bild_3_watteartiges_sklerotinia-myzel_an_buschbohnen.jpg
Watteartiges Sklerotinia-Myzel an Buschbohnen. Foto: Klaus Margraf
06.05.2021
Haus & Garten

Die Gefahr aus dem Boden

Sklerotinia-Welke und -Fäule an Gartenpflanzen

Die Sklerotinia-Welke und -Fäule ist eine weltweit verbreitete sogenannte bodenbürtige Krankheit, deren Häufigkeit und Befallsstärke sehr von den klimatischen Bedingungen, insbesondere hoher Luftfeuchte, wie durch Tau, Nebel, Regen und Bewässerung abhängt. In dichten Pflanzenbeständen kann sich die entstandene hohe Luftfeuchte länger halten. Die Krankheit tritt an Gartenpflanzen sowohl beim Anbau im Freiland als auch unter Folientunneln und im Gewächshaus auf. Eine lange Verweildauer der Erreger im Boden und die große Anzahl an Wirtspflanzen, zu der auch landwirtschaftliche Kulturpflanzen und Unkräuter gehören, macht die Krankheit so gefährlich.

Die Welke und Fäule wird vor allem von den pilzlichen Erregern Sclerotinia sclerotiorum und S. minor hervorgerufen. Die Pilze haben ein großes Wirtspflanzenspektrum. In der Literatur wird angegeben, dass zum Wirtsspektrum von S. sclerotiorum mehr als 400 Pflanzenarten aus 64 Familien und 225 Gattungen gehören, wobei offensichtlich noch nicht alle erfasst sind. Bei S. minor sollen es 94 Arten aus 21 Familien und 66 Gattungen sein. So gehören beispielsweise Gurken, Tomaten, Salat, Paprika, Petersilie, Möhren, Chicorée, Raps, Kartoffeln, Sonnenblumen, gelegentlich Kohlarten, Kräuter und verschiedene Zierpflanzen, wie Dahlien, Chrysanthemen und Sommerastern dazu.

Auf einem Befall weisen anfangs wässrig grüne, weiche Faulstellen an den betroffenen Pflanzenteilen wie Stängel, Blättern oder Früchten hin, die sich später braun verfärben. Auf den Befallsstellen bildet sich ein weißes watteartiges Pilzmyzel, in dem sich im Laufe der Entwicklung schwarze bohnenförmige Dauerkörper (Sklerotien) bilden. Diese können je nach Bodentiefe und Bodenbeschaffenheit mehrere Monate bis zu zehn Jahre im Boden überleben. Sie keimen bei längerer Bodenfeuchte in der Regel nur in den oberen Zentimetern des Bodens aus, werden aber mit jedem Bearbeitungsgang wieder an die Oberfläche gebracht. Wenn Sklerotien keimen, bilden sie ein Pilzmyzel oder es entwickeln sich becherförmige Fruchtkörper. Hier entstehen sogenannte Ascosporen, die bei feuchtem Wetter frei gelassen werden. Die optimale Keimtemperatur wird in der Literatur mit etwa 10 bis 15 Grad Celsius angegeben. Das Myzel befällt vorrangig die Stängelteile in Bodennähe, den Wurzelhals und die Wurzeln, während die übrigen Pflanzenteile von den Ascosporen infiziert werden. Unter feuchten Bedingungen, bei Wärme, zu engem Pflanzenbestand und einseitiger Stickstoffernährung breitet sich die Krankheit schnell aus.

Spezielle Hinweise zu ausgewählten Kulturen

Bei Gurken welken plötzlich ganze Pflanzen oder einzelne Triebe. An der Ursprungsstelle der Welke treten hellbraune Faulstellen am Stängel auf. Später ist weißes Pilzmyzel mit Sklerotien zu finden.

Kohlarten bilden am Strunk und den Blattbasen zunächst graubraune Faulstellen. Der Wurzelhals und die Wurzeln verfaulen und die Pflanzen welken.

Bei Salat welken die Blätter von außen nach innen. Der Wurzelhals und auf die am Boden liegenden Blätter sind verfault. Die Infektionen sollen vorrangig von Sclerotinia minor verursacht werden.

An Bohnen, Nelken, Levkojen und Petunien welken einzelne Stängel oder Blätter und weisen meist graugrüne wässrige Faulflecken auf. Später ist weißes Pilzmyzel mit Sklerotien zu finden. Das Gewebe vermorscht und die Pflanzen sterben vorzeitig ab.

Bei Sonnenblumen, Sommerastern und Tomaten entstehen am Stängel, meist im unteren Teil, helle Flecken. Das betroffene Gewebe vermorscht. Unter feuchten Bedingungen greift die Fäule schnell auf Blattstiele und Blätter über. Die Pflanzenteile über den Befallsstellen welken und vertrocknen. Schließlich stirbt die ganze Pflanze ab. Oft platzen die Stängel auf und Sklerotien sind auch im Mark der kranken Stängel zu finden.

Gegenmaßnahmen: Vorbeugend sollte man auf nicht zu dicht werdende Pflanzenbestände achten. Kranke Pflanzen oder -teile müssen sofort vorsichtig aus dem Bestand entfernt und vernichtet werden. Zeigen sich schon Myzel und Sklerotien, muss das so vorsichtig erfolgen, dass davon nichts auf den Boden gelangt. Bei einem Befall an unteren Stängelteilen sollten die Pflanzen sofort mit dem Wurzelballen ausgegraben und vernichtet werden.

Bei Möhren, Chicorée und Dahlien ist der Erreger in der Lage, außer die oberirdischen Teile der Pflanzen auch das Speichergewebe, beispielsweise die Wurzeln oder Knollen zu befallen. Oftmals wird der Befall erst während der Lagerung auffällig - durch das weiße watteartige Myzel an dem Lagergut oder bei Chicorée während der Treiberei.

Gegenmaßnahmen: Als befallen erkannte Wurzeln oder Knollen sollten vor dem Lagern aussortiert werden. Anschließend das Lagergut laufend kontrollieren und erkrankte Teile sofort entfernen und vernichten. Die Lagerräume müssen ausreichend belüftet werden. Vor einer erneuten Einlagerung die Lagerbehältnisse säubern und am besten mit heißem Wasser desinfizieren.

Weitere Beiträge

Hier finden Sie weitere interessante Inhalte.
h_00008021_agrarpress.jpg
Magazin
Forschung & Technik
12.01.2021
Die Zähmung des Schadpilzes
phtytophthora_infestans_272252666_adobestock.jpeg
Magazin
Forschung & Technik
22.09.2020
Kann man Pflanzen bald impfen?
bild_2_spitzkohl_mit_gesundem_umblatt.jpg
Magazin
Haus & Garten
03.04.2018
Blattfleckenkrankheiten an Kohl
bild_17_sonnenbrand_an_blaettern_von_gewaechshausgurken.jpg
Magazin
Haus & Garten
31.03.2016
Gurken im Kleingewächshaus gesund erhalten
aufmacher_2_nur_wenn_die_knospenfaeule_fern_gehalten_wird_kann_sich_diese_bluetenfuelle_entfalten.jpg
Magazin
Haus & Garten
07.04.2020
Rhododendron-Zikade und Knospenfäule sind ein Paar