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Zum Schutz vor dem korrosionsfördernden Dünger ist der große Düngerbehälter doppelt pulverbeschichtet, das Streuwerk und die Streuscheiben sind aus Edelstahl. Foto: Matthias Wiedenau
21.02.2019
Forschung & Technik

Düngerstreuer: Von 0 auf 80 in einer Zehntel Sekunde

In der präzisen Verteilung liegt die Kunst

Im Prinzip ist ein Düngerstreuer wie ein Streusalzstreuer aufgebaut: Oben ist der Behälter für das Streugut, in der Mitte ein Schieber, der den Behälter öffnet, und unten rotierende Scheiben, die das darauf fallende Streugut verteilen. Eigentlich ganz einfach. Doch wie sichert der Landwirt, dass die Pflanzen die richtige Düngermenge bekommen? Besonders bei unterschiedlichen Düngern, unregelmäßigen Feldformen und unberechenbarem Wetter?

Nur optimal gedüngte Pflanzen bringen Spitzenernte

Ab Februar sind auf den Äckern die ersten Traktoren mit Düngerstreuern zu sehen. Die Landwirte nutzen gerne den leicht gefrorenen und deswegen gut befahrbaren Boden. Kurz vor Vegetationsbeginn düngen sie Raps und Getreide. Die Düngung zielt darauf ab, den Pflanzen die Nährstoffe zu geben, die sie für ein optimales Wachstum benötigen. Das sind unter anderem Stickstoff, Kalium, Phosphor und Schwefel. Andernfalls sinken die Ernten. Eine richtig bemessene Menge fördert außerdem die Pflanzengesundheit und kann komplett von der Pflanze verwertet werden. Es bleibt kein Rest übrig, der aus dem Boden ins Wasser ausgewaschen werden könnte.

Um Mineraldünger auszubringen, verwenden die Landwirte überwiegend Schleuderstreuer. Das Streugut fällt aus dem Behälter auf zwei Streuscheiben, die sich mit etwa 700 Umdrehungen pro Minute drehen. Auf den Scheiben sind radial Streuflügel angebracht, die die Körner erfassen und im Bruchteil einer Sekunde je nach Drehzahl und Flügellänge auf rund 80 km/h beschleunigen. Die Körner fliegen in einem flachen Bogen bis zu 50 Meter zur Seite und nach hinten weg.

Eine Frage der Einstellung

Ob die Körner wirklich so weit fliegen und ob die gewünschte Menge auf die Streuscheiben rieselt, hängt vom Dünger ab. Die Landwirte stellen anhand von Tabellen das Streuwerk ihres Düngerstreuers darauf ein. Ein wichtiges Hilfsmittel ist eine Wiegeeinrichtung an der Maschine, die während der Arbeit ständig prüft und nachregelt, damit die vorher im Bordrechner eingegebene Menge pro Hektar tatsächlich auch ausgebracht wird.

Gleichmäßige Verteilung ist das Ziel

Wird der Düngerstreuer eingeschaltet, liegen direkt an der Maschine die meisten Körner auf dem Boden. Weiter zu den Seiten werden es immer weniger, am Rand des Streubereichs liegen nur noch vereinzelte Körner. Der Landwirt hält dann bei der zweiten Überfahrt so viel Abstand zur ersten Fahrspur, dass sich die beiden Streubereiche überlappen und im Endeffekt über die gesamte Arbeitsbreite gleichmäßig viel Dünger auf dem Boden liegt und den Pflanzen zur Verfügung steht.

Das gleichmäßige Verteilen ist an Feldrändern oder zum Beispiel auf spitz zulaufenden Feldern schon etwas schwieriger. Ein am Düngerstreuer angebrachter Streufächer lenkt die Flugbahn der Körner bei Bedarf so ab, dass sie nicht über die Feldgrenzen hinausgeschleudert werden. Wird das Feld schmaler, kann der Landwirt die Streumengen und Wurfweiten nach links und rechts getrennt variieren. Bei modernen Streuern erfolgt das mit GPS-Unterstützung über den Bordrechner, der den Düngerstreuer auch am Anfang der Fahrt ein- und genau zum richtigen Zeitpunkt wieder ausschaltet. So gibt es keine Über- und Unterdosierungen auf dem Acker.

Teilflächenspezifische Düngung dreht an den feinen Schrauben

Wenn innerhalb eines Ackers die Bodenart zum Beispiel von Lehm nach Sand wechselt, entwickeln sich die Pflanzen unterschiedlich. Eine gleich dosierte Düngung über die gesamte Fläche wäre dann nur noch ein Kompromiss. An einigen Stellen würde zu viel, an anderen Stellen zu wenig gedüngt. Das ist schlecht für Umwelt, Pflanzen und Wirtschaftlichkeit. Die teilflächenspezifische manuelle Steuerung des Düngerstreuers stellt hohe Anforderungen an die Erfahrung und die Reaktionsfähigkeit des Landwirts. Auch unterstützt die Technik. Der Landwirt füttert den mit GPS verbundenen Bordrechner mit Streukarten. Diese wurden zuvor anhand von Bodenuntersuchungen und Ernteergebnissen erstellt, sodass der voraussichtliche Bedarf der Pflanze an der jeweiligen Stelle auf dem Acker möglichst exakt erfüllt wird. Ebenso können Sensoren die Düngermenge bedarfsgerecht variieren. Am Traktor angebracht ermitteln sie den Versorgungszustand der Pflanzen während der Überfahrt und steuern den Bordrechner und damit die auszubringende Nährstoffmenge.

Mit Know-how, Erfahrung sowie ausgereifter analoger und digitaler Technik können Pflanzen weitestgehend bedarfsgerecht und umweltschonend gedüngt werden. Die große Unbekannte bleibt aber das Wetter. Temperatur und Bodenfeuchtigkeit beeinflussen die Verfügbarkeit der Nährstoffe und den Pflanzenbedarf wesentlich. Hier ist wieder das Wissen des Landwirts gefragt, der unter anderem mit der Aufteilung der Düngung auf mehrere Teilgaben reagiert.

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