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Die Erdbeere ist eine von über 200 Pflanzenarten, auf denen sich die Grauschimmelfäule ausbreiten kann. Foto: iStock
05.05.2022
Haus & Garten

Grauschimmel befällt fast den ganzen Garten

Übertragung durch Wind und Wasserspritzer

Kaum eine Gartenpflanze ist vor ihm sicher. Bekanntestes Beispiel sind Erdbeeren, die er mit einem unappetitlichen grauen Pilzrasen überzieht. Doch auch im Weinbau ist Grauschimmel gefürchtet. Befällt er die Reben allerdings zum richtigen Zeitpunkt, fördert das sogar deren Qualität.

Über 200 verschiedene Wirtspflanzen

Beerenobst wie Erdbeeren, Himbeeren oder Stachelbeeren, Gemüse wie Tomaten, Gurken oder Salat und selbst Zierpflanzen wie Tulpen, Hortensien oder Rosen haben eine Gemeinsamkeit: Alle können von der Grauschimmelfäule befallen werden. Damit befinden sie sich in guter Gesellschaft. Insgesamt sind über 200 Pflanzen anfällig für die Krankheit. Das ist ungewöhnlich, weil viele Schaderreger auf einzelne Pflanzenarten spezialisiert sind. Auslöser für die Fäule ist der Schimmelpilz Botrytis cinerea. Der Parasit fühlt sich besonders auf verletzten und geschwächten Pflanzen wohl. Er dringt in das Pflanzengewebe unter anderem über Verletzungen ein, die von Wespen, Blattläusen oder Hagel stammen. In der Folge zerfällt das Gewebe – es fault.

Bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 22 Grad Celsius entwickelt sich der Pilz explosionsartig auf unseren Nutzpflanzen. So kann innerhalb weniger Tage der ganze Stolz eines Hobbygärtners zu einem Fall für die Müllentsorgung werden. Denn befallene Pflanzenteile müssen nach Möglichkeit raus aus dem Garten. Der wuchernde Pilzrasen produziert reichlich Sporen, die auf dem Komposthaufen überleben würden. Sie nutzen Totholz oder abgestorbene Pflanzenteile und bilden widerstandsfähige Sklerotien, die mehrere Jahre überbrücken können, bis wieder günstige Keimbedingungen herrschen.

Stroh schützt Erdbeeren

Botrytis cinerea ist der wichtigste pilzliche Schaderreger im Erdbeeranbau. Bei feuchter Witterung entwickelt sich Krankheit schnell. Die Früchte sind von einem stäubenden grauen Pilzrasen überzogen. Über Luftbewegung gelangen die Sporen auf andere Pflanzen. Eine Infektion des Pflanzengewebes kann auch über Wasserspritzer erfolgen, die Sporen enthalten. Oder wenn Erdbeeren direkt auf dem Boden aufliegen, sodass die im Erdreich vorhandenen Pilze direkten Kontakt bekommen.

Gärtner können ihre Früchte aber durchaus vor dem Schaderreger schützen. Ganz wichtig sind möglichst kurze Benetzungszeiten. Der Bestand darf nicht zu dicht wachsen und sollte nach Möglichkeit auf einem Damm stehen, damit er nach Regenfällen schneller abtrocknet. Bodennahes Gießen oder eine Tröpfchenbewässerung sind besser als eine Sprinklerberegnung. Bedarfsgerechte und keinesfalls überzogene Stickstoffdüngung stärkt die Widerstandskraft der Pflanzen. Stroh auf dem Boden verhindert den direkten Kontakt zu den Früchten. Befallene Früchte sollten entfernt werden. Im Erwerbsanbau werden außerdem Fungizide unter Einhaltung der Wartezeiten eingesetzt. Dabei sollten die verwendeten Wirkstoffe variiert werden, um das Risiko einer Resistenzentwicklung zu verringern.

Ernteausfälle im Weinanbau

Einen ähnlichen Stellenwert wie im Erbeeranbau hat die Grauschimmelfäule im Weinbau. In den 1960er Jahren hat sie mehrfach nahezu komplett die Reben in den französischen Anbaugebieten Bordeaux und Burgund vernichtet. Wenn der Pilz während der Blüte auftritt, unterbleibt der Fruchtansatz. Setzt er sich auf unreife Trauben fest, nehmen sie eine rotbraune Farbe an und beginnen zu faulen. Gelangen diese Reben ins Erntegut, bildet sich beim Rotwein keine sortentypische Farbe. Außerdem weisen die Moste einen geringeren Zuckergehalt, aber einen höheren Säureanteil auf.

Die vorbeugenden Maßnahmen sind vom Prinzip her ähnlich wie im Erbeeranbau. Sie zielen unter anderem auf eine gute Durchlüftung der Zeilen ab. Dafür entfernen Winzer die Blätter in der Traubenzone etwa zwei Wochen nach der Blüte, die auch durch ihre beschattende Wirkung die Abtrocknung verzögern. In typischen Grauschimmellagen sollte die Pflanzung von Rebsorten mit sehr dichten Trauben hinterfragt werden. Dazu zählen zum Beispiel Gewürztraminer, Müller-Thurgau oder Pinot Noir.

Edelfäule ist gewünscht

Befällt der Pilz hingegen abreifende Weißweinbeeren, so kann er unter bestimmten Bedingungen (kühle und trockene Nächte, warme und feuchte Tage) für besondere Weine sorgen. Durch die feinen, vom Parasit hervorgerufenen Poren in der Beerenhaut entweicht das Wasser. Sogenannte edelfaule Beeren trocknen ein wie Rosinen, aber die Inhaltsstoffe reichern sich im Innern an. Die daraus gewonnenen hochpreisigen Weine wie Beerenauslesen oder Trockenbeerenauslesen werden als edelsüß bezeichnet. Prädestiniert dafür ist vor allem Riesling. Wer edelsüße Weine trinkt, braucht keine Angst um seine Gesundheit zu haben. Der Pilz produziert im Gegensatz zu anderen Schimmelpilzen keine giftigen Toxine.

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