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Wie eine Insel inmitten von Feldern: Der Laupus-Hof bei Massenheim vor den Toren Frankfurts. Foto: Dr. Beate Meichsner
08.11.2012
Umwelt & Verbraucher

Erfolgreiche Landwirtschaft am Rande der Bankenstadt

Der Laupus-Hof in Massenheim bei Frankfurt am Main

Weit geht der Blick auf dem Laupus-Hof. Er liegt wie eine Insel inmitten von Feldern außerhalb von Massenheim, einem Ortsteil von Bad Vilbel im Osten Frankfurts. In der Ferne erkennt man den Feldberg - die höchste Erhebung im Taunus - und auch den Frankfurter Fernsehturm, auch „Ginnheimer Spargel“ genannt. Dazwischen ist Ackerland – Weizen, Kartoffeln, Zuckerrüben. Seit 240 Jahren gibt es den Laupus-Hof in Massenheim. Seit einigen Jahren steht der Neubau in der Nähe der Maschinen- und Kartoffelhalle inmitten der Felder. Ein Drei-Generationen-Haus, ein Hofladen und auch Appartements für stadtmüde Feriengäste. Leicht war diese Entscheidung nicht, aber es hat sich gelohnt. Die Befürchtung, zu nah an der Arbeit zu sein und abends kein Ende zu finden, hat sich nicht bewahrheitet, berichtet Rudolf Laupus, der 64-jährige Senior auf dem Hof, lächelnd. Unter einem Dach hat jede der drei Generationen ihren eigenen Bereich. „Aber gegessen wird Mittags gemeinsam“, betont Steffen Laupus, der den Hof seit zehn Jahren gemeinsam mit seinem Vater bewirtschaftet und ihn im Juli 2012 ganz übernommen hat. 

Kartoffelanbau – arbeitsintensiv, aber lohnend

Steffen Laupus ist Landwirt mit Leib und Seele. Also hat er nach dem Abitur eine Ausbildung zum Landwirt absolviert und anschließend in Darmstadt Agrarbetriebswirtschaft studiert. „Zunächst haben mir die Eltern davon abgeraten“, erzählt der 34-jährige Landwirt, „aber da war ohnehin nichts zu machen, und jetzt sind alle froh darüber.“ 150 Hektar Ackerland umfasst der Laupus-Hof, dessen Spezialität seit Mitte der 1990er Jahre der Kartoffelanbau ist. Etwa 50 Hektar sind für die verschiedenen Kartoffelsorten reserviert. Dann gibt es noch zehn Hektar für Zuckerrüben, der Rest ist Weizenanbau. „Wir wollten möglichst unabhängig von Agrarsubventionen wirtschaften, deshalb haben wir uns stark auf den Kartoffelanbau konzentriert. Hier fielen die Subventionen weg, damit hatten wir unsere Chance auf freie Marktwirtschaft – auch wenn Kartoffelanbau sehr arbeitsintensiv ist“, erklärt Laupus. „Ein Hektar Kartoffelanbau bedeutet etwa 45 Arbeitsstunden – bei Getreide sind es nur acht. Rund 800 Tonnen Getreide kommen unterm Strich auf unseren hundert Hektar heraus.“ 

Aber vor allem der Kartoffelanbau lohnt sich für Familie Laupus. Im Schnitt baut sie elf verschiedene Sorten an - je nach Jahreszeit. Pro Jahr rund zweieinhalb tausend Tonnen Kartoffeln. Der Laupushof verkauft sowohl an Einzelpersonen als auch an Großhändler. 

„Gutes Saatgut ist wichtig, damit am Ende Ertrag und Qualität stimmen“, erklärt Laupus, denn seine Kunden erwarten hochwertige Produkte. Der gute Ruf des Laupus-Hofs reicht weit über die eigene Region hinaus. Laupus lässt seine Erzeugnisse nach den strengen Kriterien des Qualitätssicherungssystems „Geprüfte Qualität – HESSEN“ zertifizieren. 

Qualität aus Hessen auch für Discounter

Die Löß-Lehm-Böden im Frankfurter Osten eignen sich gut für den Kartoffelanbau. Da es hier aber kaum verarbeitende Betriebe gibt, hat sich Laupus ganz auf Speisekartoffeln konzentriert. Die liefert der Laupus-Hof auch an Discounter. In enger Zusammenarbeit mit Kartoffelzüchtern wurden in den letzten Jahren viele neue Kartoffelsorten ausprobiert. „Wir prüfen auch Althergebrachtes“, betont Steffen Laupus, „aber die neuen Sorten sind nicht nur ertragreicher, sie kommen oft auch den Kundenwünschen noch besser entgegen. Die Kunden wollen gelbe und geschmackvolle Kartoffeln.“ So gehöre die 1996 zugelassene Sorte Marabell bereits zu den alten Sorten. Neuere Sorten tragen Namen wie Soraya, Annabell oder Allians, und alle gehören zu den über 200 vom Bundessortenamt zugelassenen Kartoffelsorten. 

Pflanzenschutz mit Augenmaß

„Unsere Art von Landwirtschaft mit dem Anbau von Zuckerrüben, Getreide und Kartoffeln ist nur dank des gezielten und bedarfsgerechten Einsatzes von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln erfolgreich, ertragreich und nachhaltig“, sagt Laupus. „Natürlich könnten wir auch „Bio“ anbauen – dann bräuchten wir aber wesentlich mehr Arbeitskräfte für die ganze Handarbeit. Wir hätten weder gesündere Produkte noch würden wir damit besser verdienen. Bio passt einfach nicht zu uns“, sagt er schmunzelnd. Neben den Mitgliedern der Familie Laupus arbeiten noch zwei festangestellte Mitarbeiter und ein Auszubildender auf dem Hof. In der Hauptsaison, wenn die Feldarbeit bis abends um neun Uhr dauert, kommen noch zwei Saisonarbeiter hinzu. 

Pflanzenschutzmittel werden auf dem Laupushof umweltverträglich nach dem Prinzip „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“, eingesetzt. Behandelt wird erst, wenn der Schaden teurer würde als die Bekämpfung „Wir schauen genau, wie zum Beispiel der Unkrautbestand im Frühjahr aussieht und entscheiden dann“, erklärt Laupus. Auch Wind und Wetter hat er immer im Blick: „Du musst halt mal hingucken, vielleicht noch zwei andere Fachleute fragen, zum Beispiel auch den Pflanzenschutzdienst, aber im Endeffekt selbst entscheiden, welche Pflanzenschutzmittel du wann verwendest. Da braucht man schon einiges an Erfahrung. Und erst am Jahresende kann man sagen, was richtig war und was unterm Strich herausgekommen ist“, beschreibt Laupus, der von sich selbst sagt, er sei ein Optimist. Und das glaubt man ihm aufs Wort, wenn man sieht, was er in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat. 

„Wir müssen anders sein, wenn wir erfolgreich sein wollen.“

Seit 2002 ist der Hof eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Seitdem hat er sich prächtig weiterentwickelt. Aus ursprünglich 50 Hektar Ackerland sind 150 geworden. Ein Hofladen und ein Café sind hinzugekommen. Hier kann man selbstgebackenen Kuchen unter Sonnenschirmen genießen, während die Kinder gleich nebenan auf dem Spielplatz toben. Der Anbau für einen weiteren Gastraum ist geplant, Tribut an das hessische Wetter. Im Hofladen wird neben den Hoferzeugnissen auch Obst, Gemüse und Milch angeboten, die zugekauft werden. Und die 20 Schweine, die auf dem alten Laupus-Hof in Massenheim gehalten werden, liefern Wurst und Fleisch. 

Auf die Frage, ob er denn nun Landwirt oder Gastwirt sei, meint er lächelnd, das sei doch einerlei. „Wir müssen anders sein, wenn wir erfolgreich sein wollen“. So ein Betrieb müsse sich entwickeln. 

Talent für Öffentlichkeit

Öffentlichkeitsarbeit, auf die Leute zugehen, auch bei kritischen Themen - das hat Steffen Laupus schon in der Ausbildung gelernt. „Da gab es einen Kurs zu sogenannten ‚soft skills‘. Eigentlich nicht unbedingt etwas für einen Landwirt, möchte man meinen. Aber gerade da habe ich viel gelernt. Nicht nur Marketing, sondern eben auch Öffentlichkeitsarbeit.“ 

Zur Öffentlichkeitsarbeit gehört auch das Hoffest, das alle zwei Jahre stattfindet. Im Juni 2012 kamen mehrere hundert  Menschen auf den Laupus-Hof. Unterm Strich wird zwar nichts verdient, „aber man kommt mit den Menschen ins Gespräch, kann ihnen zeigen, was man macht. Wie moderne Landwirtschaft aussieht, wie man mit Pflanzenschutzmitteln umgeht und vieles mehr. Und das ist sehr wichtig.“ Wie viele Landwirte wünscht sich auch die Familie Laupus mehr Akzeptanz für die moderne Landwirtschaft. 

Die ganze Familie arbeitet mit. Ob die im Juli 2011 geborene Tochter Maria eines Tages den Hof vor den Toren Frankfurts für weitere Generationen erhalten wird, ist offen, aber möglich. 

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