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Pomeranzen werden leicht mit Orangen verwechselt. Die Frucht ist jedoch etwas kleiner, die Schale dicker und unregelmäßiger. Foto: iStock
15.11.2024
Schule & Wissen

Pomeranze: Die bittere Schwester der Orange

Unverzichtbar in Weihnachtstollen, englischer Marmelade oder Curaçao

Mengenmäßig ist die Pomeranze im Vergleich zu anderen Zitrusfrüchten eine ganz kleine Nummer. Doch jeder kennt die kulinarischen Spezialitäten, denen sie ihre unverkennbare Geschmacksnote verleiht. Vorsicht ist bei der Anwendung von Fatburnern geboten, die ihren Inhaltsstoff Synephrin enthalten.

Wissenswert

Die Pomeranze, auch Sevilla-Orange genannt, zählt zu den Bitterorangen. Charakteristisch ist daher ihr herb-bitterer Geschmack, der sie für den Frischverzehr nahezu ungenießbar macht. Ein besonderes Geschmackserlebnis ist aber englische Marmelade, die aus Pomeranzenfruchtfleisch und -schale sowie reichlich Zucker gekocht wird. Ein Tipp für alle, die sie kosten möchten: Je dunkler sie ist, desto bitterer schmeckt sie. Der Begriff „Marmalade“ wird in England ausschließlich für Brotaufstrich verwendet, der aus Zitrusfrüchten hergestellt wird. Sind Beeren, Kirschen oder andere Obstarten die Hauptzutaten, ist „Jam“ die korrekte Bezeichnung.

Ein sehr bekanntes Pomeranzen-Erzeugnis ist außerdem Orangeat, das auch als Succade bezeichnet wird. Die kleingeschnittenen kandierten Schalen geben unter anderem Weihnachtsstollen oder Früchtebrot eine süß-herbe Note. Die Bitterstoffe der Frucht sind in der Getränke-Industrie gefragt. Sie sind für die speziellen Aromen von Likören wie Curaçao und Aperol sowie der italienischen Bitterorangen-Limonade Chinotto maßgeblich. Die ätherischen Öle der Blüten und Schalen sind vielfach Komponenten von Parfüms. Sie verbreiten einen frischen Zitrusduft. Pomeranzenstückchen sind in verschiedenen Teemischungen enthalten.

Ihr Inhaltsstoff Synephrin hat eine stoffwechselanregende Wirkung. Er wird als sogenannter „Fatburner“ Schlankheitsmitteln zugesetzt. Wegen möglicher Nebenwirkungen, besonders in Kombination mit Koffein, empfiehlt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) aber eine begrenzte Aufnahme. Diese wird jedoch bei normaler Dosierung der Präparate überschritten.

Der abwertend verwendete Begriff „Landpomeranze“ wurde in der Biedermeierzeit Anfang des 19. Jahrhunderts geprägt. So wurde damals eine ungeschickte, einfältige junge Frau vom Land genannt. Der wenig schmeichelhafte Begriff entstand, weil der durch die Arbeit an der frischen Luft gerötete Teint der Schalenfarbe reifer Pomeranzen ähnelt.

Die Pomeranze ist ebenso wie die süße Orange aus einer Kreuzung von Mandarine mit Pampelmuse hervorgegangen. Ihre Frucht ähnelt der Orange, sie ist jedoch mit knapp 10 Zentimetern Durchmesser etwas kleiner und leicht abgeflacht. Zudem ist die Schale unregelmäßiger und dicker. Die Frucht lässt sich leicht schälen, sie besteht aus zehn bis zwölf Segmenten.

Herkunft und Ansprüche

Die Pomeranze (Citrus aurantium L. ssp. aurantium) stammt vermutlich aus Nordindien, wo sie seit mehr als 4000 Jahren genutzt wird. Die Araber brachten sie um das Jahr 1000 in den Mittelmeerraum. Erst rund 400 Jahre später folgte die Orange. Die immergrünen Pomeranzenbäume benötigen Sonne und einen windgeschützten Standort. Im Gegensatz zu anderen Zitrusarten können sie etwas mehr Schatten vertragen und sogar leichte Minustemperaturen überstehen. Staunasse Böden sind wie bei ganz vielen anderen Pflanzen allerdings ein Ausschlusskriterium für den Standort.

Anbau

Unter klimatisch günstigen Bedingungen erreichen Pomeranzenbäume eine Höhe von 10 Metern. Dies ist unter anderem in den Hauptanbauländern Spanien, Italien, Indien und Südafrika der Fall. In Mitteleuropa hat die Pflanze wegen der geringen Frosthärte im Freiland auf Dauer keine Chance. Sie findet sich aber in Orangerien und etwas kleiner als Kübelpflanze in vielen Gärten. Pomeranzen lassen sich problemlos aus Kernen ziehen. Sie benötigen ein helles Winterquartier mit Temperaturen zwischen 3 und 15 Grad Celsius. Vorsicht ist im Umgang mit den Pflanzen geboten: In den Blattachseln weisen sie mehrere Zentimeter lange Dornen auf.

Pflanzenschutz und Düngung

Bei günstigen Klima-, Boden- und Wasserverhältnissen ist die Pflanze robust gegenüber Schaderregern. Geschwächte Pflanzen reagieren empfindlich auf Spinnmilben und Schildläuse. Kübelpflanzen sollten aufgrund des kleinen Bodenvolumens regelmäßig mit Zitrusdünger versorgt werden, der auf ihre Ansprüche zugschnitten ist.

Ernte und Lagerung

Pomeranzen blühen auf der Nordhalbkugel überwiegend im Frühling und Sommer. Die Früchte reifen innerhalb von acht Monaten. Sie sind zunächst grün, später im reifen Zustand kräftig orange. Im Mittelmeerraum findet die Ernte überwiegend in den Monaten Januar und Februar von Hand statt. Die Früchte sind bis zu zehn Wochen lagerfähig.

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