trat der Echte Mehltau auf. Da die Sibirische Blaubeere als johannisbeerenartiges Beerenobst eingestuft wurde, können sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Landbau Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen, die für Johannisbeeren zugelassen sind.

Übrigens: In Europa sind Haskap-Beeren erst seit Ende 2018 im Rahmen der Novel-Food-Verordnung als neuartiges Lebensmittel zugelassen. Daher ist es wahrscheinlich, dass die sibirische Superbeere in den kommenden Jahren größere Bekanntheit erlangt.

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