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Bei der Blütenspritzung im Raps kann die Dropleg-Technik ihre Stärken ausspielen. Foto: Lechler GmbH
12.07.2018
Forschung & Technik

Droplegs applizieren Pflanzenschutzmittel genauer

Bienen kommen kaum mit Wirkstoffen in Berührung

Der Bienenschutz rückt die Dropleg-Technik wieder in den Fokus des Interesses. Dabei gibt es sie bereits seit den 1950er Jahren. Die am Gestänge des Pflanzenschutzgeräts befestigten Rohre mit den Düsen am unteren Ende sind ursprünglich für andere Zwecke konstruiert worden.

Gesunde Bienen

Die Agrarwirtschaft sucht ständig nach Möglichkeiten, wie Bienen wirkungsvoll geschützt werden können. Landwirte und Gärtner profitieren von deren Bestäubungsleistung. Außerdem ist eine gesunde Biene so etwas wie ein Symbol für eine gesunde Umwelt. Daher rückte die Dropleg-Technik in den letzten Jahren wieder verstärkt in den Fokus der Pflanzen- und Umweltschützer. In Projekten gefördert und mit Preisen prämiert, steckt eigentlich ein verblüffend einfaches Prinzip dahinter. Die Pflanzenschutzmittel werden im Rapsanbau nicht von oben auf die Blüten, sondern unter die circa 40 Zentimeter breite Blütenschicht gesprüht. Dort gehören sie auch hin, denn sie sollen nicht die Blüten, sondern Stängel und Blätter der Hauptnahrungspflanze der Honigbiene vor Rapskrebs schützen. Die Insekten kommen somit kaum noch mit den Pilzbekämpfungsmitteln in Berührung. Infolgedessen weist der Honig selbst für feinste Analysentechnik so gut wie keine messbaren Rückstände auf.

So funktionieren Droplegs

Droplegs bestehen im Wesentlichen aus Kunststoffrohren, die am Gestänge des Pflanzenschutzgeräts befestigt werden. Die Spritzbrühe fließt durch das Rohr und wird über eine am unteren Ende befindliche Düse versprüht. Die Rohre tauchen wie ein Kamm in den Pflanzenbestand ein. Anders als mit der konventionellen Technik, bei der die Pflanzenschutzmittel immer von oben angewendet werden, können die Ausbringungsorte nach Bedarf variiert werden. Ein Beispiel: Selbst bei einem dichten Blätterdach wie zum Beispiel bei größeren Zuckerrüben kann durch die eintauchenden Droplegs der Boden noch getroffen und spät auflaufendes Unkraut wirksam bekämpft werden.

Findige englische Techniker entwickelten die ersten Droplegs bereits in den 1950er Jahren. Damals bestanden sie aus Alurohren und waren jeweils 5 Kilogramm schwer. Im Gegensatz dazu ist ein Rohr mit Befestigung und Düse heute 400 Gramm leicht. Der Kunststoff ist flexibel und verbiegt sich nicht wie Aluminium bei Bodenkontakt. Die leichten Rohre sind pendelnd aufgehängt und verursachen deswegen keine Schäden an den Pflanzen.

Seit 2008 sind Droplegs in der heute bekannten Ausführung auf dem Markt. Zu den Kunden zählten zunächst überwiegend Gemüsebetriebe. Mit der Technik können die an den Blattunterseiten sitzenden Krankheiten wie Botrytis an der Buschbohne und Insekten wie die Weiße Fliege wirkungsvoller bekämpft werden. Seit 2011 erprobt das Landesinstitut für Bienenkunde in Hohenheim die Kunststoffrohre im Hinblick auf den Bienenschutz. Auf Anhieb mit dem erhofften Erfolg. Seitdem finden Droplegs immer mehr Aufmerksamkeit und sind unter anderem 2017 mit dem renommierten European Bee Award, der von der European Land Owners‘ Association verliehen wird, ausgezeichnet worden.

Anfangsinvestition nicht unerheblich

Der Erstumbau des Pflanzenschutzgeräts dauert je nach Gerät und Arbeitsbreite einige Tage und kostet mehrere tausend Euro. Deswegen scheuen viele Landwirte die Investition. Sind die Halterungen für die Kunststoffrohre allerdings einmal montiert, geht die Umrüstung von Düsen am Spritzgestänge zu Droplegs und zurück innerhalb von etwa einer Stunde. Schnelle Umrüstzeiten sind wichtig, denn nicht alle Pflanzenschutz-Maßnahmen können mit Droplegs erfolgen.

Verschiedene Einsatzmöglichkeiten

Die hohen Anfangsinvestitionen lohnen sich vor allem für Landwirte, die die Technik auf einer großen Fläche einsetzen können. Also zum Beispiel für Lohnunternehmer, die für mehrere Betriebe den Raps behandeln. Finanziell noch interessanter wird es, wenn die Stärken der Technik auch in anderen Kulturen zum Einsatz kommen. So zum Beispiel wie erwähnt bei der Unkrautbekämpfung in größeren Zuckerrüben oder auch im Mais sowie bei der Schaderregerbekämpfung in Kartoffeln und Gemüse. Die Unkrautbekämpfung ist verträglicher für die Kulturpflanze, weil die Mittel nicht mehr ihre Blätter treffen. Zudem können flüssige Dünger damit im stehenden Getreide an den Boden herangebracht werden. Ein weiterer Zusatznutzen ist die geringe Windanfälligkeit. Wenn der Wind mit mehr als 5 Metern pro Sekunde bläst, sollten konventionelle Maßnahmen unterbleiben, weil die Abdrift zu groß wird. Im Pflanzenbestand weht jedoch kaum Wind. Die Zeitfenster für Pflanzenschutz-Anwendungen werden größer, die Maschine kann besser ausgelastet werden.

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