Schmetterlingsnahrung und Acker-Unkraut zugleich
Die Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die Kratzdisteln (Cirsium) bilden eine Pflanzengattung, die je nach Autoren-Auffassung in 200 Arten, Unterarten und Varietäten untergliedert werden kann, deren Auftrennung aber nicht einheitlich vollzogen wird. Im Volksmund wird die Acker-Kratzdistel auch Felddistel, Gänsedistel, Sanddistel, Hasendistel oder Hasenkohl genannt.
In der Naturheilmedizin wird die Acker-Kratzdistel für Erkrankungen der Galle und Leber, bei schlecht heilenden Wunden oder Insektenstichen sowie bei Husten angewandt. Essbar sind sowohl die Wurzeln als auch die Blätter, sofern man den zackigen Rand weggeschnitten hat, die jungen Triebspitzen (ältere Stängel enthalten viel bitteren Milchsaft), die Blüten und der Samen, sobald man ihn von seinem Schirmchen befreit hat.
Bekannte Ruderalpflanze
Acker-Kratzdisteln können bis zu 1,5 Meter hoch wachsen, meist sind sie aber zwischen 40 und 80 Zentimeter lang. Sie kommen überall in Europa vor. Wegränder, Böschungen, extensive Kommunalflächen, Brachland, Schuttplätze und andere Ruderalstellen bevölkert die anpassungsfähige Distel gern. Sie mag trockene Standorte und lehmige Böden. Die krautige Pflanze ist mehrjährig. Acker-Kratzdisteln sind äußerst wehrhaft: Sogar ihre Blätter haben an den Rändern Stacheln. Sie blüht von Juli bis in den Oktober hinein. Mit der rosa-violettfarbenen, nach Honig riechenden Blüte mit ihrem reichen Pollen- und Nektarangebot lockt sie viele Insekten an. Besonders begehrt ist die Distel-Blüte bei Tagfaltern, weswegen es in Naturfoto-Foren auch viele Bilder davon gibt. Nachtaktive Falter nutzen die Acker-Kratzdistel dagegen oft als Raupenfutter. Eine Besonderheit dabei ist, dass die Blüten gynodiözisch sind, das heißt, es gibt weibliche Pflanzen mit weiblichen Blüten und zwittrige Pflanzen mit zwittrigen Blüten.
Vermehrung geschlechtlich und ungeschlechtlich möglich
Es gibt eine geschlechtliche Vermehrung über die Samen, die als windgetragene Schirmchen ihren bis zu 10 Kilometer weiten Weg antreten, und die vegetative Vermehrung über Sprosse aus der Hauptwurzel. Die Pfahlwurzel reicht über 2 Meter tief. Das macht die Acker-Kratzdistel zum gefürchteten Acker-Unkraut. Denn hat sie sich erst einmal ausgebreitet, hilft meist nur noch die chemische Bekämpfung. Wird die Distel mechanisch ausgestochen, können aus den abgehackten Wurzelstücken wieder neue Disteln austreiben. Je mehr die Bodenbearbeitung die Wurzeln zerhackt hat, umso mehr Disteln sind im nächsten Jahr zu erwarten. So entstehen neben der natürlichen Ausbreitung durch die Rhizome weitere Nester. Die oberirdischen Teile der Distel sterben im Winter ab, doch aus dem Wurzelgeflecht treibt die Ackerkratzdistel im folgenden Frühjahr wieder aus.
Pilze zur biologischen Schädlingsbekämpfung
Ein natürlicher Feind der Acker-Kratzdistel ist die Distelbohrfliege. Ihre Larven verursachen dicke Gallen an den Stängeln der Pflanze. Auch der Rostpilz Puccinia punctiformis befällt die Distel. In Nordamerika und Neuseeland wird er erfolgreich zur biologischen Schädlingsbekämpfung der Acker-Kratzdistel eingesetzt, die dort als Neophyt (nicht einheimische Pflanze) gesehen wird. Eine rasche Bodenbedeckung und lückenlose Bestände helfen, die Ausbreitung der Acker-Kratzdistel zu vermindern, denn dichte Pflanzenbestände verhindern das Keimen der Distel-Sämlinge. Deswegen hat sich zum Beispiel der Anbau von Unkraut unterdrückenden Kulturen wie Kleegras in der Fruchtfolge bewährt.
Mechanische und chemische Bekämpfung langwierig
Treten auf einer Weide wenige Acker-Kratzdisteln im Verbund auf, so können diese im zeitigen Frühjahr ab März ausgehackt oder ausgestochen werden. Dann kann die Pflanze keine Reservestoffe in die Wurzel einlagern. Der Erfolg stellt sich allerdings oft erst nach mehrmaligem Hacken ein und braucht dann mehrere Jahre. Eine intensive Bodenbearbeitung mit dem Pflug zerschneidet das Wurzelsystem in größere Einheiten als zum Beispiel eine Fräse. Bei der chemischen Bekämpfung wird oft eine Einzelstock-/Nesterbehandlung vorgenommen. Die chemische Bekämpfung ist sehr effizient, bekämpft aber nur die oberirdischen Pflanzenteile, weswegen auch hier Nachbehandlungen notwendig werden. Sie wirkt gut bei einer Pflanzenhöhe von 20 bis 30 Zentimetern und muss auf jeden Fall vor der Blütenbildung erfolgen, im ersten Aufwuchs also meist Ende Mai und bei Wiederaustrieb bei warmem, wüchsigen Wetter dann ab Ende August.